Thüringen

Verfassungsschutz überprüft die AfD

Im Visier: Thüringens AfD-Chef Björn Höcke und sein Landesverband Foto: dpa

Der Thüringer Verfassungsschutz prüft den Landesverband der AfD auf verfassungsfeindliche Bestrebungen. Er habe dies ab sofort angeordnet, sagte der Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz, Stephan Kramer, am Donnerstag in Erfurt. Eine entsprechende Prüfung ist die Vorstufe zur Beobachtung durch den Verfassungsschutz.

Auslöser für seine Entscheidung sei unter anderem der von der AfD Thüringen vollzogene Schulterschluss mit Rechtsextremisten beim sogenannten Schweigemarsch am vergangenen Wochenende im sächsischen Chemnitz gewesen. Kramer bestätigte damit Berichte von MDR Thüringen und der Tageszeitung »Die Welt«.

Schnittmengen Für die zeitlich befristete Prüfung will die Behörde eigens Personal abstellen. Im Fokus stehe, ob und inwieweit sich die AfD faktisch vom Rechtsextremismus abgrenzt. Auf Grundlage der Ergebnisse wolle der Thüringer Verfassungsschutz dann entscheiden, ob die Partei auch zum offiziellen Beobachtungsobjekt erklärt werden müsse, erklärte Kramer.

Er wies auf die hohen juristischen Hürden für eine Beobachtung von Parteien hin. So müssten in den Mitgliederstrukturen für die Gesamtpartei extremistische Positionen erkennbar, die systematische Zusammenarbeit mit Extremisten belegbar und eine entsprechende Programmatik nachweisbar sein. Diesem Eindruck habe die Thüringer AfD in der Vergangenheit mit Unvereinbarkeitsbeschlüssen und der Distanzierung von extremen Ansichten als Einzelmeinungen entgegengewirkt.

Insbesondere der offen vollzogene Schulterschluss »mit 2500 bekannten Rechtsextremisten« im Chemnitzer Demonstrationszug und der Ausgang des Parteiausschlussverfahrens im Mai gegen Thüringens AfD-Chef Björn Höcke hätten ihn aber dazu veranlasst, jetzt die Prüfung in Auftrag zu geben. Letztlich gehe es darum, ergebnisoffen zu klären, ob sich der Landesverband der Partei nur rein strategisch vom Rechtsextremismus abgrenze, aber faktisch eine Annäherung stattfinde.

Debatte Üblicherweise teilten Verfassungsschutzbehörden der Öffentlichkeit nicht mit, wenn sie eine derartige Prüfung beginnen, räumte Kramer ein. Da es sich bei der AfD um eine im Landtag vertretene Partei handele und sich auf diese Art vielleicht auch eine Debatte innerhalb der AfD initiieren lassen könnte, habe er sich für ein transparentes Vorgehen entschieden.

Die Debatte über eine vollständige oder teilweise Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz war nach den Demonstrationen in Chemnitz neu entbrannt. Bislang stehen nur einzelne Mitglieder im Visier der Verfassungsschützer. Der AfD-Landesverband mit dem Thüringer AfD-Chef Björn Höcke an der Spitze gilt als Bastion der völkisch-nationalistischen Teile der Partei

Bremen und Niedersachsen lassen zudem als erste Bundesländer die Nachwuchsorganisation der AfD, Junge Alternative, vom Verfassungsschutz beobachten. epd/ja

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  02.05.2025

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Interview

»Deutschlands Vorbildrolle steht radikal infrage«

Oliver von Wrochem über 80 Jahre Kriegsende, eine stärker werdende AfD und NS-Gedenkstätten als gesellschaftspolitische Akteure

von Sebastian Beer  02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Was bedeutet die neue Einstufung für die AfD?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schritt des Verfassungsschutzes, die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen

von Anne-Beatrice Clasmann  02.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 02.05.2025

Josef Schuster

Zentralrat der Juden fordert mehr Klarheit im Umgang mit der AfD

Vertreter der Partei dürften nie »in staatstragende Funktionen gelangen«, so der Zentralratspräsident. Zuvor hatte der Verfassungsschutz die gesamte AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft

 02.05.2025