Interview

»Wir erhalten alle Informationen«

Sebastian Edathy Foto: spd

Herr Edathy, der Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Aufklärung der Vorgänge rund um die Thüringer Terrorzelle hat seine Arbeit aufgenommen. Welche ersten Schritte haben Sie vorgenommen?
Wir haben zu Beginn der Arbeit umfangreiches Aktenmaterial angefordert, um uns zügig ein objektives Bild vom Sachverhalt machen zu können.

Ist sichergestellt, dass der Verfassungsschutz, sowohl das Bundesamt als auch die Landesämter, Ihnen vollständige Informationen zukommen lassen?
Ich gehe davon aus, dass der Untersuchungsausschuss alle Informationen erhält, die er für seine Arbeit braucht.

Welche Rolle spielt die NPD bei den Ermittlungen?
Es wird einer der Untersuchungsaspekte sein, ob es nur vereinzelt oder strukturell Kontakte zwischen den Terroristen beziehungsweise ihrem Umfeld auf der einen Seite und NPD-Anhängern und -Funktionären auf der anderen Seite gab. Das ist aber nicht maßgeblich für ein NPD-Verbotsverfahren, hierfür gibt es unabhängig davon ausreichende Grundlagen.

Vermuten Sie, dass die NPD eine besondere Rolle im rechtsextremistischen Terror hierzulande spielt?
Darüber will ich nicht spekulieren. Auf jeden Fall ist die NPD zentraler Strukturpfeiler der rechtsextremistischen, auch gewaltbereiten Szene in Deutschland.

Was halten Sie von Forderungen, etwa von der Ombudsfrau der NSU-Opfer, Barbara John, dass ein unabhängiger Untersuchungsausschuss, vom Bundespräsidenten oder vom Bundestag eingesetzt, die Vorgänge um den NSU-Terror effektiver ermitteln könnte?
Neben dem Bundestags-Untersuchungsausschuss gibt es eine Bund-Länder-Kommission und zudem einen Untersuchungsausschuss im Landtag von Thüringen. Wenn diese drei Gremien ihre Arbeit verzahnen, wird das die Aufklärung befördern.

Im Ausland, zum Beispiel in England, gab es nach rassistischen Morden unabhängige Ermittlungen – mit unbequemen Ergebnissen für die Behörden. Ist das auf Deutschland übertragbar?
Ich denke, dass man darauf vertrauen darf, dass der Bundestags-Untersuchungsausschuss alle relevanten Fakten behandeln und auf sich daraus ergebende Konsequenzen drängen wird.

Sie sind auch schon des Öfteren persönlich rassistisch angegriffen worden. Hat sich das in letzter Zeit geändert?
Ich setze mich seit über zehn Jahren im Bundestag gegen Rechtsextremismus ein. Das gefällt nicht jedem. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: »Nur ein toter Edathy ist ein guter Edathy.« So lautet ein Kommentar auf der Seite »politically incorrect«.

Mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten sprach Martin Krauß.

Meinung

Die Kluft zwischen Juden und Nichtjuden wird offensichtlich

Es lebt sich grundsätzlich anders mit dem Wissen, dass ein Regime, das den eigenen Tod zur Staatsdoktrin erhoben hat, sich in aller Ruhe daran macht, dieses Ziel zu erreichen. Wer sich nicht bedroht fühlt, kann dagegen gelassen auf Verhandlungen setzen, für deren Scheitern andere den Preis zahlen müssen.

von Esther Schapira  22.06.2025

Extremismus

Karin Prien stellt »Demokratie Leben« auf den Prüfstand

Fließen Fördergelder des Bundes auch an Akteure, die mit Antisemitismus in Verbindung stehen könnten? Das legen Recherchen der »Welt am Sonntag« nahe. Die Familienministerin verspricht eine Prüfung.

 22.06.2025

Krieg gegen Iran

USA warfen 14 bunkerbrechende Bomben auf Atomanlagen ab

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth informierte bei einer Pressekonferenz über die Angriffe

 22.06.2025 Aktualisiert

Diplomatie

Europäer nach US-Angriff auf Iran düpiert

Noch am Freitag hatten die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens, Deutschlands und der EU versucht, Iran mit diplomatischen Mitteln vom Atomprogramm abzubringen

von Jörg Blank  22.06.2025

Schoa-Gedenken

Zentralrat setzt auf digitale Erinnerung

Es gibt immer weniger Zeitzeugen der Nazi-Verbrechen. Darum wird an neuen Formen des Erinnerns gearbeitet. Der Zentralrat der Juden befürwortet Digitales wie Computerspiele - aber nicht auf Kosten der Würde der Opfer

von Leticia Witte  22.06.2025

Krieg gegen Iran

Angela Merkel: Israel muss sich wehren können

Die Altkanzlerin hat auch eine Meinung zum Nahost-Konflikt. Das Recht Israels, sich gegen eine Auslöschung zur Wehr zu setzen, steht für sie außer Frage

 22.06.2025

Nahost

Setzen die Angriffe auf die iranischen Atomanlagen radioaktive Strahlung frei?

Die internationale Atombehörde IAEA meldet sich mit einer ersten Einschätzung zu Wort

 22.06.2025

Judenhass

Entsetzen über antisemitische Gewalttat in Berlin

Ein alarmierter Beamter zog seine Schusswaffe, woraufhin der Kufiya-Träger sein Messer niederlegte

 22.06.2025

Rabbiner Pinchas Goldschmidt

Skandal in Sarajevo

Wenn europäische Rabbiner zur Zielscheibe eines Regierungsboykotts werden, ist das nicht mehr legitime Kritik an Israel. Es ist Hasspropaganda

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  21.06.2025