Einspruch!

Wir verändern uns, na und?

Doron Kiesel Foto: Marco Limberg

Es stimmt: Die Zahl jüdischer Zuwanderer sinkt merklich. Das hat der Migrationsbericht der Bundesregierung noch einmal deutlich gemacht. Das kann bedeuten, dass die Zahl der Gemeindemitglieder in Deutschland stagnieren wird, vielleicht sogar abnimmt. Doch es stimmt auch, dass kein Grund zur Panik besteht, denn dieser Befund kann uns nicht überraschen.

In den 90er-Jahren kamen viele Juden aus den Staaten der früheren Sowjetunion zu uns. Sie kamen, weil sie triftige Gründe dazu hatten: politische Ungewissheit, ökonomische Sorgen und wachsender Antisemitismus.

Zuwanderer Die Motivation dort verbliebener Juden, ihre jeweiligen Länder zu verlassen, hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen; hinzu kamen noch bürokratische Hürden, die die Ausreise erschweren. Zugleich realisieren wir heute deutlicher als noch vor 20 Jahren, dass viele Zuwanderer, die unsere Gemeinden nicht nur vergrößert, sondern auch bereichert haben, der älteren Generation angehören.

Die jüdische Gemeinde in Deutschland ist alt geworden, aber sie wurde auch fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Es wird wohl zu einer räumlichen Konzentration kommen. Die starken Gemeinden in den Großstädten werden wachsen, denn die Kinder der Zuwanderer sind gebildet, haben gute Abschlüsse und suchen ihre berufliche Zukunft eher in urbanen Räumen als in der Provinz. Das bedeutet zugleich eine Schwächung der kleinen Gemeinden, aber: Die Kinder der Zuwanderer haben sich überwiegend für eine Bleibeperspektive in Deutschland entschieden.

Gelassen auf die Veränderungen zu reagieren, heißt nicht, gar nichts zu tun: Die bestehenden Strukturen müssen gestärkt, die Bildungsangebote sollten ausgebaut und die jüdische Erziehung weiter professionalisiert und attraktiver gemacht werden. Dann gibt es nicht nur weiter ein jüdisches, sondern auch ein starkes und selbstbewusstes jüdisches Leben in Deutschland.

Der Autor ist Professor für Interkulturelle Erziehung in Erfurt und Wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung im Zentralrat.

Klage

Vor Gericht kann man sich nicht wegducken

Wenn die Freie Universität Berlin Antisemitismus wirklich bekämpfen will, muss sie erstmal Verantwortung für ihr Fehlverhalten übernehmen

von Mascha Malburg  16.07.2025

München

Nazi-Atomprogramm: Warum Deutschland ohne Atombombe blieb

Die Vorstellung eines Atomkriegs gewinnt neu an Schrecken. In den 1930er Jahren entdeckten deutsche Forscher die Kernspaltung. Doch Hitler bekam die Bombe nicht. Die Gründe sind bis heute umstritten

von Sabine Dobel  16.07.2025

Meinung

Kein Mensch interessiert sich für den AStA, aber vielleicht sollte man es

An der FU Berlin berieten Studenten darüber, wie man die Intifada globalisieren könnte. Darüber kann man lachen, doch den radikalen Israelfeinden steht der Marsch durch die Institutionen noch bevor

von Noam Petri  16.07.2025

Berlin

Wadephul an Israel: Hilfsdeal für Gaza schnell umsetzen

Eine Vereinbarung zwischen der EU und Israel soll dafür sorgen, dass die Zivilbevölkerung im Gazastreifen mehr Hilfe bekommt. Außenminister Wadephul fordert die rasche Umsetzung. Slowenien geht weiter

 16.07.2025

Washington D.C.

USA und Europäer einigen sich auf Frist für Iran-Abkommen

Wie stehen die Chancen für ein neues Atomabkommen mit dem Iran? Die USA und einige europäische Länder - darunter Deutschland - wollen laut einem Medienbericht den Druck erhöhen.

 16.07.2025

München

Michel Friedman kritisiert »Nie Wieder!« als Plattitüde

Bei dem Festakt zu Ehren der IKG und ihrer Präsidentin Charlotte Knobloch sprach der Publizist über die bitteren Realitäten jüdischen Lebens in Deutschland

 16.07.2025

München

»Unsere jüdische Bavaria«

80 Jahre Israelitische Kultusgemeinde München und 40 Jahre Präsidentschaft von Charlotte Knobloch: Am Dienstagabend wurde das Doppeljubiläum mit einem Festakt gefeiert. Für einen scharfzüngigen Höhepunkt sorgte der Publizist Michel Friedman

von Christiane Ried  16.07.2025

Baden-Württemberg

Schoa-Relativierung vor Kirche in Langenau

Weil ein Pfarrer die Massaker vom 7. Oktober verurteilte, steht er im Visier israelfeindlicher Aktivisten. Zur jüngsten Kundgebung reiste auch Melanie Schweizer an

von Michael Thaidigsmann  16.07.2025 Aktualisiert

Berlin

»Das berührt die Grundrechte«

Die Klage des jüdischen Studenten Lahav Shapira gegen seine Universität könnte zum Präzedenzfall werden

von Mascha Malburg  16.07.2025