Louisa Ortmanns aus Köln kann den Sommer kaum erwarten. Denn dann wird die 19-Jährige wieder nach Israel fahren. »Schon jetzt freue ich mich riesig auf den Besuch in Israel, um dann dort mit unseren israelischen Freunden zusammen sein zu können«, sagt Louisa.
Hinter ihr liegt eine besondere Begegnung im Rahmen eines Schülerprojekts des Gymnasiums Kreuzgasse mit einer Schülergruppe aus dem Jugenddorf Hakfar Hayarok. Gemeinsam sind die jungen Erwachsenen der Frage nachgegangen, wie Erinnern an den Holocaust »mit dem Ziel des gegenseitigen Verstehens lebendig gehalten werden und daraus eine Vision für eine demokratische und friedensvermittelnde Zukunft erlernt werden« kann.
Pädagogik Ausgearbeitet wurde dies bei einem Konzert in der Synagogen-Gemeinde Köln (SGK), das Projekt folgt einem besonderen musikpädagogischen Ansatz. Es wird neben der SGK auch von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und vom Verein »Begegnungen 2005« unterstützt.
25 israelische und 22 Kölner Schülerinnen und Schüler interpretierten Gedichte und Texte, die während des Holocaust entstanden waren. Die 17-jährige Abigail Zoller schrieb zum Gedicht »There are no Stars in the Sky« die Musik, die vielen der 160 Gäste des Konzerts im Saal der Synagoge naheging.
Die Schülerinnen und Schüler aus Israel und Köln wollen Brücken bauen.
Der Kölner Gemeinderabbiner Yechiel Brukner würdigte die Arbeit der Jugendlichen: »Ihr habt die Gedichte übersetzt, eure Fähigkeiten hineingelegt, komponiert, damit die Menschen, die sie geschrieben und die Schoa nicht überlebt haben, nicht vergessen werden – ich ziehe den Hut vor euch.« Diese Arbeit sei ein wichtiger Dienst für alle, für die Schule, die Stadt, das Land und für die ganze Welt, so Brukner.
Michael Rado vom SGK-Vorstand ist beeindruckt vom Konzept und begrüßte vor allem die jungen Gäste mit den Worten: »Sie, die Sie heute hier alle anwesend sind, sind auf der richtigen Seite. Sie haben die Verantwortung erkannt, die jeder Einzelne von Ihnen für dieses Land und für die Menschen hier hat.« Mit Blick auf das Motto des Projektes »Remember the Past – Shape the Future« ermutigte er die Teilnehmer: »Ja, bitte tun Sie das; mit einem Konzept, das die Brücke von der Vergangenheit zur Zukunft schlägt und die junge Generation zusammenführt.«
Beitrag Junge Menschen der dritten Generation nach der Schoa wollen so einen aktiven Beitrag zur deutsch-israelischen Erinnerungskultur leisten. Sie erinnern auch an Otto Nathan, einen Schüler des Kreuzgasse-Gymnasiums, der von den Nazis verfolgt wurde. Auch an zwei weitere jüdische Schüler, Gottfried Ballin und Richard Rosendahl, denken die Jugendlichen. »Von einigen wissen wir viele Details, von anderen außer dem Namen fast nichts«, erklärt der 17-jährige Hugo Frid: »Sie scheinen regelrecht vor unseren Augen zu verschwinden.«
Die Schülerinnen und Schüler aus Israel und Köln wollen Brücken bauen. Der 17-jährige Liam Brotmann aus Herzliya findet: »Es ist für uns ein großartiges Erlebnis, in Köln zu sein und gemeinsam mit Gleichaltrigen vom Gymnasium Kreuzgasse zusammenzuarbeiten, zu musizieren, Erfahrungen auszutauschen und damit einen Weg in unsere Zukunft zu ebnen.« Liam und Louisa blicken hoffnungsvoll nach vorn und auf die nächste Begegnung – für das Erinnern.