Kommentar

Was jetzt möglich ist

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: dpa

Wohl noch nie war die Bundesrepublik so gefordert wie derzeit, zwischen dem Gesundheitsschutz der Bevölkerung und den in unserer Verfassung verbrieften Grundrechten abzuwägen. Das spüren seit dem Beginn des Shutdown wegen der Covid-19-Pandemie auch die Religionsgemeinschaften.

Gerade aus jüdischer Sicht sind die Einschränkungen der Religionsfreiheit kaum zu ertragen – ist diese doch für uns Juden überhaupt erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs wieder gegeben.

Generell ist es konstitutiver Bestandteil von Religion, zusammenzukommen und gemeinsam den G’ttesdienst zu begehen. Das können Online-Formate nicht ersetzen. Ganz abgesehen davon, dass damit Menschen ausgeschlossen werden, die zu Hause nicht über die entsprechende Technik verfügen oder sie nicht beherrschen. Das trifft vor allem jene, die ohnehin derzeit am meisten gefährdet sind, gesundheitlich und durch soziale Isolierung: die alten Menschen.

Die jüdische Gemeinschaft will ihrer Verantwortung nachkommen, am Gesundheitsschutz mitzuwirken.

Konzept Die jüdische Gemeinschaft will ihrer Verantwortung nachkommen, am Gesundheitsschutz mitzuwirken. Daher hat der Zentralrat der Juden gemeinsam mit den Rabbinerkonferenzen und Landesverbänden ein Hygienekonzept erarbeitet, um den politisch Verantwortlichen eine Entscheidung für die Durchführung von G’ttesdiensten zu ermöglichen.

Wir werden uns umstellen müssen: Auf längere Sicht werden die G’ttesdienste anders sein, als wir es gewohnt sind.

Es gilt jetzt, über die Einschränkungen nicht zu jammern, sondern sich daran zu freuen, was wieder geht. Es ist schöner, in kleiner Gemeinschaft mit Mundschutz dem Kantor in der Synagoge zu lauschen, als alleine zu Hause zu sitzen. Wichtig bleibt, dass wir die Schutzmaßnahmen nicht vernachlässigen. Denn damit würden wir zugleich das wichtigste jüdische Gebot missachten: den Erhalt und Schutz des Lebens. Das muss jedoch für uns immer an oberster Stelle stehen.

Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025