Einspruch

Spielwiese für Neonazis

Menachem Z. Rosensaft ärgert sich darüber, dass YouTube infame Hetzlieder nicht löscht

von Menachem Z. Rosensaft  02.05.2016 16:51 Uhr

Menachem Z. Rosensaft Foto: PR/WJC/Doron Ritter

Menachem Z. Rosensaft ärgert sich darüber, dass YouTube infame Hetzlieder nicht löscht

von Menachem Z. Rosensaft  02.05.2016 16:51 Uhr

»In Belsen, in Belsen, da hängen sie an den Hälsen. Fidiralala, fidiralala, fidiralalala …« So beginnt eines der vielen infamen Hetzlieder der Neonazi-Band »Kommando Freisler«. Deren Mitglieder wurden wegen Volksverhetzung verurteilt, ihre Lieder auf den Index gesetzt. Und doch haben sie immer noch ein großes Publikum – ausgerechnet auf YouTube, der weltgrößten Video-Plattform.

Obwohl die Verbreitung dieser indizierten Musiktitel verboten ist, unternimmt der YouTube-Mutterkonzern Google nur wenig.
YouTube behauptet, angezeigte Videos würden umgehend entfernt. Das ist aber nachweislich falsch. Widerlichste »Kommando Freisler«-Titel wie »Giftgas« und »Judenschwein« sind weiterhin in zahlreichen Versionen vorhanden.

videos Google hält auf YouTube wissentlich illegale Nazi-Hetze vor, und anstatt durchzugreifen, schaltet man lieber auf Durchzug. Auf Bitten des Direktors der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Jens-Christian Wagner, im vergangenen Jahr sowie des Jüdischen Weltkongresses (WJC) diese Woche, endlich zu handeln, hat man bislang nicht reagiert. Nur wenige dieser Nazi-Videos sind in den letzten Tagen gelöscht worden; zuvor gar keine.

YouTubes Laxheit gegenüber solch obszöner Hetze ist erschütternd. Schlimmer noch: Die Verantwortung wird auf die User abgewälzt. Das ist so, als ob ein Kaufmann, der giftige Lebensmittel in seinem Laden anbietet, bewusst nur jene Dinge aus der Auslage entfernt, welche die Kunden monieren, anstatt von sich aus einmal nachzuschauen. Einem solchen Kaufmann würde man zu Recht den Laden dichtmachen.

Man muss es so deutlich sagen: YouTube ist eine Spielwiese der Neonazis. Letztere wissen, sie können sich dort weitgehend unbehelligt austoben. Als Sohn von Auschwitz- und Bergen-Belsen-Überlebenden verursacht mir das Übelkeit. Es wird Zeit, dass Google endlich einmal von sich aus durchgreift. Wenn nicht, müssen deutsche Justiz und Politik sich des Falles annehmen.

Der Autor ist Justiziar des Jüdischen Weltkongresses.

Antisemitismus

Abgekürzte Namen für die Sicherheit

Seit dem 7. Oktober setzen jüdische Gemeinden in der Bundesrepublik verstärkte Sicherheitsmaßnahmen um. Diese reichen bis hin zur Anonymisierung von Geburtstagswünschen

 13.02.2025

Verschwörungstheorien

Gedenkstätte Auschwitz kämpft gegen Desinformation

Holocaust-Leugner verbreiten ihre Thesen vor allem über das Internet. Mit einer Online-Lektion will die Gedenkstätte im ehemaligen deutschen Konzentrationslager mit Verschwörungsmythen aufräumen

von Doris Heimann  13.02.2025

Interview

Droht ein neuer großer Krieg in Afrika?

Der Ostafrika-Experte Jonathan Beloff über den kaum beachteten Krieg in der DR Kongo und seine Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Nahostkonflikt

von Benedikt Just  13.02.2025

Gaza

Ägypten: Wiederaufbau bestes Mittel gegen Vertreibung

Auch Jordanien und andere arabische Länder lehnen eine Umsiedlung der Palästinenser strikt ab. Nach entsprechenden Aussagen von US-Präsident Trump kündigt Kairo einen Gegenvorschlag an

 13.02.2025

Berlin

Geldnot bremst Projekte gegen Judenhass aus

Ende 2024 bekannte sich der Bundestag zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland. Die zuständigen Stellen in Bund und Ländern warnen jedoch: Die nötigen Mittel im Haushalt stünden zur Disposition

 13.02.2025

Washington D.C.

Rubio reist nach München und Israel

Präsident Trump hat mit seinen Plänen für den Gazastreifen für Aufregung gesorgt. Jetzt reist sein Chefdiplomat in die Region. Vorher nimmt er an der Münchner Sicherheitskonferenz teil

 13.02.2025

Berlin

Kabinett ebnet Weg für Entsendung von Polizisten nach Rafah

Deutsche Polizisten sollen an den Grenzübergang zwischen Ägypten und dem Gazastreifen geschickt werden können. Wann sie tatsächlich dort ankommen, hängt von der Sicherheitslage vor Ort ab

 13.02.2025

Wien

Kein Kanzler Kickl: FPÖ-Chef scheitert kurz vor dem Ziel 

Die Rechtspopulisten standen vor ihrem größten Triumph. Jetzt ist vorerst alles aus. Nach dem Ende der Koalitionsgespräche mit der ÖVP sind die nächsten Schritte unklar

von Albert Otti  12.02.2025

Debatte

Großer Wirbel: Israelisches Team von Turnier in Stuttgart ausgeladen

Ein israelisches Sportteam darf bei einem Turnier in Deutschland nicht starten. Die Organisatoren betonen, dass Sicherheitsgründe keine Rolle spielen und man auch nicht voreingenommen sei

 12.02.2025