Einspruch

Wenn die UNESCO zensiert

Rabbiner Abraham Cooper Foto: Rolf Walter

Die Entscheidung der UNESCO, wenige Tage vor der Eröffnung eine Ausstellung über die 3500-jährige Beziehung der Juden zum Heiligen Land abzusagen, ist eine Unverschämtheit. Gerade als die Ausstellung des Simon Wiesenthal Center in der Haupthalle der UN-Kulturorganisation in Paris aufgebaut und die Tafeln gehängt wurden, traf ein schriftlicher Protest im Namen von 22 arabischen Staaten ein: Die Schau schade einem möglichen Frieden im Nahen Osten. Die UNESCO reagierte sofort und »verschob« die Ausstellung.

Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Mit dem Inhalt der Schau hat der arabische Protest nichts zu tun. Drei verschiedene wissenschaftliche Arbeitsgruppen der UNESCO hatten nämlich die sorgfältige Recherche des renommierten Historikers Robert Wistrich geprüft, ob sie auch wirklich frei von politischen Hintergründen sei. Die auf seiner Arbeit basierende Ausstellung erzählt die Geschichte des jüdischen Volkes und seine Verbindungen zum Heiligen Land.

legitimität Sie verhindert zu haben, bedeutet: Allein die Juden haben nicht das Recht, ihre Geschichte zu erzählen. Dieses Recht soll nur jeder anderen Kultur und jedem anderen Volk auf dieser Erde zustehen. Uns aber nicht. Indem so die Legitimität des jüdischen Volkes, seiner Werte und seiner Geschichte schlicht bestritten wird, schadet der arabische Protest auch dem, was er zu fördern vorgibt: einem Frieden in Nahost.

Diesen Versuch, aus unserer Geschichte einen Spielball der Diplomatie zu machen, sollten alle Juden zurückweisen. Der Vorfall in Paris muss ein Weckruf an alle Juden sein, völlig unabhängig von ihrer Denomination oder ihrer politischen Überzeugung, sich gemeinsam gegen solche Kampagnen zu wehren, die die Vergangenheit unseres Volkes auslöschen wollen.

Diejenigen nämlich, die gegen diese Ausstellung protestierten, wissen genau, dass ein Volk ohne Vergangenheit keine Zukunft hat.

Der Autor ist stellvertretender Direktor des Simon Wiesenthal Center in Los Angeles.

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Ahmad Mansour gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025