Der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn hat das Vorgehen Israels im Gaza-Streifen verteidigt. Alle palästinensischen Opfer - auch Kinder und Zivilisten - gingen auf das Konto der Hamas, sagte Wolffsohn am Freitag im Deutschlandfunk.
»Im Krieg gibt es keine Verhältnismäßigkeit«, sagte der 78-Jährige, der früher an der Universität der Bundeswehr in München lehrte. Wolffsohn äußerte Verständnis für Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), der vor wenigen Tagen deutliche Kritik an Israels Kriegführung in Gaza geäußert hatte. Er sagte dazu: »Der Kanzler liefert das, was 80 Prozent der Deutschen wollen.«
Auch der Koalitionspartner SPD und die EU hätten eine kritische Position gegenüber Israel eingenommen. Daher müsse sich Merz äußern, wie er dies getan habe. »Das ist Realismus. Jeder Vertreter einer großen Partei möchte wiedergewählt werden«, so Wolffsohn. »Gerade am Start einer Regierung möchte der Kanzler sicherlich kein (politisches) Harakiri ausüben.« Inhaltlich stimme er Merz aber nicht zu.
Hauptadressat der Kritik
»Der Kanzler sagt ja selber, dass er die israelische Kriegspolitik nicht versteht. Dem kann man leider nur zustimmen«, erklärte Michael Wolffsohn in dem Radiointerview. In Gaza gelte das Gesetz des Guerillakrieges. In einem solchen Krieg nehme derjenige, der ihn führe, »willentlich und wissentlich das eigene Zivil als Kanonenfutter in Kauf.«
Hauptadressat der Kritik könne daher nicht die israelische Regierung sein, sondern nur die Hamas. »In dem Moment, wo die Hamas die Waffen niederlegt und die Geiseln freilässt, ist die Blockade des Gazastreifens beendet und dann ist auch dieser Krieg beendet.«
Was in Gaza passiere, sei »schrecklich, schrecklich, schrecklich«. Aber man müsse fragen, wer dafür verantwortlich sei. Die Hamas habe diese Katastrophe von Anfang in Kauf genommen. kna/im