Augsburg

»Alle Pläne werden Wirklichkeit«

Alexander Mazo Foto: Privat

Augsburg

»Alle Pläne werden Wirklichkeit«

Alexander Mazo über eine Fünf-Millionen-Zuwendung für die Sanierung der Großen Synagoge

von Helmut Kuhn  27.03.2023 13:45 Uhr

Herr Mazo, Sie haben gerade einen Scheck über fünf Millionen Euro aus dem Entschädigungsfonds der Bayrischen Staatsregierung zur Sanierung der Großen Synagoge in Augsburg erhalten. Was sagen Sie zu dieser freudigen Überraschung?
Das war ja längst bekannt, der Festakt bestätigte dies nur. Aber das ist natürlich sehr erfreulich und zeigt, dass alle unsere Pläne Wirklichkeit geworden sind. Die Hauptsache einer jeden Baumaßnahme ist nun einmal die Finanzierung.

Müssen Sie Teile des Geldes auch für neue Sicherheitsmaßnahmen verwenden?
95 Prozent der neuen Sicherheitsmaßnahmen wurden bereits durchgeführt, das hat das bayerische Innenministerium nicht nur empfohlen, sondern auch finanziert. Wir können das Geld jetzt für die Baumaßnahmen verwenden, die im Sommer schon begonnen haben. So mussten zunächst die riesigen Fenster sehr dringend saniert werden. Die Aufträge zur Dachsanierung wurden ebenso bereits verteilt, alles läuft nach Plan, wir haben sämtliche Phasen wie vorgeschrieben durchgeführt.

Bleibt noch etwas übrig für kulturelle Belange oder die Unterstützung der zahlreichen geflüchteten ukrainischen Familien, die Sie betreuen?
Leider ist das nicht der Fall. Die ganze Summe geht in die Restaurierung, die rund 26 Millionen Euro beträgt, und wir müssen unseren gesetzlichen Anteil von zehn Prozent selbst tragen. Darin integriert ist auch die Sanierung der wiedergefundenen Mikwe. Genau heute beginnt eine Baufirma damit. Ich hatte jahrelang danach gesucht, sie aber bedauerlicherweise nicht gefunden. Und dann hat in der Vorplanungsphase tatsächlich ein Restaurator zunächst die Baupläne der alten Mikwe und anschließend die alte Mikwe selbst in einem geschlossenen Raum entdeckt, zu dem wir damals keinen Zutritt hatten. Das war eine wirklich schöne Überraschung.

Bayerns Kunstminister Markus Blume betonte anlässlich der Schecküberreichung, Denkmalschutz sei eine historische Verantwortung, und das werde an diesem »Kraftort« ganz besonders deutlich …
Der Name dieses Fonds, Entschädigungsfonds, sagt meiner Meinung nach sehr viel aus. Es geht um Gerechtigkeit und um geschichtliche Verantwortung. Mich beschlich, während ich diesen Scheck bekam, so ein Gefühl, als sei ich von der Vorkriegsgemeinde dazu beauftragt, diese Synagoge zu res­taurieren. Es geht um die Vergangenheit, um die Gegenwart – und um die Zukunft.

Sie haben gegenwärtig rund 1400 Gemeindemitglieder und 30 Geflüchtete aus der Ukraine zu Gemeindemitgliedern erklärt. Wie wollen Sie die Zukunft gestalten?
Ab dem 1. April kommt ein junger Rabbiner aus Israel mit seiner Familie zu uns nach Augsburg, Asher Goldschmidt. Wir wünschen uns vor allem eine sichere Zukunft, trotz aller Schwierigkeiten, trotz des Antisemitismus. Wir haben erst vor Kurzem die Stelle eines Antisemitismusbeauftragten in Augsburg eingerichtet. Wir helfen rund 100 ukrainischen Familien und haben nach Absprache mit der ZWST eine Arbeitsgruppe für sie gegründet. Wir freuen uns über einen neuen Friedhof und bauen eine Aussegnungshalle. Die Sanierungsarbeiten der Synagoge dauern planungsgemäß acht Jahre. Wir haben viele Baustellen, und alles läuft parallel.

Mit dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg, sprach Helmut Kuhn.

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025