Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Die Standorte von Stolpersteinen können zukünftig per App gefunden werden. Foto: picture alliance/dpa

In der in Schleswig-Holstein gestarteten App »Stolpersteine Digital« sollen alle 90.000 Stolpersteine in Deutschland erfasst werden. Bis Ende 2027 wird so erstmals eine bundesweite Datenbank aller Stolpersteine entstehen, wie der Landesbeauftragte für politische Bildung am Montag in Kiel mitteilte.

In der App können die Biografien der Opfer des Nationalsozialismus abgerufen werden, an die der Stolperstein erinnert.

Erinnerung an Lebensgeschichten

Bis Ende 2024 seien alle Stolpersteine in Schleswig-Holstein in die App integriert worden, in diesem Jahr seien Stolpersteine in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern aufgenommen worden. Gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung beginne nun der Roll-out auf ganz Deutschland. »Mit der Ausweitung der App halten wir die Erinnerung an die Lebens- und Leidensgeschichten der vielen Opfer des Nationalsozialismus in ganz Deutschland wach«, sagte der Landesbeauftragte für politische Bildung, Christian Meyer-Heidemann.

Nutzerinnen und Nutzer der App können mit der Kamera ihres Mobiltelefons Stolpersteine scannen und so die Biografie des Menschen abrufen. Zudem enthalte die App eine Gedenkfunktion. Mit Hilfe von Augmented Reality kann eine virtuelle Kerze am Stolperstein platziert und mit einer persönlichen Gedenkbotschaft versehen werden. »Durch die virtuelle Gedenkfunktion können wir insbesondere junge Menschen erreichen«, sagte Meyer-Heidemann.

Größtes dezentrales Mahnmal der Welt

Die App ist ein Kooperationsprojekt des Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein und weiterer Landeszentralen für politische Bildung. Das Gesamtbudget des bundesweiten Roll-outs betrage 250.000 Euro, hieß es. Die Bundeszentrale für politische Bildung fördere das Projekt mit 179.000 Euro.

Die Stolpersteine gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt, das an Menschen erinnert, die in der NS-Zeit verfolgt, erniedrigt oder ermordet wurden. Seit 1996 verlegen der Künstler Gunter Demnig und sein Team rund zehn mal zehn Zentimeter große Messing-Gedenksteine vor früheren Wohnorten der Opfer. Inzwischen gibt es mehr als 107.000 Stolpersteine in etwa 30 europäischen Ländern. epd

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