Einspruch

Wenn der Satan weich wird

Die Essenz des Übergangsabkommens der fünf UN-Vetomächte plus Deutschland mit dem Iran, das am 20. Januar in Kraft treten soll, lässt sich so zusammenfassen: Teheran gibt wenig und erhält viel. Der Westen aber feiert es als »Durchbruch«, dass das Mullah-Regime überhaupt zu geringen Konzessionen bereit scheint.

Laut Vereinbarung friert das Regime die für eine Nuklearwaffenproduktion relevantesten Teile seines Atomprogramms für sechs Monate ein – bis zu einer angestrebten endgültigen Vertragsregelung. Doch behält der Iran das Equipment, um seine Urananreicherung gegebenenfalls in vollem Umfang wieder aufzunehmen. Im Gegenzug werden gesperrte Gelder aus Ölverkäufen im Wert von 4,2 Milliarden Dollar an den Iran schrittweise freigegeben. Teheran erhält also eine ordentliche Geldspritze, ohne sich dauerhaft zu irgendetwas zu verpflichten.

überlebenshilfe Bis auf Weiteres ist der Deal so in erster Linie eine Überlebenshilfe für das durch die Sanktionen in arge Bedrängnis geratene iranische Regime. Paradoxerweise liegt genau darin ein Hauptmotiv Washingtons, sich freigiebig zu zeigen. Bessere sich die Wirtschaftslage im Iran nicht umgehend, so heißt es, sei die Politik des »Reformers« Rohani gefährdet, und gesprächsunwillige »Hardliner« bekämen wieder das Sagen. Der Westen gibt also eine Vorauszahlung dafür, dass überhaupt jemand mit ihm verhandelt.

US-Präsident Obama will den Iran nämlich in den Kampf gegen Al-Qaida sowie bei der Stabilisierung Syriens, Afghanistans und des Irak einbinden. Dafür soll das Atomproblem unbedingt aus dem Weg geräumt werden. Doch jenseits der Fiktion einer »gemäßigten« Fraktion in der iranischen Führung bleiben die USA für das Regime und ihren obersten Revolutionsführer der »Satan«, den es mit allen Mitteln auszumanövrieren gilt. Das erste Etappenziel, die Aufweichung der mühsam errichteten internationalen Sanktionsfront, hat Teheran mit dem Übergangsabkommen erreicht.

Der Autor ist Politischer Korrespondent der »Welt« und »Welt am Sonntag«.

Wien

Juden protestieren gegen FPÖ-Veranstaltung für Antisemiten im Parlament

Als »radikalen Antisemiten« hatte sich der Österreicher Franz Dinghofer einst selbst bezeichnet - auch der NSDAP trat er bei. Die rechtsextreme FPÖ gedenkt des Politikers nun - und wird dafür hart kritisiert

 11.11.2025

Projekte gegen Antisemitismus

Berliner Kultursenatorin räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

In Berlin sollen Mittel für Projekte gegen Antisemitismus nach unklaren Kriterien und auf Druck und Wunsch aus der CDU-Fraktion vergeben worden sein. Kultursenatorin Wedl-Wilson will nun »aufräumen«

 11.11.2025

Initiative

Knesset stimmt über Gesetz zu Todesstrafe ab

Wer in Israel tötet, um dem Staat und »der Wiedergeburt des jüdischen Volkes« zu schaden, soll künftig die Todesstrafe erhalten können. Das sieht zumindest ein umstrittener Gesetzentwurf vor

 11.11.2025

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Terror

Netanjahu: Israels Kampf gegen Feinde noch nicht vorbei

Laut Ministerpräsident Netanjahu beabsichtigen die Hamas und die Hisbollah weiterhin, Israel zu vernichten. Die Waffenruhe-Abkommen mit beiden will Israel demnach durchsetzen - solange diese gelten

 11.11.2025

Diplomatie

Al-Schaara schließt normale Beziehungen zu Israel aus

Der syrische Staatschef wurde von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Bei dem historischen Treffen ging es auch um die Abraham-Abkommen

 11.11.2025

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  10.11.2025 Aktualisiert

Würzburg

Zentralrat der Juden fordert mehr Zivilcourage gegen Hass

Beim Gedenken an die Novemberpogrome in Würzburg hat Juden Schuster die grassierende Gleichgültigkeit gegen Judenhass kritisiert

 10.11.2025