Berlin

70 Jahre »Fabrikaktion«

Generationengespräch während der Gedenkfeier in der Rosenstraße: Schülerin Kathrin Pham, Schauspielerin Katja Riemann, Zeitzeugin Ruth Recknagel und als Moderator Thomas Heppener vom Anne Frank Zentrum in Berlin (v.l.) Foto: Rolf Walter

Mit einer Gedenkstunde ist am Donnerstag in Berlin an die Verhaftung jüdischer Zwangsarbeiter und die anschließenden Proteste von Ehefrauen im Februar 1943 erinnert worden. Die »Fabrikaktion« jährte sich in diesem Jahr zum 70. Mal.

»Was diesen Ort zu einem besonderen unserer Zeitgeschichte macht, ist der Mut der Frauen und Männer«, mit dem sie an dieser Stelle »dem NS-Regime die Stirn boten«, sagte der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) bei der Gedenkfeier. »Zugleich war es auch das letzte Aufbegehren gegen die Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Berlinerinnen und Berliner«, fügte er laut vorab verbreitetem Redetext hinzu. Denn kurze Zeit später sei ein Überleben nur noch im Untergrund möglich gewesen.

Die Veranstaltung begann mit dem Kaddisch und El Male Rachamim am Gedenkstein in der Großen Hamburger Straße. Im Anschluss fand ein Schweigemarsch zum Denkmal in der Rosenstraße statt. Dort sprachen unter anderem Kulturstaatssekretär André Schmitz, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, der Vorsitzende der Israelitischen Synagogen-Gemeinde Adass Jisroel, Mario Offenberg, und Bezirksbürgermeister Christian Hanke Worte des Gedenkens.

Protest
Am 27. und 28. Februar 1943 waren in Berlin mehrere Tausend jüdische Zwangsarbeiter aus Fabriken und Wohnungen geholt und verhaftet worden. 6000 von ihnen sollen Schätzungen zufolge in Vernichtungslagern ermordet worden sein. Weitere rund 2000 Männer, die mit nach Nazi-Jargon »arischen« Frauen verheiratet waren, wurden im Gebäude der jüdischen Sozialverwaltung in der Rosenstraße in Berlin-Mitte festgehalten.

Dort protestierten die Ehefrauen mehrere Tage lang gegen die Internierung. Dass ihre Ehemänner laut neueren Forschungsergebnissen aufgrund ihrer »Mischehe« selbst nicht in die Vernichtungslager gebracht, sondern die deportierten Arbeitskräfte ersetzen sollten, konnten sie nicht wissen. Bis Kriegsende mussten die Männer weiterhin Zwangsarbeit leisten. Das Gebäude in der Rosenstraße wurde bei einem Bombenangriff 1945 schwer beschädigt und später abgerissen. epd/ja

75 Jahre Zentralrat

Zentralratspräsident: Zusammenlegung von jüdischen Gemeinden »schmerzlich«, aber denkbar

Zu wenig engagierter Nachwuchs und mögliche Zusammenschlüsse von jüdischen Gemeinden - so sieht die Lage laut Zentralrat der Juden derzeit aus. Präsident Schuster äußert sich auch zur Rabbinerausbildung in Potsdam

von Leticia Witte  17.07.2025

Stuttgart

Geige, Cello, Kickboxen

Die Musikerinnen Taisia und Elina über den Karl-Adler-Wettbewerb, Spaß und eigene Stücke

von Christine Schmitt  16.07.2025

Jiddisch

Der unerfüllte Traum

Im Rahmen der Scholem-Alejchem-Vortragsreihe sprach der Judaist Gennady Estraikh über die Geschichte von Birobidschan

von Nora Niemann  16.07.2025

München

»Unsere jüdische Bavaria«

80 Jahre Israelitische Kultusgemeinde München und 40 Jahre Präsidentschaft von Charlotte Knobloch: Am Dienstagabend wurde das Doppeljubiläum mit einem Festakt gefeiert. Für einen scharfzüngigen Höhepunkt sorgte der Publizist Michel Friedman

von Christiane Ried  16.07.2025

München

»Ich habe größten Respekt vor dieser Leistung«

Zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Charlotte Knobloch wird sie von Zentralratspräsident Josef Schuster geehrt

 16.07.2025

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025