USA

Israel wird für Kamala Harris zur Gretchenfrage

Vizepräsidentin Kamala Harris sprach am Mittwoch bei einer Wahlkampfveranstaltung in Romulus (Michigan) Foto: picture alliance / Anadolu

Am Mittwoch traf sich US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris in Romulus (US-Bundesstaat Michigan) mit Mitbegründern des israelfeindlichen Uncommitted National Movement (UNM), um diejenigen als Demokraten registrierte Wähler von sich zu überzeugen, die sich im November wegen Präsident Joe Bidens überwiegend pro-israelischer Politik bei der Stimmabgabe enthalten wollen.

Die Bewegung wirft Biden vor, mit seiner Unterstützung für die israelische Regierung Kriegsverbrechen im Gazastreifen zu finanzieren. Israel verübe den Aktivisten zufolge »Massenmorde« an den Palästinensern. Der US-Präsident solle deshalb ein Waffenembargo gegen Israel verhängen.

Die Israelfeinde könnten gefährlich für Kamala Harris werden, denn die UNM will nach eigenen Angaben allein in Michigan mit ihrer Kampagne mehr als 100.000 Menschen dazu gebracht haben, bei den Vorwahlen der Demokraten für keinen der Kandidaten zu stimmen. Dabei ist Michigan einer von sieben sogenannten Swing States bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl und außerdem der Bundesstaat mit dem höchsten arabischstämmigen Bevölkerungsanteil. Es ist noch völlig unklar, ob der Bundesstaat am 5. November an den republikanischen Kandidaten Donald Trump oder an Harris fallen wird. Umso wichtiger ist es für die Demokratin und amtierende Vizepräsidentin, die eigene Wählerbasis hinter sich zu versammeln.

Bei dem Treffen mit den UNM-Mitbegründern Abbas Alawieh und Layla Elabed erteilte sie der Forderung nach einem Waffenembargo eine Abfuhr. »Die Vizepräsidentin stellte klar: Sie wird immer dafür arbeiten, dass Israel sich gegen den Iran und vom Iran unterstützte Terrorgruppen verteidigen kann«, hieß es nach dem Gespräch in einer Mitteilung aus dem Wahlkampfteam. Alawieh gab sich nach dem Treffen zerknirscht. Die UNM würde Harris gerne unterstützen, »aber unsere Wähler müssen sehen, dass sie in der Gaza-Politik eine neue Seite aufschlägt«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ähnlich dissonant verlief auch Harris’ Wahlkampfveranstaltung in Romulus, die von israelfeindlichen Aktivisten gestört wurde. Während ihrer Rede schrien sie: »Kamala, you can’t hide, we won’t vote for genocide.« (»Kamala, du kannst dich nicht verstecken, wir werden nicht für Völkermord stimmen.«) Die Präsidentschaftskandidatin reagierte gelassen: »Ich bin hier, weil wir an Demokratie glauben. Jede Stimme ist wichtig, aber ich spreche gerade«, rief sie den Demonstranten entgegen. Als die noch immer nicht schwiegen, wurde Harris deutlicher: »Wisst ihr was? Wenn ihr wollt, dass Trump gewinnt, müsst ihr es nur sagen.«

Lesen Sie auch

Donald Trump hatte sich in den vergangenen Wochen immer wieder ambivalent über Israels Krieg gegen die Terroristen der Hamas geäußert. Einerseits drängte er Ministerpräsident Netanjahu darauf, diesen »hinter sich zu bringen«, da er dem Ansehen Israels schade. Er attackierte aber auch Präsident Biden dafür, Netanjahu angeblich nicht dabei zu helfen, den »Job zu beenden«. »Er will es nicht tun«, so Trump über Biden. »Er ist wie ein Palästinenser geworden, aber die mögen ihn nicht, weil er ein sehr schlechter Palästinenser ist, ein schwacher.«

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Berlin

AfD-Eklat im Bundestag bei Debatte über Völkermord

Der Bundestag unterbricht seine Haushaltsberatungen für eine Diskussion zum Gedenken an das Kriegsverbrechen in Srebrenica vor 30 Jahren. Bei AfD-Reden kommt es zum Skandal

 11.07.2025

Justiz

Berufung wegen antisemitischer Inhalte auf X zurückgewiesen

Das Landgericht hatte die Klage im Juni 2024 mit Verweis auf fehlende internationale Zuständigkeit abgewiesen

 11.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Washington D.C.

US-Behörde wartet auf Daten zu attackierten Iran-Atomanlagen

In welche Tiefen drangen die bunkerbrechenden Bomben in die iranischen Atomanlagen vor? Die für die Entwicklung der Bomben zuständige Behörde hat darauf noch keine Antwort

 11.07.2025

Sarajevo/Berlin

Rabbiner: Srebrenica-Gedenken in Deutschland besonders wichtig

8.000 Tote und eine Wunde, die nicht verheilt: Heute gedenkt die Welt der Opfer des Massakers von Srebrenica. Das liberale Judentum sieht eine gemeinsame Verantwortung - auch bei der deutschen Erinnerungskultur

 11.07.2025

Brüssel

EU baut Drohkulisse gegen Israel auf

Die EU will Israel zu einer besseren humanitären Versorgung der Menschen in Gaza drängen - und präsentiert das Inventar ihrer Daumenschrauben

 11.07.2025

Berlin

Mehr Verfahren wegen Antisemitismus eingeleitet

Die Berliner Staatsanwaltschaft bearbeitet Hunderte Fälle mit antisemitischem Hintergrund

 11.07.2025