Brandenburg

Zentralrat der Juden begrüßt Entscheidung im NS-Prozess

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Marco Limberg

Brandenburg

Zentralrat der Juden begrüßt Entscheidung im NS-Prozess

Josef Schuster: »Für die Überlebenden der Schoa und ihre Nachkommen ist das Urteil wichtig«

 28.06.2022 12:13 Uhr

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat das Urteil im NS-Prozess von Brandenburg begrüßt. »Selbst wenn der Angeklagte aufgrund seines hohen Alters die Haftstrafe vermutlich nicht voll verbüßen wird, ist das Urteil zu begrüßen«, betonte Zentralratspräsident Josef Schuster.

»Die Tausenden von Menschen, die in den Konzentrationslagern gearbeitet haben, haben die Mordmaschinerie am Laufen gehalten«, so Schuster weiter. »Sie waren Teil des Systems, daher sollen sie dafür auch Verantwortung übernehmen.«

Es sei bitter, stellte der Zentralrat klar, dass der Angeklagte bis zum Schluss seine damalige Tätigkeit bestritten und keine Reue gezeigt hat. Für die Überlebenden der Schoa und ihre Nachkommen sei das Urteil wichtig, um ihr Vertrauen in den Rechtsstaat zu wahren.

VERBRECHEN Im NS-Prozess gegen den früheren Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen war der 101-jährige Angeklagte heute Vormittag zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Josef S. habe mit seiner Tätigkeit im Konzentrationslager »Terror und Massenmord gefördert«, sagte der Vorsitzende Richter Udo Lechtermann bei der Urteilsverkündung am Dienstag in Brandenburg an der Havel. Das sei dem Angeklagten auch bewusst gewesen. Mit seiner Wachtätigkeit habe er die Verbrechen in Sachsenhausen bereitwillig unterstützt.

Das Landgericht Neuruppin kam mit dem Strafmaß dem Antrag der Staatsanwaltschaft nach. Der Verteidiger hatte einen Freispruch oder im Fall einer Verurteilung eine Bewährungsstrafe beantragt. Nebenklagevertreter hatten sich für eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren ausgesprochen.

Die Staatsanwaltschaft hatte Josef S. wegen Beihilfe zum grausamen und heimtückischen Mord in mehr als 3500 Fällen angeklagt. Den Ermittlungen zufolge war er zwischen dem 23. Oktober 1941 und dem 18. Februar 1945 als SS-Mann in Sachsenhausen im Einsatz. Er selbst bestreitet dies. In dem Konzentrationslager waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zehntausende von ihnen wurden ermordet oder kamen auf andere Weise ums Leben. ja/epd

Lesen Sie mehr zu dem Thema in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  31.12.2025

Deutschland

Bildungszentrum von Yad Vashem soll Leerstelle füllen

Das in Deutschland geplante Bildungszentrum der Gedenkstätte Yad Vashem soll ein größeres Bild in den Dialog der Erinnerungskultur bringen

 31.12.2025

Rohstoffe

Wandel durch Handel

Der Erdgasdeal zwischen Israel und Ägypten hat auch eine sicherheitspolitische Dimension

von Sabine Brandes  31.12.2025

Arlington (Virginia)

USA genehmigen Milliardenauftrag: Neue F-15-Kampfjets für Israel

Der Vertrag umfasst die Entwicklung, Integration, Erprobung, Produktion und Lieferung von zunächst 25 neuen Maschinen

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Meinung

Für mich heißt Neujahr Nowy God

Das Neujahrsfest hat mit dem Judentum eigentlich nichts zu tun. Trotzdem habe ich warme Erinnerungen an diesen Feiertag

von Jan Feldmann  30.12.2025

London

Vorwurf gegen Facebook: Beiträge feiern Mord an Juden und bleiben online

»Die Beiträge, die den Anschlag von Bondi feiern, sind schlicht widerwärtig«, sagt Dave Rich von der jüdischen Organisation CST in England

 30.12.2025

Berlin

Tagung »Digitale Horizonte«: Wie sich Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter wandelt

Wie verändert die Digitalisierung das kollektive Erinnern? Welche Chancen eröffnen neue Technologien – und wo liegen ihre Grenzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Konferenz

 30.12.2025

Deutschland

Shahak Shapira »superverbittert« über Antisemitismus

Shahak Shapira spricht offen über seinen Frust angesichts von Antisemitismus in Deutschland – und wie er mit politischer Comedy darauf reagiert

 29.12.2025