Talmudisches

Skorpione

Auch in Babylon gab es Skorpione. Foto: Getty Images/iStockphoto

Talmudisches

Skorpione

Was unsere Weisen über die Spinnentiere lehren

von Chajm Guski  20.01.2023 11:38 Uhr

Im heutigen Israel gibt es 21 Arten von Skorpionen, fünf Arten davon sind giftig. Unter ihnen ist der »Gelbe Mittelmeerskorpion« der wohl giftigste, für einen gesunden Erwachsenen kann ein Stich zu ernsthaften Problemen führen – für Kinder kann er tödlich sein.

Dass der Skorpion trotz seiner geringen Größe gefährlich ist, dürfte bekannt sein. Es liegt nahe, dass die Weisen sich vor allem mit diesem Aspekt des Skorpions beschäftigt haben, der im Talmud »Akrab« heißt.

vorsicht Auch in Babylon gab es Skorpione. Die Vorsicht vor diesen Tieren stand im Vordergrund, etwa bei leeren Brunnen: »Raw Kahana sagte: Rabbi Nathan ben Minjomi trug im Namen Rabbi Tanchums vor. Es heißt: ›Die Grube aber war leer, kein Wasser war darin‹ (1. Buch Mose 37,24). Wenn es heißt, dass sie leer war, so weiß ich ja, dass kein Wasser darin war!? Vielmehr, kein Wasser war darin, wohl aber Schlangen und Skorpione« (Chagiga 3a).

Was aber geschieht, wenn man am Schabbat in den eigenen vier Wänden einem Skorpion begegnet? Im Traktat Schabbat (121b) wird darüber diskutiert.

Die Mischna schlägt vor, den Skorpion mit einer Schale zu bedecken. Aber Rabbi Jehoschua ben Levi hat eine andere Lösung: »Alle schädlichen Lebewesen werden am Schabbat getötet.« Raw Josef zitiert eine andere Stelle und stellt fest: »Fünf Lebewesen dürfen auch am Schabbat getötet werden: die giftige Fliege, die im Land Ägypten ist, die Hornisse aus Ninive, der Skorpion in Chadjab (der nordwestliche Teil des alten Assyriens) und die Schlange, die im Land Israel ist, sowie ein tollwütiger Hund an jedem Ort.«

GegenGIFT Gab es ein Gegenmittel? Im Traktat Schabbat (109b) wird eines empfohlen. Das Rezept ist allerdings mit Vorsicht zu genießen: »Rabbi Chanina sagte: 40-tägiger Urin; eine Barzina gegen den Stich einer Hornisse, ein Viertel Log (das heißt, etwa ein Achtelliter) gegen den eines Skorpions, die Hälfte eines Viertel Log, wenn man offenstehendes Wasser getrunken hat, ein Log hilft gegen Zauberei.« Es könnte aber auch sein, dass der Urin eines 40 Tage alten Kindes gemeint ist.

Für Sechsjährige wird zudem die Galle des Storchs in Bier empfohlen: »Abaje sagte: ›Meine Mutter hat mir gesagt, dass ein sechsjähriges Kind, das an dem Tag, an dem es sechs Jahre alt wird, von einem Skorpion gestochen wird, nicht überlebt, wenn es nicht sofort behandelt wird. Was ist sein Heilmittel? Die Storchgalle in Bier. Man sollte es mit dieser Mischung einreiben und es trinken lassen‹« (Ketubot 50a).

Skorpione galten selbst als Bestandteil von Heilmitteln. Im Traktat Gittin (69a) wird beschrieben, wie man damit den Grauen Star behandelt: »Als Heilmittel für den Grauen Star soll er den Körper eines siebengliedrigen Skorpions mitbringen, ihn im Schatten trocknen und zwei Teile Antimon (ein silberweißes Halbmetall), und einen Teil des getrockneten Skorpions zusammen mahlen. Und er soll drei Augenbürsten in dieses Auge und drei Augenbürsten in jenes Auge stecken. Aber er soll nicht mehr hineinstecken, denn wenn er diesen Rat nicht befolgt und mehr hineinsteckt, wird sein Auge platzen.«

sternbild Heute kennen wir in unseren Breiten den Skorpion als Sternbild. Diese Bezeichnung wurde schon zur Zeit des Talmuds verwendet (Berachot 58b). Das Sternbild befindet sich in der Nähe der Milchstraße.

Die talmudischen Weisen bezeichneten den »Schwanz des Skorpions« als »Feuerstrom«, der sich am Rand der Milchstraße befindet: »Es ist uns überliefert, dass, wenn der Stachel des Skorpions nicht im Feuerstrom läge, der, den ein Skorpion biss, nicht am Leben bleiben würde. Das ist es, was der Allbarmherzige zu ljow (38,31) sprach: «Könntest du die Bande des Kima (die Plejaden) knüpfen, würdest du die Fessel des Orion lösen?» Der Skorpion wird vermutlich «Begleiter» des Menschen bleiben, aber Vorsicht ist weiterhin geboten!

Chanukka

Wofür wir trotz allem dankbar sein können

Eine Passage im Chanukka-Gebet wirkt angesichts des Anschlags von Sydney wieder ganz aktuell. Hier erklärt ein Rabbiner, was dahinter steckt

von Rabbiner Akiva Adlerstein  17.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns erwarten?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Chanukka

Das jüdische Licht

Die Tempelgeschichte verweist auf eine grundlegende Erkenntnis, ohne die unser Volk nicht überlebt hätte – ohne Wunder kein Judentum

von Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky  12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Wajeschew

Ein weiter Weg

Das Leben Josefs verlief nicht geradlinig. Aber im Rückblick erkennt er den Plan des Ewigen

von Rabbinerin Yael Deusel  12.12.2025

Talmudisches

Nach der Sieben kommt die Acht

Was unsere Weisen über die Grenze zwischen Natur und Wunder lehren

von Vyacheslav Dobrovych  12.12.2025

Chanukka

Nach dem Wunder

Die Makkabäer befreiten zwar den Tempel, doch konnten sie ihre Herrschaft nicht dauerhaft bewahren. Aus ihren Fehlern können auch wir heute lernen

von Rabbiner Julian-Chaim Soussan  12.12.2025

Quellen

Es ist kompliziert

Chanukka wird im Talmud nur selten erwähnt. Warum klammerten die Weisen diese Geschichte aus?

von Rabbiner Avraham Radbil  11.12.2025