Berlin

Studentin für israelfeindliche Flugblätter verurteilt

Polizisten stehen vor einem Gymnasium im Berliner Stadtteil Neukölln. Foto: picture alliance/dpa

Eine Studentin, die wenige Tage nach dem islamistischen Terroranschlag auf Israel vor einem Gymnasium in Berlin-Neukölln israelfeindliche Flyer verteilt hatte, ist zu 50 Stunden Freizeitarbeit verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten sprach die 20-Jährige unter anderem der Billigung von Straftaten schuldig. Die Angeklagte habe am 11. Oktober 2023 Flugzettel verteilt, bei denen in den ersten beiden Sätzen Gräueltaten der Hamas gegen die Zivilbevölkerung gebilligt worden seien, begründete die Vorsitzende Richterin die Entscheidung.

Die Studentin wurde zudem des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie des Widerstands im Kontext mit einer weiteren propalästinensischen Demonstration im Oktober 2023 schuldig gesprochen. Das Gericht wies die junge Frau in der Entscheidung nach dem Jugendstrafrecht auch an, einen Kurs zur Aufarbeitung von Übergriffen auf Menschen in Uniform zu absolvieren.

Vorfall zwischen Lehrer und Schüler ging voraus

Wenige Tage vor dem Verteilen der Flyer durch die Angeklagte war es an der Schule im Kontext mit dem Nahost-Konflikt zu einem Vorfall zwischen einem Lehrer und einem Schüler gekommen. In der Folge sollte es eine Demonstration geben, diese wurde jedoch von der Polizei untersagt. Gleichwohl versammelten sich damals Dutzende Menschen. Die Studentin gab zu, dabei Flugblätter mit dem Titel »Palästina sprengt seine Ketten« verteilt zu haben. »Ich stehe hinter den Aussagen des Flyers«, erklärte die Angeklagte. 

Zehn Tage nach dem Vorfall vor dem Gymnasium soll die Angeklagte am 21. Oktober auf der Sonnenallee in Neukölln an einer propalästinensischen Versammlung teilgenommen haben. Dabei soll sie einen 25-jährigen Polizisten in den Rücken gestoßen haben, als dieser jemanden festnehmen wollte. Anschließend habe sie den Beamten umklammert, stand für das Gericht fest. Zu diesem Vorfall hatte die Studentin im Prozess geschwiegen. 

Mehr als ein Dutzend Sympathisanten verfolgten den Prozess gegen die 20-Jährige. Vor dem Kriminalgericht demonstrierten nach Polizeiangaben etwa 30 weitere Menschen gegen das Verfahren. 

Die Staatsanwältin hatte auf eine Strafe von 80 Freizeitstunden plädiert, die Anklage habe sich bestätigt. Der Verteidiger sagte, es sei bei den Flyern »nicht um Antisemitismus, sondern um einen rechtswidrigen Besetzungszustand gegangen«. Im Prozess sei lediglich der Vorwurf eines tätlichen Angriffs nachgewiesen worden. Der Anwalt plädierte auf 20 bis 30 Stunden Freizeitarbeit. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. dpa

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025