In der Debatte über einen Immunitätsausweis in der Corona-Pandemie zeigt sich der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster skeptisch. »Ich habe meine Zweifel, ob das der richtige Weg ist«, sagte er am Montagabend in Frankfurt im Rahmen des ersten »Jüdischen Salons«. Die Frage nach einem solchen Ausweis etwa gehöre in eine Ethikkommission.
Der Mediziner Schuster war Ende April in den Deutschen Ethikrat berufen worden. Die Einführung des umstrittenen Immunitätsausweises liegt zunächst auf Eis. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will an dem Projekt festhalten, hat allerdings den Ethikrat zunächst um eine Einschätzung gebeten.
Es sei gut, wenn jemand im Deutschen Ethikrat sei, der viele Aspekte aus dem Alltag als Arzt und nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht kenne, betonte Schuster. Er wolle jüdische Ethik und Sichtweise einbringen. Mitunter gebe es Themen, bei denen Vertreter der Kirchen und des Judentums nicht einer Meinung seien. Er begrüße, wenn nun im Ethikrat kirchliche, jüdische und muslimische Stimmen zu hören seien.
Schuster äußerte sich beim ersten »Jüdischen Salon« des Zentralrates der Juden, der aus Frankfurt im Internet übertragen wurde. Das Gespräch »Horizonte in der Krise« führten der Wissenschaftliche Direktor und die Leiterin der Bildungsabteilung des Zentralrates, Doron Kiesel und Sabena Donath. Der Salon soll mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Literatur fortgesetzt werden. kna/ja