Judenhass

Über 1000 antisemitische Vorfälle in Berlin

Holocaust-Relativierung bei Corona-Protesten (Symbolfoto). Fast jeder fünfte Vorfall hat in Berlin im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gestanden. Foto: imago

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS Berlin) hat 2020 in der Bundeshauptstadt 1004 antisemitische Vorfälle dokumentiert. Das waren trotz coronabedingten Einschränkungen 118 Vorfälle mehr als im Vorjahr, sagte Projektleiter Benjamin Steinitz am Montag in Berlin.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Fast jeder fünfte Vorfall habe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie (186) gestanden. Insbesondere auf den Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen registrierte die Beobachtungsstelle eine Zunahme von antisemitische Verschwörungsmythen, Täter-Opfer-Umkehrungen wie das Tragen des gelben »Impfsterns« und Schoa-Bagatellisierungen.

Ingesamt zählte RIAS Berlin vergangenes Jahr 58 Versammlungen mit antisemitischen Inhalten und damit so viele wie noch nie seit Beginn der Projektarbeit vor vier Jahren. Davon waren 42 Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen gerichtet.

Rund jeder 5. Vorfall wies einen direkten Bezug zur #COVID19-Pandemie auf.

Corona sei dabei nur der Vorwand, um Antisemitismus offener und aggressiver zu artikulieren, sagte der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn: »Die Pandemie ist nur ein Katalysator. Die antidemokratischen Affekte werden auch nach Corona da sein.«

Laut RIAS ereignen sich in Berlin täglich im Durchschnitt knapp drei antisemitische Vorfälle. Erfasst wurden 2020 insgesamt 17 Angriffe, 43 Sachbeschädigungen, 51 Bedrohungen, 770 Fälle verletzenden Verhaltens und 123 antisemitische Massenzuschriften.

Es gab weniger Angriffe dafür aber mehr verletzendes Verhalten, sagte Projektleiter Steinitz. Erschreckend sei auch die Zunahme von Vorfällen im Wohnumfeld von Berliner Jüdinnen und Juden.

Der Antisemtismusbeauftragte der Berliner Jüdischen Gemeinde, Sigmount Königsberg, sagte, die Zahlen zeigten, Phänomene wie die Schoa-Relativierung seien weitaus verbreiteter in der Mitte der Gesellschaft als bislang angenommen. »Wir stehen damit vor einer Herausforderung, die uns elementar bedroht«, sagte Königsberg. Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz sprach von einer perfiden Zunahme des Antisemitismus im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Das dürfe niemanden gleichgültig sein.

Die Fraktionen von SPD, CDU, Linken, Grünen und FDP im Berliner Abgeordnetenhaus betonten in einer gemeinsamen Erklärung, Verschwörungsmythen hätten konkrete Auswirkungen auf Betroffene antisemitischer Gewalt und stellten eine abstrakte wie konkrete Gefahr dar. Dieses Gefahrenpotenzial dürfe nicht unterschätzt werden. epd

Der vollständige Bericht findet sich hier.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Embargo

»Strategischer Fehler«

In der Union gibt es Zweifel an der Führungsfähigkeit des Kanzlers. Lob bekommt Merz von der AfD und dem Iran

von Stefan Laurin  20.08.2025

Analyse

Misstrauische Partner

Russland stellt sich öffentlich an die Seite des Iran. Doch der Kreml verfolgt in Nahost andere Ziele als die Mullahs

von Alexander Friedman  20.08.2025

Weimar

Buchenwald darf Zutritt mit Palästinensertuch verweigern

Die Antragstellerin habe selbst angegeben, dass sie mit dem Tragen des Palästinensertuchs eine politische Botschaft gegen die ihrer Ansicht nach einseitige Parteinahme der Gedenkstätte für die Politik der israelischen Regierung zeigen will

 20.08.2025

Medien

Fiktion statt Fakten

Matti Friedman hat viele Jahre für die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der Journalist kennt die Probleme der Gaza-Berichterstattung aus erster Hand

von Gunda Trepp  20.08.2025

Berlin

Anschlag auf israelische Botschaft geplant? Anklage erhoben

Der Tatverdächtige ist IS-Unterstützer und russischer Staatsbürger

 20.08.2025

Athen

Israelische Firma übernimmt griechischen Rüstungsbauer

Griechenlands größter Hersteller von Militärfahrzeugen ist nun komplett in israelischer Hand. Die strategische Zusammenarbeit im Verteidigungssektor wird damit weiter vertieft

 20.08.2025

Köln

Diskriminierung jüdischer Schüler ernst nehmen

Antisemitismus an Schulen ist nicht neu. Doch seit Ausbruch des Gazakriegs ist die Judenfeindlichkeit stark gestiegen. Ein Vertreter der katholischen Kirche fordert die Schulen auf, Flagge zu zeigen

 20.08.2025

Umfrage

Deutliche Mehrheit steht hinter Waffen-Lieferstopp für Israel

In der Union sind nicht alle einverstanden. Die Mehrheit der Bevölkerung hat der Kanzler aber hinter sich, obwohl sich Israel gegen eine Terrororganisation wehrt, die den jüdischen Staat erklärtermaßen vernichten will

 20.08.2025

Würdigung

Ein echter Freund

Der ehemalige Zentralratspräsident Dieter Graumann hat viel bewirkt für das jüdische Leben in Deutschland. Nun ist er 75 geworden. Eine persönliche Gratulation von TV-Moderatorin Andrea Kiewel

von Andrea Kiewel  20.08.2025