Meinung

Zieht den Antrag zurück!

Dieter Graumann Foto: Rafael Herlich

Wenn keine Vernunft einkehrt, dann wird die Generalversammlung der Vereinten Nationen in einigen Tagen Palästina als »staatliches Nichtmitglied« in die UN aufnehmen. Damit könnten die Palästinenser einen wichtigen diplomatischen Erfolg verbuchen, und zwar ganz ohne Gegenleistung. Nicht nur weigert sich die palästinensische Führung unter Mahmoud Abbas weiterhin, Israel als einen jüdischen Staat anzuerkennen.

Vielmehr hat die PLO, die Israels offizieller Friedenspartner ist, sich sogar inzwischen mit der Hamas verbrüdert, die eine bloße Terrorfiliale des Irans ist und die keine Gelegenheit auslässt, lautstark die Auslöschung des »zionistischen Gebildes« zu fordern. Ja, mehr noch: Die gültige Charta der Hamas ruft direkt zur Ermordung aller Juden auf der Welt auf – in einer ganz besonders vulgären Sprache obendrein.

verweigerung Sollte die Abstimmung im New Yorker Glaspalast wie erwartet verlaufen, würden die palästinensischen Entscheidungsträger für ihre Verweigerungstaktik sogar noch belohnt und ausgerechnet die Hamas aufgewertet. Auch die Grundprinzipien der Friedensarbeit im Nahen Osten, von der UN-Resolution 242 bis zur Roadmap, würden sabotiert. Bestehende israelisch-palästinensische bilaterale Friedensabkommen in über 40 gesellschaftlichen Bereichen würden verletzt und erfolgreiche Kooperationsprojekte gefährdet.

Wichtige Fragen eines Friedens, wie etwa die Grenzziehung, die Jerusalem-Frage aber auch die Flüchtlingsproblematik werden so nicht gelöst. Damit würden erfolgreicheVerhandlungen und ein dauerhafter und tragfähiger Friedensschluss in noch weitere Ferne rücken – und mit ihnen auch wirkliche Souveränität für das palästinensische Volk. Daher bleibt nur zu hoffen, dass die palästinensische Führung ihren Antrag doch noch zurückzieht – nicht Israel, sondern ihrem eigenen Volk zuliebe. Das wäre zwar eine schwere, aber richtige Entscheidung.

einseitig Schwere Entscheidungen muss sicher auch Israel treffen. Premier Benjamin Netanjahu hat längst ein Grundsatzbekenntnis zur Zweistaatenlösung abgelegt, aber neue konkrete Initiativen sind inzwischen nötig. Im gegenwärtigen Umfeld ist das freilich mehr als schwierig. Denn der Antrag der Palästinenser in der UNO ist eine absolut vertrauenszerstörende Maßnahme. Ein gemeinsamer Frieden kann niemals einseitig aufgezwungen werden. Denn: Ein Frieden, der nicht gemeinsam verhandelt wird, ist gar keiner und wird auch niemals halten können und soll offenbar auch gar keiner sein.

Denn wer die Einseitigkeit zum Prinzip erklärt, der offenbart, dass es ihm gar nicht um den Frieden geht. Wieder sind die Palästinenser offenbar dabei, alle Möglichkeiten zu einem wirklichen Ausgleich leichtfertig auszulassen. So wird jedenfalls gewiss kein Frieden gebaut – sondern nur Gift und Misstrauen gesät und jede weitere Chance für lange Zeit verspielt.

Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025