Interview

»Starke Verbundenheit«

Jeremy Issacharoff Foto: Gregor Zielke

Herr Botschafter, Sie sind seit dem 29. August in Deutschland. Knapp vier Wochen später wurde hier gewählt, nun beginnt der Prozess einer Koalitionsbildung. Wie verfolgen Sie diese Entwicklung?
Ich gehe davon aus, dass Deutschland bald eine stabile Regierung hat, die weiterhin in der Verpflichtung für Israels Sicherheit steht und ihrer Verantwortung für das jüdische Volk gerecht wird. Darüber hinaus hoffe ich, dass die Beziehung unserer beiden Länder weiter wachsen und stärker werden wird.

Dabei spielt das Außenministerium eine wichtige Rolle. Würden Sie an dessen Spitze lieber einen Grünen oder einen Liberalen sehen?
Etwas, was mich hier in meiner neuen Tätigkeit als Israels Botschafter in Berlin sehr inspiriert hat, ist die enge Verbundenheit von Kanzlerin Merkel mit Israel und ihr Einsatz im Sinne der Stärkung der bilateralen Beziehungen zwischen unseren Ländern. Wir hoffen, dass jeder neue Außenminister diese Politik fortsetzen wird. Aber selbstverständlich mache ich keine Vorschläge, wer dieses Amt übernehmen sollte.

Wie bewerten Sie den Einzug der AfD in den Bundestag?
Unmittelbar nach der Wahl habe ich schon gesagt, dass uns der Erfolg der AfD große Sorgen bereitet. Es wird niemanden überraschen, dass Äußerungen über ein »Denkmal der Schande« oder den »Stolz« auf die Leistungen der Wehrmachtssoldaten einen Israeli oder Juden sehr beunruhigen. Wir sind sensibel in Bezug auf derartige Äußerungen, besonders in Deutschland. Sie passen nicht zu dem langen Weg, den dieses Land aus dem Schatten der Vergangenheit in die heutige – durch Demokratie und Toleranz geprägte – Gesellschaft gegangen ist.

Wie würden Sie den Zustand der deutsch-israelischen Beziehungen beschreiben?
Ich habe als neuer Botschafter einen äußerst freundlichen Empfang erlebt. Alle Gespräche fanden in gutem Geist und sehr positiver Atmosphäre statt. Kurz nach meinem Amtsantritt war dann Staatspräsident Rivlin zu Besuch in München und Berlin. Ich kann mir keinen wärmeren und herzlicheren Empfang vorstellen, den man einem ausländischen Staatsoberhaupt bereiten kann.

Regierungskonsultationen wurden verschoben, beim Israelbesuch von Außenminister Gabriel kam es zum Eklat – das wirkte nicht so harmonisch.

Es kann vorkommen, dass Regierungen zu verschiedenen Themen unterschiedliche Meinungen haben. Aber ich habe bislang nur erlebt, wie eng und ausgezeichnet die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern ist. Es gibt einen ständigen Austausch zwischen Kanzlerin Merkel und Premierminister Netanjahu. Ich glaube, die Öffentlichkeit nimmt viel eher den seltenen Dissens als die vielfältigen Elemente der Zusammenarbeit und Kooperation – ob zum Beispiel im Sicherheitsbereich, bei der Terrorbekämpfung oder im Cyberbereich – wahr.

Mit dem israelischen Botschafter in Deutschland sprach Detlef David Kauschke.

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025

Deutschland

Waffen für Anschläge besorgt: Weiteres Hamas-Mitglied festgenommen

Der Mann soll ein Sturmgewehr, mehrere Pistolen und Munition für Anschläge auf jüdische und israelische Einrichtungen besorgt haben

 12.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025