Wieso Weshalb Warum

Schofar

Aus dem Horn eines koscheren Tiers gefertigt: Schofar Foto: imagesource

Wieso Weshalb Warum

Schofar

Religiöse Begriffe aus der Welt des Judentums

von Chajm Guski  04.09.2012 10:08 Uhr

In der Tora wird Rosch Haschana auch »Jom Teruah« genannt, der »Tag des Schofarblasens« (3. Buch Moses 23,24). Der Ton des Schofars, des Horns eines Widders oder Schafbocks, hat also seinen festen Platz an diesem wichtigen Tag. Doch er ist nicht allein auf Rosch Haschana beschränkt. Das Schofar begleitete die Israeliten im Kampf und half sprichwörtlich, den Feind zu besiegen. So heißt es im Buch Jehoschua: »Als die Menschen den Ton des Schofars hörten, riefen sie mit einem großen Geschrei, und die Mauern stürzten ein« (6,20).

Oder wir begegnen dem Ton als ein Alarmsignal, wie im Buch Amos angedeutet: »Wird etwa in der Stadt das Schofar geblasen, und erschrickt das Volk dann nicht? Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt …« (3,6).

signal Ganz anders beim Propheten Jeschajahu. Bei ihm ist der Ton ein Signal für ein anstehendes Gericht: »Erhebe deine Stimme wie ein Schofar und eröffne meinem Volk ihre Verfehlungen und dem Haus Jakow seine Sünden« (58,1). Das passt wiederum ganz gut in das Schema der bevorstehenden Hohen Feiertage.

Doch dann haben wir noch eine andere Funktion des Schofars: Erklang sein Ton im Jobeljahr, so bedeutete das, den Sklaven die Freiheit zurückzugeben und Schulden zu erlassen (3. Buch Moses 25, 9-10).

Die Brücke zum heutigen Brauch schlägt ein Midrasch, der von Rabbiner Eliezer ben Hyrkanos stammen soll. Er war der Lehrer von Rabbi Akiwa. Wir lesen in den Pirkej deRabbi Eliezer (45): »Rabbi Jehoschua ben Karcha lehrte, dass Mosche 40 Tage lang auf dem Berg weilte. Bei Tage las er die Tora, nachts die mündliche Lehre. Nach 40 Tagen nahm er die Tafeln und stieg hinunter ins Lager. Am 17. Tamus zerbrach er die Tafeln und blieb dann im Lager für weitere 40 Tage (…) Am 1. Elul trug G’tt Mosche auf, wieder auf den Berg hinaufzusteigen. Da wurde im gesamten Lager ein Schofar geblasen, um den Menschen mitzuteilen, dass Mosche auf den Berg stieg und sie die Sünde des Goldenen Kalbs nicht wiederholen sollten, wie es heißt (im Psalm 47,6) ›G’tt steigt hinauf beim Klang des Schofar‹. Deshalb haben unsere Weisen es eingeführt, dass das Schofar in jedem Jahr am Rosch Chodesch des Monats Elul geblasen werden soll. Um ganz Israel zur Teschuwa, der Umkehr, zu führen.«

brauch Damit weist Rabbi Eliezer auf einen Brauch hin, der sich schon damals durchgesetzt hatte. Rabbiner Josef Karo (1488–1575) hat sich im Schulchan Aruch darauf bezogen und beschrieben, dass »nahezu alle« Gemeinden das Schofar blasen. Allerdings weitet er es von Rosch Chodesch auf den gesamten Monat aus. So wurde es im Laufe der Zeit Brauch, nicht nur am ersten Tag des Monats Elul, Schofar zu blasen, sondern während des gesamten Monats, der dem Neujahrsanfang vorangeht. Eine Ausnahme wird am Vorabend von Rosch Haschana gemacht: Da bläst man nicht. Damit soll ein Unterschied gemacht werden zwischen Werk- und Feiertag.

Der Rambam, Maimonides (um 1135–1204), versteht den Schofarklang als Weckruf (Hilchot Teschuwa 3,4). Aber egal, ob man dieser Interpretation oder einer anderen folgt: Der Ton begleitet uns vom 1. Elul bis Jom Kippur.

Israel

Rabbiner verhindert Anschlag auf Generalstaatsanwältin

Ein Mann hatte den früheren Oberrabbiner Jitzchak Josef um dessen religiöse Zustimmung zur »Tötung eines Aggressors« ersucht. Die Hintergründe

 26.08.2025 Aktualisiert

Re'eh

Freude, die verbindet

Die Tora zeigt am Beispiel der Feiertage, wie die Gemeinsamkeit gestärkt werden kann

von Vyacheslav Dobrovych  22.08.2025

Elul

Der erste Ton des Schofars

Zwischen Alltag und Heiligkeit: Der letzte Monat vor dem Neujahr lädt uns ein, das Wunderhafte im Gewöhnlichen zu entdecken

von Rabbiner Raphael Evers  22.08.2025

Talmudisches

Positiv auf andere schauen

Was unsere Weisen über den Schutz vor bösem Gerede und die Kraft positiver Gedanken lehren

von Diana Kaplan  21.08.2025

Naturphänomene

Entzauberung des Gewitters

Blitz und Donnergrollen wurden lange als Zorn der Götter gedeutet. Doch die Tora beendete diesen Mythos

von Rabbiner Igor Mendel Itkin  21.08.2025

Fulda

Vor 80 Jahren - Schuldbekenntnis der Bischöfe nach dem Krieg

Sie stand im Zenit ihres Ansehens. Nach Kriegsende galt die katholische Kirche in Deutschland als moralische Macht. Vor 80 Jahren formulierten die Bischöfe ein Schuldbekenntnis, das Raum für Interpretationen ließ

von Christoph Arens  18.08.2025

Ekew

Nach dem Essen

Wie uns das Tischgebet lehrt, bewusster und hoffnungsvoller durchs Leben zu gehen

von Avi Frenkel  15.08.2025

Talmudisches

Granatapfel

Was unsere Weisen über das Sinnbild der Fülle lehren

von Chajm Guski  15.08.2025

Geschichte

Quellen des Humanismus

Wie das Gʼttesbild der jüdischen Mystik die Renaissance beeinflusste

von Vyacheslav Dobrovych  14.08.2025