Meinung

Zeit ohne Zeugen

Das Denkmal von Fritz Cremer an die Befreiung von Buchenwald 1945. Foto: wiki

Der 11. April des Jahres 2020: In der Gedenkstätte Buchenwald wird während einer kleinen Feierstunde an die Befreiung des KZs vor 75 Jahren erinnert. Ein paar Ansprachen, dazwischen klassische Musik. Dann herrscht für ein paar unendlich lange Sekunden Stille. Das Rednerpult mit dem Mikrofon steht verwaist im Saal. Plötzlich ist über Lautsprecher eine brüchige Stimme zu hören, ein Überlebender erzählt vom Lageralltag 1944, von den Schlägen der Wärter, dem ständigen Hunger, dem Dahinsiechen und tausendfachen Sterben. Nach 20 Minuten rutschen im Publikum einige Schüler etwas unruhig auf ihren Sitzen hin und her. Einer älteren Frau sind die Augen zugefallen. Nach einer Stunde endet die Feier. Beim Verlassen des Saales sagt ein Mittdreißiger, früher sei das viel ergreifender gewesen. Früher, als es noch die Überlebenden gab, die authentisch über unvorstellbares Grauen berichten konnten. Doch das kollektive Gedächtnis muss seit einigen Jahren ohne Zeitzeugen auskommen. Ein nicht zu kompensierender Verlust: Selbst die Erinnerung an das singuläre Verbrechen der Schoa ist Geschichte und damit zum unwirklich wirkenden Abstraktum geworden. Es fehlt die emotionale Bindung an das Geschehene. Die Empathie für die Millionen Opfer und das Trauern um sie fühlt sich seltsam fremd und fern an. Wie anders war es doch vor zehn Jahren, im April 2010.

Antisemitismus

Konzert-Comeback: Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Xavier Naidoo kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorwürfe, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

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Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025

Brüssel

Keine Nato-Rüstungsaufträge mehr an israelische Firma?

Einem Bericht verschiedener Medien zufolge ist Israels führendes Wehrtechnikunternehmen Elbit Systems wegen Korruptionsverdachts vorläufig von weiteren Vergabeverfahren ausgeschlossen worden

 10.12.2025

Polen

Neun polnische KZ-Opfer werden im Juni seliggesprochen

Die Nationalsozialisten brachten in Dachau und Auschwitz auch Hunderte polnische Priester um. Die katholische Kirche verehrt mehrere von ihnen als Märtyrer. Bald werden neun weitere Geistliche in Krakau seliggesprochen

 10.12.2025