Festakt

Begegnungen in Obernbreit

Am 29. September 2013 wurde die ehemalige Synagoge Obernbreit im heutigen Landkreis bayerischen Kitzingen (Unterfranken) ein Jahr nach dem Beginn aufwendiger Umbauarbeiten mit einem großen Festakt feierlich als ein »Ort des Erinnerns, des Gedenkens und der Begegnung« eröffnet. Dazu hatten sich Vertreter der beiden christlichen Kirchen, der jüdischen Religionsgemeinschaft, Politiker und Mitglieder des Träger- und Fördervereins in der einstigen Synagoge eingefunden.

In Obernbreit existierte von 1528 bis 1910 eine jüdische Gemeinde. Sie besaß eine 1748 erbaute Synagoge mit Vorbeterwohnung, eine Schule und eine Mikwe. Nach dem Verkauf an Privatleute 1911 wurde die Synagoge zunächst als Wartungsbau für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und später, bis Anfang des 21. Jahrhunderts, als Schuppen und Lagerhalle benutzt. An die ursprüngliche Funktion des Bauwerks erinnerte lange Zeit lediglich ein sehr schöner Chuppastein an der linken Seite des Synagogengebäudes, der aber im Laufe der Zeit nur noch schwer zu erkennen war.

chuppastein Erst mit der Renovierung dieses Chuppasteines, die der inzwischen verstorbene Pfarrer Helmut Walz durchführen ließ, begann man, sich in Obernbreit wieder mit der früheren jüdischen Gemeinde zu beschäftigen. Im Oktober 2005 wurde unter Beteiligung des damaligen evangelischen Ortspfarrers und des Altbürgermeisters der »Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Obernbreit e.V.« gegründet, der es sich zum Ziel setzte, das einstige Synagogengebäude als bedeutendes Denkmal der Ortsgeschichte zu erhalten.

Noch im gleichen Jahr wurde der Verein Eigentümer des Gebäudes. Danach erfolgten umfangreiche Renovierungs- und Reparaturarbeiten, in deren Verlauf auch die Mikwe wiederentdeckt wurde, die zehn Meter unter dem Erdboden liegt und durch einen schmalen Treppenschacht mit 44 Sandsteinstufen zu erreichen ist. Im Zuge der Renovierungsarbeiten konnten auch Überreste einer kleinen Genisa gefunden werden.

epochen Erfreulich ist, dass das einstige Synagogengebäude nicht einheitlich renoviert wurde, sondern so, dass man Zeugnisse aller Epochen, die das Bauwerk erlebt hatte, vor Augen hat – von der farbigen Wandmalerei aus der Entstehungszeit über den Platz, an dem sich einst der Toraschrein befunden hat, bis zu Spuren aus der Zeit, als es als Reparatur- und Lagerhalle diente. Auch die beiden hölzernen Schiebetüren sind erhalten geblieben, aber man betritt das Gebäude durch zwei moderne Glastüren.

Die einstige Synagoge soll heute nicht als Museum dienen, sondern vielmehr als eine Stätte der Begegnung und des Zusammenwirkens. Seit der Eröffnung fanden schon einige Veranstaltungen in dem Gebäude statt, andere sind in Planung.

Interview

Holocaust-Überlebender Weintraub wird 100: »Ich habe etwas bewirkt«

Am 1. Januar wird Leon Weintraub 100 Jahre alt. Er ist einer der letzten Überlebenden des Holocaust. Nun warnt er vor Rechtsextremismus und der AfD sowie den Folgen KI-generierter Fotos aus Konzentrationslagern

von Norbert Demuth  16.12.2025

Magdeburg

Neuer Staatsvertrag für jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt

Das jüdische Leben in Sachsen-Anhalt soll bewahrt und gefördert werden. Dazu haben das Land und die jüdischen Gemeinden den Staatsvertrag von 2006 neu gefasst

 16.12.2025

Bundestag

Ramelow: Anschlag in Sydney war Mord »an uns allen«

Erstmals gab es in diesem Jahr eine Chanukka-Feier im Bundestag. Sie stand unter dem Eindruck des Anschlags auf eine Feier zum gleichen Anlass am Sonntag in Sydney

 16.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns wollen?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Berlin

Chanukka-Licht am Brandenburger Tor entzündet

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet. Der Bundespräsident war dabei

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Berlin

Straße nach erster Rabbinerin der Welt benannt

Kreuzberg ehrt Regina Jonas

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Chanukkia

Kleine Leuchter, große Wirkung

Von der Skizze bis zur Versteigerung – die Gemeinde Kahal Adass Jisroel und die Kunstschule Berlin stellen eine gemeinnützige Aktion auf die Beine. Ein Werkstattbesuch

von Christine Schmitt  12.12.2025