JSUD-Präsidentin

Aiwanger-Affäre zeigt, dass wir uns nicht auf die Politik verlassen können

Hanna Veiler (24), Stuttgart Foto: privat

Die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) rechnet aufgrund der Affäre um Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und das Nazi-Flugblatt aus dessen Schulzeit mit mehr offenem Antisemitismus. Dies erklärte JSUD-Präsidentin Hanna Veiler gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

»Dass Hubert Aiwanger im Amt verbleiben darf, wird sich negativ auf die jüdische Community in Deutschland auswirken«, sagte sie dem Medium. »Jüdinnen und Juden wird damit klar signalisiert, dass ihre Stimmen am Ende des Tages nicht viel wert sind und sie sich bei der konsequenten Bekämpfung von Antisemitismus oft nicht auf die Politik verlassen können.«

Mangelnde Konsequenzen Veiler fügte hinzu, der Fall Aiwanger und die mangelnden Konsequenzen würden denjenigen, die antisemitische Einstellungen hegten und die Schoa relativierten, Rückenwind geben und die Hemmschwelle, Antisemitismus offen zu äußern, noch weiter senken.

Heftige Kritik an Aiwanger und seinem Umgang mit dem Skandal äußerte nun auch die Schauspielerin Iris Berben. Das Flugblatt sei »ein unanständiges, gemeines und widerwärtiges Stück Papier« gewesen, sagte sie bei einer Veranstaltung der Rheinischen Post.

Der Freie Wähler-Chef habe sich zwar nach langem Zögern entschuldigt, zugleich aber gesagt, er sei nicht der Autor gewesen. »Wofür entschuldigt er sich dann?«, fragte Berben. Auf den Umgang mit der Sache komme es an. Aiwangers jüngste Auftritte in Bierzelten, in denen er sich habe feiern lassen, bezeichnete Iris Berben als »schäbig«.

Nach den ersten Berichten über das in den 1980er-Jahren verfasste Flugblatt mit antisemitischem Inhalt hatte Aiwangers Bruder Helmut erklärt, er habe es geschrieben. Hubert Aiwanger gab derweil an, er sei »seit dem Erwachsenenalter kein Antisemit« gewesen. Zahlreiche Fragen bleiben weiterhin offen. im

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  06.05.2025

8. Mai

Deutschland braucht noch Zeit

Auch 80 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft sind entscheidende Fragen umstritten: Wer wurde befreit, von wem genau, und was folgt daraus? Ein Gesprächsangebot

von Igor Matviyets  06.05.2025

Essay

Bitburg 1985: Plötzlich waren wieder die Juden schuld

Maram Stern über eine Zeit, als in Deutschland schon einmal versucht wurde, einen Schlussstrich zu ziehen

von Maram Stern  06.05.2025

Studie

Bildungsstätte Anne Frank: NS-Geschichte wird im Netz zum Spiel

Dabei würden falsche Darstellungen und antisemitische Klischees verbreitet

 06.05.2025

Kanzlerwahl

So reagiert das Ausland auf die Wahl-Niederlage von Friedrich Merz

Die Niederlage von Friedrich Merz im ersten Wahlgang überrascht auch die internationalen Medien.

 06.05.2025

Presseschau

»Drama beGermania«: Wie israelische Medien auf die Kanzlerwahl blicken

Auch in Israel wird der Krimi um die im ersten Gang gescheiterte Wahl von Friedrich Merz mit Interesse verfolgt. Ein Überblick

 06.05.2025

Berlin

Friedrich Merz ist Bundeskanzler

Nach der historisch einmaligen Niederlage im ersten Wahlgang wurden die Abgeordneten am Nachmittag zum zweiten Mal an die Urne gerufen

 06.05.2025 Aktualisiert

Reaktionen

Jüdische Stimmen zum gescheiterten ersten Wahlgang

Michel Friedman, Sergey Lagodinsky, Esther Schapira: Wir haben Jüdinnen und Juden aus Politik und Medien nach ihrer Einschätzung gefragt

 06.05.2025

Kommentar

Springt über euren Schatten!

Friedrich Merz ist schwer angezählt. Trotzdem sollten sich im zweiten Wahlgang alle Abgeordneten einen Ruck geben und ihn zum Kanzler wählen. Es geht um die Demokratie

von Michael Thaidigsmann  06.05.2025