Elias Rodriguez, der mutmaßliche Schütze, der zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft erschossen hat, begründet die Tat einem Dokument der Anklage zufolge mit Unterstützung für die Palästinenser. »Ich habe es für Palästina getan, ich habe es für Gaza getan«, sagte er laut einer eidesstattlichen Erklärung der ermittelnden FBI-Agentin bei seiner Festnahme.
Die Staatsanwaltschaft erklärte, Videoaufnahmen von Überwachungskameras zeigten, wie der mutmaßliche Täter mehrere Schüsse auf die beiden Opfer gefeuert habe. Nachdem die beiden zu Boden gesackt seien, habe er aus nächste Nähe weiter gefeuert - auch, als eines der Opfer versuchte, sich wegzuschleppen. »Ermittler haben am Tatort eine Pistole vom Kaliber 9 Millimeter und 21 verbrauchte Patronenhülsen sichergestellt«, hieß es.
Bereits kurz nach seiner Festnahme hieß es, der Verdächtige habe einen »propalästinensischen« Slogan skandiert. Der mutmaßliche Täter wird nun wegen Mordes angeklagt. Das Verbrechen werde zudem als Hassverbrechen und als möglicher Terrorakt untersucht, weswegen noch weitere Anklagepunkte hinzukommen dürften, sagte die amtierende Staatsanwältin für die US-Hauptstadt, Jeanine Pirro.
Mord ersten Grades
Die Staatsanwaltschaft wirft dem mutmaßlichen Täter Elias Rodriguez wegen der Tötung des Deutsch-Israelis Yaron Lischinsky Mord ersten Grades eines ausländischen Repräsentanten vor. Zudem wird ihm wegen der tödlichen Schüsse auf Lischinsky und dessen Partnerin Sarah Milgrim Mord ersten Grades in zwei Fällen vorgeworfen. Er muss sich auch wegen Verstößen gegen Waffengesetze verantworten.
Pirro sagte, die Ermittlungen stünden noch am Anfang, aber es handle sich um Verbrechen, die im Falle einer Verurteilung mit der Todesstrafe geahndet werden könnten. Der Haftrichter habe für den 18. Juni eine Anhörung in dem Fall festgesetzt.
Der mutmaßliche Täter Elias Rodriguez stammt den Behörden zufolge aus Chicago und war erst am Tag vor der Tat mit dem Flugzeug nach Washington gekommen. Seine Pistole, die er 2020 in seinem Heimatbundesstaat Illinois gekauft hatte, war demnach für seinen Flug ordnungsgemäß angemeldet und eingecheckt worden. In den ersten Stunden nach der Tat hatten ihn die Behörden als 30-Jährigen bezeichnet, der Anklage zufolge ist er jedoch 31 Jahre alt.
»Volle Aufmerksamkeit des FBI«
Die tödliche Attacke hat in den USA, in Israel und weltweit großes Entsetzen ausgelöst. Der junge Mann und die junge Frau waren nach Angaben des israelischen Botschafters in Washington ein Paar, das kurz vor der Verlobung stand.
Der Chef der US-Bundespolizei FBI, Kash Patel, bewertete die tödliche Attacke in einem Post auf der Plattform X als Terrorakt. Er schrieb: »Der Terrorakt von vergangener Nacht hat die volle Aufmerksamkeit des FBI.« Er betonte, »gezielte antisemitische Gewalt« sei ein Angriff auf die Grundwerte des Landes und werde streng geahndet.
Der Doppelmord war auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans scharf verurteilt worden. Nicht zuletzt Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft, die die Opfer kannten, trauern um sie – darunter auch Ron Prosor, der Botschafter Israels in Deutschland.
«Sie wurden ermordet, weil sie sich für den Staat Israel einsetzten«, sagte der Diplomat. »Diejenigen, die Israel seit Monaten dämonisieren und delegitimieren, haben ein Klima geschaffen, in dem diese Tat gedeihen konnte. Die Saat des Hasses ist aufgegangen.« dpa/ja