Nachruf

50 Jahre gegen Rechts

Aufklärer und Mahner: Heiner Lichtenstein Foto: pc

Der Journalist und Publizist Heiner Lichtenstein ist tot. Der in Chemnitz geborene langjährige Radioredakteur des Westdeutschen Rundfunks starb am 4. Juli in Köln. Für sein Engagement gegen Rechts und die journalistische Aufklärung unter anderem durch seine Berichterstattung über NS-Prozesse wurde Lichtenstein immer wieder von jüdischen Gremien mit hohen Preisen bedacht. 1990 erhielt er den Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland. 1999 zeichnete ihn die Jüdische Gemeinde Düsseldorf mit der Josef-Neuberger-Medaille aus. Erst vor einem halben Jahr ehrte ihn die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit dem »Giesberts-Lewin-Preis für Toleranz und Verständigung«.

Preisträger Mit ihm werden Personen ausgezeichnet, die sich entschieden gegen rassistische und antisemitische Tendenzen engagieren. Die Namensgeber des 2006 erstmals verliehenen Preises sind der Kölner Pädagoge Johannes Giesberts (1909–1981) und der 1933 nach Palästina ausgewanderte Heidelberger Historiker Shaul Lewin, die in den 1960er-Jahren einen intensiven Jugendaustausch zwischen Köln und Tel Aviv initiierten. Preisträger Lichtenstein befindet sich damit in illustrer Gesellschaft mit Bundeskanzlerin Angela-Merkel (Josef-Neuberger-Medaille) oder Ralph Giordano und Gerhart Baum (Giesberts-Lewin-Preis 2006 und 2010).

Mehr als 50 Jahre beschäftigte sich Heiner Lichtenstein mit dem Holocaust und den wiederaufkeimenden Rechtsextremismus. Er berichtete über NS-Prozesse in Deutschland und im Ausland. Er schrieb über das Schicksal der Juden, Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus und trug zum Verständnis zwischen Deutschen und Juden bei. Neben seinen journalistischen Berichten verfasste Lichtenstein Bücher wie Warum die Alliierten Auschwitz nicht bombardierten (1980) und zuletzt Täter, Opfer, Folgen: Der Holocaust in Geschichte und Gegenwart (1997). Und auch nach seinem Rückzug aus dem tagespolitischen Journalismus publizierte Lichtenstein im Weblog Blick nach Rechts. Heiner Lichtenstein wurde 78 Jahre alt.

Sehen!

Die gescheiterte Rache

Als Holocaust-Überlebende das Trinkwasser in mehreren deutschen Großstädten vergiften wollten

von Ayala Goldmann  04.05.2025 Aktualisiert

Zusammenhalt

Kraft der Gemeinschaft

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern feierte das Fest der Freiheit im Geiste von Tradition und Herzlichkeit

von Rabbiner Shmuel Aharon Brodman  03.05.2025

Porträt der Woche

Die Zeitzeugin

Assia Gorban überlebte die Schoa und berichtet heute an Schulen von ihrem Schicksal

von Christine Schmitt  03.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025