Einspruch

Wir sind es den Opfern schuldig

Efraim Zuroff Foto: Stephan Pramme

In der vergangenen Woche verstarb der NS-Verbrecher Erich Priebke im Alter von 100 Jahren bei zuletzt recht guter Gesundheit. Diese Meldung erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Täter der Schoa ihrer gerechten Strafe zuzuführen.

Es ist leider gar nicht so selten, dass Menschen, die an den Verbrechen während der Schoa beteiligt waren, trotz ihres hohen Alters ihr Leben genießen können; viele sind gesund genug, um ein Strafverfahren durchzustehen. Doch die Zeit, die seit seiner Tat vergangen ist, macht die Schuld eines Mörders nicht geringer. Und wir sind jedem Opfer verpflichtet, alles zu tun, um die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen.

Uns kommt bei der »Operation Last Chance II« zugute, dass die juristische Verfolgung von NS-Tätern in Deutschland erleichtert wurde: Der Prozess gegen John Demjanjuk endete im Mai 2011 mit einem Schuldspruch, weil er als KZ-Wärter in Sobibor war – das erste Urteil nach mehr als 50 Jahren, in dem klargestellt wurde, dass jeder, der in einem Vernichtungslager tätig war, beim Massenmord geholfen hat. Das ebnet den Weg für die Überführung und – hoffentlich – Bestrafung von NS-Verbrechern, wie es bislang nicht für möglich gehalten wurde.

kampagne Dieses Urteil war es auch, das zur Wiederauflage der Kampagne »Operation Last Chance« führte. Jüngst hat die Ludwigsburger Zentrale Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen angekündigt, dass es wohl zu 30 Anklagen gegen Auschwitz-Wärter kommen wird. In diesen Zusammenhang gehören auch unsere Plakate »Spät, aber nicht zu spät«, die im Sommer in Berlin, Hamburg und Köln hingen. Es gingen Hunderte von Hinweisen ein, die Namen von zwei KZ-Wärtern konnten den Behörden genannt werden, und weitere Namen werden gerade geprüft. In sechs Wochen startet eine weitere Plakataktion, diesmal in anderen deutschen Städten.

Ein gewisses Maß an Gerechtigkeit ist immer möglich. Und wir müssen alles dafür tun, so viel wie möglich davon zu erreichen.

Der Autor ist Direktor des Simon Wiesenthal Center in Jerusalem. Sein jüngstes Buch »Operation Last Chance. Im Fadenkreuz des Nazi-Jägers« ist im Prospero-Verlag erschienen.

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025

Urteil

»Impfen macht frei«-Bild ist Volksverhetzung

Ein 65-Jähriger hatte während der Corona-Pandemie die Schutzmaßnahmen der Regierung mit dem Holocaust verglichen

 29.04.2025