Antisemitismus-Eklat

TU-Beschäftigte solidarisieren sich mit Geraldine Rauch

Geraldine Rauch, Präsidentin der TU-Berlin, bekommt trotz ihrer »Gefällt mir«- Klicks unter antiisraelischen und antisemitischen Posts Unterstützung von Kollegen. Foto: picture alliance/dpa

Geraldine Rauch steht unter Druck seitdem vor einer Woche bekannt wurde: Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin (TU) setzte »Gefällt mir«-Klicks unter antiisraelische und sogar antisemitische Posts auf der Plattform X. Die Jüdische Allgemeine berichtete zuerst.

Seither wurde viel Kritik an ihr geäußert. Rücktrittsforderungen waren zu hören. Noch diese Woche soll der Akademische Senat (AS) darüber beraten, ob Geraldine Rauch abgesetzt wird oder nicht.

Zugleich gibt es jedoch Solidarität mit der TU-Präsidentin. Wie der »Tagesspiegel« schreibt, unterzeichneten 129 TU-Beschäftigte, nämlich Professoren, Verwaltungsmitarbeiter, wissenschaftliche Mitarbeiter und studentische Hilfskräfte, einen Solidaritätsbrief. Die Publikation berichtet, die Unterzeichner hätten sich in dem am Montag übergebenen Schreiben »kritisch hinter das TU-Präsidium« gestellt.

»Unverhältnismäßige Anfeindungen«

In dem Brief werden laut »Tagesspiegel« »unverhältnismäßige Anfeindungen gegen Geraldine Rauch als Person« verurteilt. Seit vielen Monaten demonstriere die Uni-Präsidentin, »dass ein wohlüberlegtes Handeln auch bei sehr sensiblen Themen möglich ist«. Die Zeitung schreibt, damit sei offenbar »der dialogorientierte Umgang mit pro-palästinensischen Protesten« gemeint.

Lesen Sie auch

In dem Brief wird zugleich eine Aufarbeitung der Social-Media-Aktivitäten der Präsidentin gefordert. Geraldine Rauchs Entschuldigung könne nur ein erster Schritt sein, so die Unterzeichner. Sie müsse das Gespräch suchen und diesen Prozess dokumentieren. Zwischen »gerechtfertigter Kritik und ungerechtfertigter Hetze« müsse unterschieden werden, heißt es in dem Solidaritätsschreiben.

Dem »Tagesspiegel« zufolge stellen bei der TU die Kritiker der Präsidentin eine Minderheit dar, während die Mehrheit der Unterstützer ihre Ansicht deutlich kundtut: »Geraldine bleibt« steht auf einem Transparent einer Studenteninitiative, das an einem TU-Gebäude hängt. Ob dies wirklich der Fall ist, könnte sich bereits am Mittwoch entscheiden.

»Diffamierungen und Hetze«

In dem Solidaritätsbrief für Präsidentin Rauch wird auch die ebenfalls von außen scharf kritisierte Ernennung von Uffa Jensen zum Antisemitismusbeauftragten der TU erwähnt. Diese sei begrüßenswert, heißt es darin. An der Universität als demokratischem Ort dürfe es keinen Raum für »persönliche Diffamierungen und Hetze gegen einzelne Personen« geben.

Der Zentralrat der Juden hatte die Ernennung kritisiert und Geraldine Rauch zum Rücktritt aufgefordert. »Ihre Entschuldigung sei nicht glaubwürdig«, erklärte der Präsident der Organisation, Josef Schuster am Donnerstag.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner warf Rauch am Montag vor, Berlin als Wissenschaftsstandort mit ihrem Verhalten zu schaden. »Ich kann nur sagen, was sie gemacht hat, hat nicht nur der Technischen Universität geschadet, sondern dem Wissenschaftsstandort Berlin. Und das möchte ich ausdrücklich nicht«, sagte Wegner laut »B.Z.« bei einer Veranstaltung am Abend. im

Nahost

Netanjahu nach Washington abgereist - Treffen mit Trump 

Der israelische Regierungschef trifft den US-Präsidenten zum dritten Mal in sechs Monaten. Die Beziehungen sind eng. Mit Blick auf den Nahen Osten knüpfen sich an den Besuch große Erwartungen

 06.07.2025

Politik

AfD will im Bundestag »gemäßigt« auftreten

Die rechtsextreme Partei will sich im Parlament weniger krawallig präsentieren und beschließt dafür einen Verhaltenskodex

 06.07.2025

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Meinung

Israel, Iran und das Völkerrecht

Die Präventivschläge Israels gegen das Atomprogramm der Mullahs verstießen nicht gegen das Völkerrecht, sondern waren ebenso notwendig wie angemessen

von Daniel Neumann  06.07.2025

Westjordanland

Kritik nach Angriff auf Deutsche-Welle-Mitarbeiter

Eine Korrespondentin und ein Kameramann wurden am Freitag von radikalen Siedlern mit Steinen beworfen

 06.07.2025

Interview

Antisemitismusforscher: »Seit dem 7. Oktober gibt es eine Mobilisierung gegen Juden«

Günther Jikeli über die Auswirkungen des 7. Oktober 2023 auf die deutsche Gesellschaft, israelfeindliche Proteste an Hochschulen und Defizite in der Wissensvermittlung

von Pascal Beck  06.07.2025

Nuklearprogramm

Atominspektoren der IAEA verlassen den Iran

Nach dem Krieg mit Israel setzt Teheran weiter auf Konfrontation mit der Internationalen Atomenergiebehörde

 05.07.2025

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Meinung

Der falsche Feind

Warum der deutsche Pazifismus blind für die Realitäten in Nahost ist – und deshalb moralisch Schiffbruch erleiden muss

von Mirna Funk  06.07.2025 Aktualisiert