Jerusalem

»Stolz auf Partnerschaft«

Norbert Lammert in der Knesset Foto: dpa

Das Präsidium des Deutschen Bundestages besucht Israel. Anlass des Besuches sind 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen beiden Ländern. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) leitet die Delegation. Ihr gehören seine Stellvertreter Petra Pau (Die Linke), Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), Ulla Schmidt (SPD), Johannes Singhammer (CDU/CSU) sowie der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe, Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen), an.

Die Parlamentarier werden bis zum 26. Juni 2015 in Israel bleiben. Am Mittwoch wurden sie in einer feierlichen Zeremonie in der Knesset empfangen. Anschließend kamen die beiden Parlamentspräsidien zu einem Meinungsaustausch zusammen. Auf einer Sondersitzung des israelischen Parlaments sprach anlässlich des Jubiläums neben Parlamentspräsident Juli Edelstein auch sein deutscher Amtskollege Norbert Lammert.

werte Seine Rede begann Lammert auf Hebräisch. Er dankte den Abgeordneten »für die große Ehre, hier in meiner Muttersprache zu Ihnen zu sprechen«. Der Parlamentspräsident bezeichnete die Intensität der freundschaftlichen Beziehungen beider Länder als Wunder, das man historisch insbesondere Konrad Adenauer und David Ben Gurion – »diesem doppelten Glücksfall der Geschichte« – zu verdanken habe: »Sie hatten unmittelbar nach den Staatsgründungen Israels aus der Asche des Holocausts und der Bundesrepublik auf den Trümmern des Nazi-Regimes die Einsicht und die Entschlossenheit zu einem Neuanfang.«

Heute seien es die gemeinsamen Werte, auf denen die engen Beziehungen beider Länder basierten. »Dass Berlin wie Tel Aviv heute geradezu magische Anziehungskraft auf die Jugend des jeweils anderen Landes ausüben, zeigt die Veränderungen dieser gesellschaftlichen Beziehungen und ihre Tragfähigkeit auch für die nachwachsenden Generationen.«

antisemitismus Lammert bekräftigte zudem Deutschlands entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus. »Wo immer er auftritt, ist er nicht akzeptabel; in Deutschland ist er unerträglich«, sagte Lammert. Für 2016 kündigte Lammert eine Konferenz der Interparlamentarischen Koalition zur Bekämpfung des Antisemitismus (ICCA) in Berlin an.

In Bezug auf den Nahostkonflikt machte der Bundestagspräsident deutlich: »Vieles ist verhandelbar, das Existenzrecht Israels ist es nicht. Aber es bedarf auch einer Verhandlungslösung, um den Konflikt mit den Palästinensern beizulegen. Ein stabiler, friedlicher, demokratisch organisierter palästinensischer Staat entspricht den langfristigen Sicherheitsinteressen Israels, nur so wird sich – nach unserer Überzeugung – eine dauerhafte Befriedung der Region garantieren lassen.«

Abschließend sagte Lammert auf Hebräisch: »Wir sind dankbar für unsere Freundschaft und stolz auf unsere Partnerschaft.«
Er beendete seine Rede mit den Worten: »Toda raba. Schalom.«

Programm Vor Lammert hatten vier deutsche Politiker vor der Knesset sprechen dürfen: Die Bundespräsidenten Johannes Rau (SPD) und Horst Köhler (CDU), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als erste ausländische Regierungschefin überhaupt und zuletzt EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD).

In den kommenden Tagen stehen bei den Treffen mit Abgeordneten des israelischen Parlaments die bilateralen Beziehungen beider Länder und die Verstetigung des parlamentarischen Austausches zwischen Knesset und Bundestag im Zentrum.

Geplant sind dazu unter anderem ein Gespräch mit dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin, Begegnungen mit Vertretern von Regierung und Opposition, Treffen mit Kirchenrepräsentanten, Akademikern und Thinktanks sowie ein Besuch der Stadt Ramla als Beispiel für jüdisch-arabische Koexistenz. Die deutsche Delegation wird außerdem die Gedenkstätte Yad Vashem besuchen.

forum Die deutsche Delegation kündigte an, den Austausch zwischen beiden Parlamenten künftig zu intensivieren. Dazu werde es ein jährliches parlamentarisches Forum geben, um bestimmte Themen gemeinsam zu erörtern. Dies unterstreiche die »herausragende Rolle der beiden Parlamente in der weiteren Entwicklung der Beziehungen zwischen unseren Ländern«, sagte Lammert.

»Wir sind in diesem besonderen Jahr der deutsch-israelischen Beziehungen stolz auf unsere enge Partnerschaft und Freundschaft. Aber wir begreifen sie als das, was sie sind: eine Verpflichtung und Herausforderung.«

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza

Das Problem mit der Entwaffnung

Die Hamas weigert sich strikt, die Waffen niederzulegen. Was Zustimmung in der palästinensischen Bevölkerung findet und den Friedensplan stocken lässt

 21.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025