USA

Trump: »Jüdisches Volk« hätte Mitschuld an Wahlniederlage

Der Präsidentschaftskandidat Donald Trump spricht am Donnerstag (Ortszeit) vor dem Israeli American Council in Washington D.C.. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Anderthalb Monate vor der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von Amerika hat Donald Trump dem »jüdischen Volk« vorgehalten, es wäre im Fall einer Wahlniederlage mitverantwortlich.

»Ich würde dies nicht als Vorhersage bezeichnen, aber meiner Meinung nach hätte das jüdische Volk viel mit einer Wahlniederlage zu tun, wenn ich bei 40 Prozent liege«, sagte der republikanische Kandidat während einer Rede vor der Organisation Israeli American Council.

»Wenn ich bei 40 Prozent liege, heißt dies, dass 60 Prozent für Kamala stimmen, die eine sehr schlechte Demokratin ist«, so der für seine Schimpftiraden bekannte Trump. »Die Demokraten sind schlecht für Israel. Sehr schlecht.«

»Von der Erdoberfläche getilgt«

Seit 1968 wählen amerikanische Juden in den USA mehrheitlich demokratische Präsidentschaftskandidaten. Im Schnitt waren es 70 bis 80 Prozent. Kürzlich veröffentlichte Umfrageergebnisse zeigen, dass am 5. November 25 Prozent der jüdischen Wähler für Trump stimmen wollen, während 68 Prozent die Demokratin Kamala Harris bevorzugen.

Nicht zum ersten Mal sprach Trump jüdische Wähler direkt an. Kürzlich erklärte er, Wähler der Demokraten, die dieser Minderheit angehörten, sollten »ihren Kopf untersuchen lassen«.

Am Donnerstag sagte Trump, die bevorstehenden Wahlen in den USA seien »die wichtigsten in der Geschichte Israels«. Der jüdische Staat werde »ausradiert«, beziehungsweise »von der Erdoberfläche getilgt«, falls Kamala Harris die Wahlen gewinne. Amerikanischen Medien zufolge warf er Juden, die gegen ihn Wählen wollen, Undankbarkeit vor.

Lesen Sie auch

Botschaft und Iran-Deal

Während Donald Trumps Amtszeit war die US-Botschaft in Israel nach Jerusalem, die Hauptstadt des jüdischen Staates, verlegt worden. Mit seiner späteren Konkurrentin Nikki Haley hatte er eine deutlich pro-israelische UN-Botschafterin, die bei der Weltorganisation gegen starke antiisraelische Tendenzen ankämpfte. Auch entzog Trump dem sogenannten Iran-Deal die Unterstützung der USA. Während seiner Amtszeit wurden als Abraham Accords bekannte Verträge über eine Normalisierung der Beziehungen zwischen diversen arabischen Staaten und Israel unterzeichnet.

Zugleich verstörte er jedoch viele amerikanische Juden mit seinen Verschwörungstheorien, Schimpftiraden, seinem Rassismus, Frauenhass, seiner höchst problematischen Coronapolitik sowie seinem versuchten Coup am 6. Januar 2021. Hinzu kamen gebrochene Versprechen und ein Benehmen, das viele US-Bürger als nicht angemessen ansehen. Zusätzlich wurde Trump wegen zahlreicher Vergehen angeklagt und verurteilt.

»Wir haben 60 Prozent für eine Person, die Israel hasst«, erklärte Trump am Donnerstag. Er sprach von einem Fluch der Demokraten, der auf jüdischen Wählern laste. Kamala Harris müsse sich von »allen Hamas-Verteidigern, Antisemiten und Israelhassern auf dem Campus« distanzieren, von denen sie Unterstützung erhalte.

»I will make Israel great again«

Im Gegensatz zu der Aussage Trumps wird Kamala Harris von diesen Gruppen, die es bei den Demokraten durchaus gibt, nicht unterstützt. Im Gegenteil: Für ihre regelmäßig geäußerte Unterstützung für den jüdischen Staat wird sie von Israel- und Judenhassern kritisiert. Selbiges galt für ihre Weigerung, einen Exportstopp für Waffen nach Israel gutzuheißen.

Trump beklagte sich derweil: »Ich muss dies leider sagen. Es tut mir weh, dies festzustellen, aber Sie werden dennoch die Demokraten wählen – und dies macht keinen Sinn.« Er sagte, er werde von »Wählern, die nunmal Juden seien, nicht angemessen behandelt«. Da er »all diese Dinge« für die Juden getan habe, gebe es für sie keine Entschuldigung, ihn nicht zu wählen. Dann versprach er: »I will make Israel great again.«

Diese jüngste Trump-Rede kam nicht bei allen Juden in den USA gut an. Die Vorsitzende des Jewish Council for Public Affairs, Amy Spitalnick, sagte, Trump habe eine Rede über Antisemitismus missbraucht, indem er antisemitische Redewendungen benutzt und die jüdische Gemeinschaft Amerikas beschimpft habe. Dadurch werde letztendlich die Sicherheit von Juden gefährdet.

Die jüngsten Statements des Präsidentschaftskandidaten Trump reihen sich ein in eine lange Liste vergleichbarer Aussagen. Juden, die die Demokraten wählten, hassten ihre Religion und Israel, hatte er im März erklärt. »Juden, die in den Vereinigten Staaten leben, lieben Israel nicht stark genug«, sagte Trump vor drei Jahren.

Frankfurt am Main

Versammlungsbehörde verbietet israelfeindliche Demonstration

Die Stadt befürchtet eine »Eskalationsspirale« und untersagt die Kundgebung »United4Gaza – Stoppt den Völkermord jetzt!«

 27.08.2025

Sachbuch

Die Gruppe 47, Günter Grass und die ersten »Shitbürger«

»WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt rechnet in seinem neuen Bestseller »Shitbürgertum« auch mit der Kontinuität des deutschen Judenhasses ab. Ein exklusiver Auszug

von Ulf Poschardt  27.08.2025

Meinung

Muss erst ein australischer Jude sterben?

Wie nun bekannt wurde, steckt der Iran hinter zwei Anschlägen auf jüdische Einrichtungen in Australien. Doch auch ohne Hilfe aus dem Ausland wächst der Antisemitismus im Land ins Unermessliche

von Amie Liebowitz  27.08.2025

Iran

Snapback: Jetzt oder nie?

Bis Oktober können die Signatarstaaten des Atomabkommens mit der Islamischen Republik, darunter Deutschland, noch den Sanktionsmechanismus auslösen. Möglicherweise fällt die Entscheidung bereits diesen Donnerstag

von Michael Thaidigsmann  27.08.2025 Aktualisiert

Frankreich

Zwei Jugendliche wegen geplanter Anschläge auf Synagogen angeklagt

Die beiden Jungen im Alter von 15 und 17 Jahren teilten laut Ermittlern eine »Faszination« für den sogenannten Islamischen Staat

 27.08.2025

Meinung

Warum Leon de Winter in Osnabrück lesen soll

Die Positionen des Schriftstellers zur AfD sind streitwürdig. Canceln hingegen ist langweilig und kontraproduktiv, findet unsere Redakteurin

von Ayala Goldmann  27.08.2025

Washington D.C.

Treffen im Weißen Haus zu umfassendem Plan für Gaza

»Wir werden das ein für alle Mal regeln, sicherlich noch vor Ende dieses Jahres«, sagt Vermittler Steve Witkoff

 27.08.2025

Israel

Rabbiner verhindert Anschlag auf Generalstaatsanwältin

Ein Mann hatte den früheren Oberrabbiner Jitzchak Josef um dessen religiöse Zustimmung zur »Tötung eines Aggressors« ersucht. Die Hintergründe

 26.08.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israel stuft diplomatische Beziehungen mit Brasilien herunter

Die Auseinandersetzung beider Länder über den Gazakrieg war bereits im vergangenen Jahr eskaliert. Der brasilianische Präsident hatte Israels Militäreinsatz in Gaza mit dem Holocaust verglichen

 26.08.2025