Kompakt

Beauftragter, Trauer

Potsdam

Nur zwei Wochen nach der Einigung zugunsten einer Synagoge in Potsdam gibt es offenbar wieder Streit zwischen der Synagogengemeinde und der Jüdischen Gemeinde. Obwohl sich beide Gemeinden erst am 24. April im Beisein von Kulturministerin Manja Schüle (SPD) auf den Synagogen-Vorentwurf von Architekt Jost Haberland verständigt hatten, so schreibt die Märkische Allgemeine, gebe es hinter den Kulissen nun erneut einen Zwist. Dabei geht es um den Posten eines Synagogenbeauftragten, der als offizieller Ansprechpartner für das Kulturministerium beim Bauprojekt fungieren soll. Ud Joffe, Vorsitzender der Synagogengemeinde, reklamiere diese Funktion offenbar weiterhin für sich – und das, obwohl ihn die Jüdische Gemeinde im Januar von dem Amt als Sprecher für die beiden Gemeinden entbunden hatte. Grund, so die Zeitung, war die Unzufriedenheit mit Joffes Agieren in Sachen Synagoge. Bis Ende Mai sollen sich die Gemeinden auf einen Baubeauftragten einigen. ja

Bad Nauheim

Der Göttinger evangelische Theologieprofessor und Judaist Berndt Schaller ist tot. Er starb bereits am 1. Mai im Alter von 89 Jahren, wie die Universität Göttingen mitteilte. Schaller setzte sich über viele Jahre hinweg für den Dialog zwischen Kirche und Judentum ein. Von 1985 bis 1997 engagierte sich der Wissenschaftler in der Kommission Kirche und Judentum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Von 1998 bis 2007 war er evangelischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Schaller lehrte von 1972 bis 1995 an der Theologischen Fakultät der Göttinger Uni, zuletzt als Dozent für antikes Judentum und Neues Testament. Geschichte, Literatur und Religion des antiken Judentums und die jüdischen Grundlagen des Neuen Testaments waren die Schwerpunkte seiner Forschung. Seine Studien zu jüdischen Schriften in griechischer Sprache gelten als Standardwerk. Von 1998 bis 2010 leitete er als Vorsitzender die Buber-Rosenzweig-Stiftung. Am 28. August 1930 in Heidelberg geboren, wuchs Schaller im Ruhrgebiet auf. Sein Vater als Naturwissenschaftler und seine Mutter mit italienischen Wurzeln haben ihn beide geprägt. Die Nachricht vom Tod Schallers »hat uns alle tief getroffen. Mit ihm verlieren wir einen Freund und Kollegen«, würdigte die ehemalige katholische Präsidentin des Koordinierungsrates, Eva Schulz-Jander, ihren Kollegen. Zahlreichen Studierenden habe Schaller die Bedeutung und den Respekt vor dem Judentum für den christlichen Glauben vermittelt. »Für dieses Thema brannte er und konnte darüber in heftigen Streit, auch mit Kollegen, geraten. Ich erinnere nur an den Göttinger Missionsstreit der späten 80er-Jahre, der Berndt Schaller weit über Göttingen hinaus bekannt machte«, schrieb Schulz-Jander. epd/ja

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025