Auszeichnung

Aus Liebe zu Israel

Der 90-jährige Ralph Giordano wird für sein Lebenswerk geehrt. Foto: Alexander Stein

Der Tisch ist gedeckt. Ostpreußen adé und Mein irisches Tagebuch stapeln sich darauf, auch Die zweite Schuld und Die Bertinis sind angerichtet. Der Autor sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen in der leeren ersten Reihe, dem Saal abgewandt. Seine weißen Haare berühren fast den Seidenschal, der auf seinen Schultern ruht.

Die Gäste haben sich nach der Ehrung in eine lange Schlange eingereiht und tragen ihre Bücher vom Verkaufsstand am Saalende zu ihm nach vorn. Im Mittelgang bildet sich ein kleiner Stau. Mit beiden Händen nimmt der Autor das erste Buch entgegen. Er schlägt den Deckel auf und blättert vor auf die dritte Seite. »Von der Leistung kein Zyniker geworden zu sein«, steht dort gedruckt. Er setzt den ihm gereichten Kugelschreiber an und schreibt: Ralph Giordano.

Lebenswerk Der 90-Jährige wurde am vergangenen Sonntag von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Aachen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Vorsitzender Axel Holst überreichte ihm den »Ehrenpreis« vor rund 100 Gästen in der Synagoge Aachen.

Giordano habe sich »in besonderer Weise um den Staat Israel sowie um die deutsch-israelischen Beziehungen verdient« gemacht, lobte der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman. Stets habe er seine Stimme erhoben »gegen Extremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus«. Giordano habe stets gegen »einseitige Schuldzuweisungen an Israel« gekämpft, fuhr der Diplomat fort. Er sei »unermüdlich«, ergänzte Holst, wider alle Anfeindungen und Morddrohungen.

»Unser wichtigstes Anliegen ist Israel«, bekräftigte Überraschungsredner Henryk M. Broder, DIG-Preisträger des Jahres 2011. »Israel ist die einzige positive Erfahrung des Judentums in den letzten 2000 Jahren und das Einzige, wofür es sich zu kämpfen lohnt.«

Nebenkriegsschauplatz All die Preise für Toleranz, die Empfänge für die falschen Leute und die Bundesverdienstkreuze für das »antizionistische Milieu« seien nur ein »Nebenkriegsschauplatz«. »Glauben Sie nicht, dass es für irgendjemanden von uns noch ein ruhiges Leben geben könnte, wenn es – Gott behüte – eines Tages Israel nicht mehr geben sollte«, warnte Broder und blickte über seine tief sitzende Brille ins Publikum. »Israel ist unser aller Garant.« Es sei beunruhigend, »wie empfindungslos sich weite Kreise über die Berechtigung israelischer Gegenwehr hinwegsetzen«, warnte Giordano in seiner Dankesrede unter dem Titel »Masada wird nie wieder fallen!«

In Masada, einer Bergzitadelle am Toten Meer, hatten sich vor 2000 Jahren Hunderte belagerte Juden im Angesicht einer römischen Übermacht »selbst entleibt«. Was brauche es, damit man in Deutschland erkennt, was es bedeutet, »jederzeit und überall« in Israel »getötet oder verletzt« werden zu können? »Muss denn tatsächlich hier erst eine Bombe platzen?«, fragte sich Giordano.

Er fühle sich »unlösbar« mit Israel verbunden, »unabhängig von den Maßnahmen der Politik und den Resolutionen abwählbarer Regierungen«. Die Liebe zu Israel sei »die Hülle meiner Kritik« an diesem Land. Mit vor Rührung gebrochener Stimme und unter Tränen vervollständigte Giordano seinen Satz: »Israel gehört all meine Bewunderung!«

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024

Essay

Steinchen für Steinchen

Wir müssen dem Tsunami des Hasses nach dem 7. Oktober ein Miteinander entgegensetzen

von Barbara Bišický-Ehrlich  16.04.2024

München

Die rappende Rebbetzin

Lea Kalisch gastierte mit ihrer Band »Šenster Gob« im Jüdischen Gemeindezentrum

von Nora Niemann  16.04.2024

Jewrovision

»Ein Quäntchen Glück ist nötig«

Igal Shamailov über den Sieg des Stuttgarter Jugendzentrums und Pläne für die Zukunft

von Christine Schmitt  16.04.2024

Porträt der Woche

Heimat in der Gemeinschaft

Rachel Bendavid-Korsten wuchs in Marokko auf und wurde in Berlin Religionslehrerin

von Gerhard Haase-Hindenberg  16.04.2024