Neujahr

Stolz und selbstbewusst

Der israelische Botschafter Ron Prosor Foto: picture alliance/dpa

Rosch Haschana steht vor der Tür, und ich kann es kaum erwarten, mein Schofar in die Hand zu nehmen und den Klang von »Toot, toot, toot« durch meine Berliner Nachbarschaft zu blasen. Okay, okay, vielleicht klingt das nicht ganz so beeindruckend wie das traditionelle Schofarblasen, aber zumindest sind jetzt alle wach, und wir können einen Moment gemeinsam atmen.

Vor etwa einem Jahr habe ich meinen Dienst als Botschafter des Staates Israel in Berlin begonnen, und das vergangene Jahr war direkt ein besonderes Jahr, denn wir feierten Israels 75. Geburtstag. Inzwischen steht Israel in der ersten Reihe, wenn es um Cybertech, Medizin oder auch Food-Security geht. Unternehmen wie Remilk, Redefine Meat oder BioFishency revolutionieren die Art und Weise, wie wir uns mit Lebensmitteln versorgen.

sicherheit Auch in Sachen Sicherheit ist Israel an vorderster Front. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir mit dem Arrow-3-Raketenabwehrsystem einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit Deutschlands und Europas leisten. Wer hätte das vor 75 Jahren für möglich gehalten? Es wird Sie nicht verwundern, dass das vergangene Jahr trotz all dieser guten Nachrichten auch mit großen Herausforderungen gespickt war.

Israel hat wieder einmal eine neue Regierung gewählt und erlebt seitdem eine sehr robuste öffentliche Debatte über die Zukunft des jüdischen Staates. Dass wir diese Debatten führen können, uns streiten können, ist, wie Präsident Herzog es in seiner Videoansprache zum 75. Jubiläum der Staatsgründung sagte, »ein Segen«.

Die aktuelle Situation in Israel zeugt von einer lebendigen, einer starken und wehrhaften Demokratie, auf die alle Israelis zu Recht stolz sein können. Sie alle demonstrieren mit der israelischen Flagge und identifizieren sich so mit unserem Staat. Dies und der 75. Geburtstag waren ein Anlass zum Feiern, zum Beispiel bei unserem großen Empfang im Mai in Berlin. Bei diesem großartigen Event haben drei Spitzenköche den Geschmack eines echten israelischen Schuks nach Berlin gebracht!

Was nehmen wir uns also für das nächste Jahr vor? Ich sage es immer wieder, der Jugendaustausch ist der Schlüssel für langfristige und tiefe Beziehungen zwischen Deutschland und Israel.

tradition Daher wünsche ich mir, dass das kommende Jahr mit mindestens so vielen Austauschprojekten und schönen Erlebnissen gefüllt sein wird, wie ein Granatapfel Kerne hat. Der jüdischen Tradition folgend, wären das bei 613 Kernen für 613 Mizwot fast zwei Jugendbegegnungen pro Tag. Das wäre doch ein guter Anfang! Ich wünsche mir auch, dass die heftigen Debatten in Israel zu einem positiven Ergebnis kommen. Außerdem sollten wir als Land die Abraham-Abkommen weiter mit Leben füllen, damit wir unsere diplomatischen Beziehungen ausbauen können.

Und schließlich wünsche ich mir, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland – aber auch weltweit – stolz, selbstbewusst und ohne Angst in Frieden leben können. In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern der Jüdischen Allgemeinen ein Rosch Haschana voller köstlicher Speisen und in guter Gesellschaft. Möge Ihr Jahr süß wie Honig werden – Schana towa umetuka!

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