Einspruch

#twittersperrt und schweigt

Detlef David Kauschke Foto: Marco Limberg

»Frauen sind das pure Böse ... Juden auch ... jüdische Frauen sind die schlimmsten«: Dieser Tweet ist offenbar nicht zu beanstanden. Die antisemitische Hetze, nur eine von sehr vielen, die um einiges widerlicher sind, ist weiter im Netz.

Im Gegensatz dazu hatte Twitter mit der folgenden Kurznachricht ein Problem: »Warum Israels Botschafter Jeremy Issacharoff auf Gespräche und Treffen mit der AfD verzichtet«. Twitter nahm diese Meldung unserer Redaktion ins Visier und sperrte am Montag kurzerhand den Account der Jüdischen Allgemeinen. Begründung: ein Verstoß gegen die Regeln »zum Veröffentlichen von irreführenden Informationen zu Wahlen«.

So hat es uns Twitter mitgeteilt – in einer automatisierten Nachricht. Dann, nach heftigen Protesten der Redaktion, anderer Nutzer, Journalisten und Politiker, kam Stunden später die nächste unpersönliche Meldung: »Account entsperrt. Vielen Dank, dass Du Dich um dieses Problem gekümmert hast.«

»Account entsperrt. Vielen Dank, dass Du Dich um dieses Problem gekümmert hast.«

»Twitter, geht’s noch? Wann kümmerst du dich endlich mal um dein Problem?«, möchte man den Algorithmus auf der anderen Seite fragen. Man möchte wenigstens in Erfahrung bringen, warum judenfeindliche Beleidigungen den Regeln entsprechen, redaktionelle Kurznachrichten einer jüdischen Wochenzeitung hingegen nicht.

Wird der Algorithmus womöglich von rechten Accounts manipuliert? Geht es um Zensur? Twitter schweigt. Keine Reaktion. Nachfragen bleiben unbeantwortet.

»Jeder hat eine Stimme und das Recht, sie zu erheben«, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. Transparenz sei ein Leitmotiv. Na dann, wie wäre es, wenn der amerikanische Kurznachrichtendienst seine Stimme erheben und uns erklären würde, wie er es mit der Presse- und Meinungsfreiheit hierzulande hält, kurz vor dem 70. Jahrestag des Inkrafttretens des Grundgesetzes?

Wenn Twitter unserer Redaktion und anderen Betroffenen schon keine Auskunft gibt, dann vielleicht den Digitalpolitikern des Bundestages. Die beschäftigen sich jetzt mit dem Thema #twittersperrt. Aus aktuellem Anlass.

Beschneidungen

Polizei in Antwerpen durchsucht Wohnungen von Juden

Im Rahmen einer Razzia gegen angeblich illegaler Beschneidungen hat die Polizei in Antwerpen am Mittwochmorgen die Wohnungen von drei jüdischen Bewohnern durchsucht

 15.05.2025

Düsseldorf

NRW und Israel feiern ihre Völkerfreundschaft

Wüst und Prosor: Es müsse alles getan werden, damit alle so schnell wie möglich wieder nach Hause kommen

 15.05.2025

USA

»Ben and Jerry’s«-Mitbegründer bei Gaza-Protest festgenommen

Ben Cohen ist bekannt für seine scharfe Kritik an Israel

 15.05.2025 Aktualisiert

Interview

»Es hätte viel kürzer und klarer sein müssen«

Peter Neumann über das AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes, die internationale Debatte darüber und ein mögliches Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Partei

von Nils Kottmann  15.05.2025

Schleswig-Holstein

Drastischer Anstieg bei antisemitischen Vorfällen im Norden

Der Landesbeauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Gerhard Ulrich, verwies auf den Krieg in Gaza

 15.05.2025

Berlin

»So monströs die Verbrechen der Nazis, so gigantisch dein Wille, zu leben«

Leeor Engländer verabschiedet sich in einer berührenden Trauerrede von Margot Friedländer. Wir dokumentieren sie im Wortlaut

von Leeor Engländer  15.05.2025

Trauerfeier

Die unbeugsame Berlinerin

Nach dem Tod von Margot Friedländer trauert ganz Berlin um eine besondere Frau, die als Holocaust-Überlebende unermüdlich für Menschlichkeit eintrat. Bei ihrer Beisetzung nahmen hochrangige Gäste nun Abschied

von Sigrid Hoff  15.05.2025

Kommentar

Journalistisch falsch, menschlich widerlich

»News WG«, ein Format des Bayerischen Rundfunks, hat eine Umfrage darüber gestartet, ob man Yuval Raphael, eine Überlebende der Massaker des 7. Oktobers, vom ESC ausschließen soll

von Johannes Boie  15.05.2025

Berlin

Friedrich Merz: Deutschland muss Schutzraum für Juden sein

Auch bekräftigt der neue Kanzler: »Wir stehen unverbrüchlich an der Seite Israels.«

 15.05.2025