Ausstellung

Autogramm vom Rambam

Mischna-Kommentar des Rambam von 1168 Foto: The National Library of Israel

Eine Sonderausstellung, die noch bis zum 27. April im Israel-Museum in Jerusalem zu besichtigen ist, erinnert an das vielseitige Werk von Moses Maimonides, der auch als Rambam (Abkürzung von Rabbi Mosche Ben Maimon) bekannt ist. Ohne Zweifel war Maimonides, der 1138 in Cordoba (Spanien) geboren wurde und 1204 in Fostat bei Kairo starb, eine der größten Persönlichkeiten, die das Judentum hervorgebracht hat.

Die kleine, aber hochkarätige Ausstellung zeigt in einem einzigen verdunkelten Raum Texte von Maimonides, die allesamt vor der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert entstanden sind. Zusammengestellt hat man Handschriften aus Bibliotheken im Vatikan, Oxford, in Zürich, London, Budapest, New York, Paris, Kopenhagen und Jerusalem. Bei den illuminierten Büchern haben die Organisatoren jeweils nur eine Seite aufschlagen können, und das ist schade. Aber die Aussteller können natürlich nicht erlauben, dass jeder Besucher in den kostbaren Werken herumblättert. Eindrücke von den aussagekräftigen Kunstwerken vermitteln präg­nante Beispiele.

lebensunterhalt In Ägypten verdiente Maimonides seinen Lebensunterhalt als Arzt. Er hat eine Reihe medizinischer Schriften verfasst, unter anderem eine Zusammenfassung von Abhandlungen Galens aus dem zweiten Jahrhundert. Es ist erstaunlich, dass eine Abschrift der medizinischen Werke von Maimonides gezeigt wird. Im Ausstellungskatalog findet sich die Erklärung, dass der Auftraggeber diesem Werk durch die Ausschmückung einen besonderen Rang verleihen wollte. Solche Überlegungen spielten wohl auch bei allen anderen ausgestellten Handschriften eine Rolle.

Vom Mischna-Kommentar des Maimonides, fertiggestellt im Jahre 1168, sind fast alle Manuskripte erhalten geblieben, allerdings in Bibliotheken in verschiedenen Städten. Zwei Bände dieses Frühwerks sind nun nebeneinander in der Ausstellung zu sehen. Eines der Bücher ist auf der Seite aufgeschlagen, die eine schematische Zeichnung des Leuchters im Tempel enthält. Wir erkennen, dass Maimonides die Wichtigkeit einer Illustration zu schätzen wusste. Und dass er kein professioneller Grafiker war; denn sein verdeutlichendes Bild ragt in den Text hinein.

Von dem religionsgesetzlichen Kodex »Mischne Tora« (1180), der heute noch eifrig studiert wird, sind nur einzelne Manuskriptblätter erhalten geblieben. Aber in Oxford befindet sich die Abschrift eines Teils des umfassenden halachischen Werkes, die mit dem Original verglichen wurde – diese Tatsache hat der Autor mit seinem Namenszug bescheinigt. Dieses Autogramm prangt nun in Goldfarbe auf beiden Umschlagseiten des zweisprachigen Katalogs.

abschriften Die Hervorhebungen in den Abschriften des großen halachischen Werkes – seine 14 Bücher enthalten übrigens genau 1000 Kapitel – wurden von Künstlern angefertigt, die nicht unbedingt Juden waren. Nichtjuden haben wohl unter Aufsicht gearbeitet. Aber doch ist es vorgekommen, dass eine bestimmte Darstellung retuschiert werden musste, weil der Auftraggeber mit der christlichen Ikonografie nicht einverstanden war.

Dies geschah bei einer Illustration der Übergabe der Tora in einem Werk, das 1295 in Frankreich entstand. Im Gegensatz zu den Kopisten des hebräischen Textes hatten Zeichner eine gewisse Freiheit. So kamen Bilder zustande, die gewiss nicht von Rambams Text inspiriert waren, sondern von lokalen Gegebenheiten (zum Beispiel ein Maskenball zu Purim in einem italienischen Werk aus dem 15. Jahrhundert).

Erwähnt sei, dass auch einige illuminierte Ausgaben von Maimonides’ philosophischem Werk Führer der Unschlüssigen (1190) vorliegen. Die farbigen Zeichnungen dokumentieren, wie sehr die wohlhabenden Auftraggeber Rambams Philosophie, die nicht unumstritten war, geschätzt haben.

Im prachtvollen Katalog, der zur Jerusalemer Ausstellung erschienen ist, kann man einen sehr instruktiven Aufsatz von Sarit Shalev-Eyni über die illuminierten Manuskripte lesen; ihr Essay ist ins Englische übersetzt worden. Dieses schmale Buch ermöglicht auch denjenigen, die nicht ins Israel-Museum kommen können, die Kleinodien zu bestaunen, die Maimonides-Bewunderer im Mittelalter hergestellt haben. Yizhak Ahren

The Israel Museum (Hrsg.): »Maimonides: A Legacy in Script«. Jerusalem 2018, 112 S., 89 NIS. Weitere Informationen unter www.imj.org.il

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025

Beha’Alotcha

Damit es hell bleibt

Wie wir ein Feuer entzünden und dafür sorgen, dass es nicht wieder ausgeht

von Rabbiner Joel Berger  13.06.2025

Talmudisches

Dankbarkeit lernen

Unsere Weisen über Hakarat haTov, wie sie den Menschen als Individuum trägt und die Gemeinschaft zusammenhält

von Diana Kaplan  13.06.2025

Tanach

Schwergewichtige Neuauflage

Der Koren-Verlag versucht sich an einer altorientalistischen Kontextualisierung der Bibel, ohne seine orthodoxen Leser zu verschrecken

von Igor Mendel Itkin  13.06.2025

Debatte

Eine »koschere« Arbeitsmoral

Leisten die Deutschen genug? Eine jüdische Perspektive auf das Thema Faulheit

von Sophie Bigot Goldblum  12.06.2025

Nasso

Damit die Liebe bleibt

Die Tora lehrt, wie wir mit Herausforderungen in der Ehe umgehen sollen

von Rabbiner Avichai Apel  06.06.2025

Bamidbar

Kinder kriegen – trotz allem

Was das Schicksal des jüdischen Volkes in Ägypten über den Wert des Lebens verrät

von Rabbiner Avraham Radbil  30.05.2025

Schawuot

Das Geheimnis der Mizwot

Der Überlieferung nach erhielt das jüdische Volk am Wochenfest die Tora am Berg Sinai. Enthält sie 613 Gebote, oder sind es mehr? Die Gelehrten diskutieren seit Jahrhunderten darüber

von Rabbiner Dovid Gernetz  30.05.2025

Tikkun Leil Schawuot

Nacht des Lernens

Die Gabe der Tora ist eine Einladung an alle. Weibliche und queere Perspektiven können das Verständnis dabei vertiefen

von Helene Shani Braun  30.05.2025