Fussball

»Skandalöses Einknicken vor Antisemiten«

Fußballspiel zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem FC Ingolstadt am Sonntag Foto: Imago

Zentralratspräsident Josef Schuster hat das Abhängen einer Israel-Fahne bei einem Fußballspiel zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem FC Ingolstadt am Sonntag scharf kritisiert.

»Dass israelische, wie auch jüdische Symbole immer mehr als vermeintliche ›Reizung‹ und dadurch als Sicherheitsrisiko betrachtet werden, ist ein Phänomen, welches wir nicht länger tabuisieren dürfen. Gerade auch in Communitys mit einem hohen Migrationshintergrund muss diese Aversion bekämpft werden«, sagte Schuster am Montag.

Polizeipräsident Unterdessen hat sich der Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt für das Vorgehen seiner Beamten entschuldigt. »Die Aufforderung zum Einrollen der Flagge war eine Fehlentscheidung, für die ich bei den Betroffenen um Entschuldigung bitte«, erklärte Kandt. Er fügte hinzu: »Es ist Aufgabe der Polizei, die Meinungsfreiheit zu schützen.«

Bei dem Zweitliga-Duell am Sonntag im Stadion An der Alten Försterei in Berlin-Köpenick (2:2) hatten Fans der Gästemannschaft zur Unterstützung des aus Israel stammenden Ingolstädter Spielers Almog Cohen die weiß-blaue Nationalfahne mit dem Davidstern aufgehängt. Der zuständige Einsatzleiter der Polizei sah darin ein politisches Statement und ordnete aus Sorge vor Reaktionen von gewaltbereiten Palästinensern in Berlin die Entfernung der Flagge an.

Jewish Flag Zentralratspräsident Schuster sagte dazu: »Es ist eines der immer häufiger werdenden Alltagsbeispiele: Eine israelische Flagge wird bei einem Zweitligisten-Fußballspiel von den Ordnern als ›Provokation‹ eingestuft und verboten. Wohlgemerkt als einzige der dort vertretenen Flaggen – mit der Begründung, dass sie als ›Jewish flag‹ andere Gemüter erzürnen könnte.«

»Wie kann es denn sein, dass hierzulande die Flagge eines demokratischen Staates auf einmal als potenzieller Gewaltauslöser betrachtet wird? Wie kann es sein, dass das Tragen einer Kippa andere Menschen dazu veranlasst handgreiflich zu werden?«, fragte Schuster.

Der Zentralratspräsident betonte: »Wenn wir beginnen, aus Angst oder vermeintlicher Prävention diesen Aversionen nachzugeben, und unsere demokratischen Rechte dadurch einschränken, ist es nichts weiter als ein skandalöses Einknicken vor Antisemiten und Feinden der Demokratie – und genau das war das Verbieten der israelischen Flagge beim gestrigen Spiel.«

Innensenator Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU), der sich derzeit auf einer Israel-Reise, befindet, kündigte in der »Bild«-Zeitung eine zügige Auswertung des Vorfalls an. Er unterstelle keine böse Absicht, halte es dennoch für die falsche Entscheidung, sagte Henkel.

Oliver Samwald, Leiter Medien und Kommunikation beim FC Ingolstadt, sagte am Montagnachmittag: »Wir hatten kein Verständnis für die Entscheidung der Berliner Polizei. Um die Situation aber nicht eskalieren zu lassen, haben wir der Anordnungen Folge geleistet. Die Entschuldigung des Berliner Polizeipräsidenten Klaus Klandt nehmen wir an.«

Samwald betonte: »Wir bedauern, dass unser Spieler Almog Cohen beim Spiel am Sonntag in Berlin so etwas erleben musste. Wir gehen davon aus, dass sich ein solcher Vorfall nicht mehr wiederholt.«

Der israelische Fußballer Almog Cohen sagte dem Blatt, es sei das erste Mal, dass ihm so etwas in Deutschland passiert ist. Er habe einen der Ordner gefragt, ob auch Fahnen anderer Länder im Stadion verboten sind. Nur die israelische Fahne, habe daraufhin die Antwort gelautet. Das habe ihn schockiert, so Cohen. epd/ja

Kommentar

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  16.09.2025

Jerusalem

Israel kritisiert Sanktionspläne der EU-Kommission

Israels Außenminister Gideon Saar nennt erwartete Vorschläge für Sanktionen der EU-Kommission gegen sein Land »unverhältnismäßig« - und wirft ihr vor, sich auf Hamas-Angaben zu verlassen

 16.09.2025

Austausch

Ministerin Prien würdigt Deutsch-Israelischen Freiwilligendienst

Sie arbeiten in sozialen und jüdischen Einrichtungen in Israel und Deutschland. Bildungsministerin Prien sagt, warum ein solcher Austausch von jungen Leuten aus ihrer Sicht wichtig ist

von Leticia Witte  16.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Brüssel

EU-Kommission kündigt Vorschläge für Israel-Sanktionen an

Dabei wird es offenbar auch um ein mögliches Aussetzen von Handelsvorteilen gehen

 16.09.2025

Gaza-Flottille

Marlene Engelhorn fährt doch nicht nach Gaza

Entgegen reichenweitenstarken Ankündigungen segelt die Millionenerbin nicht mit. Vom trockenen Wien aus erhebt sie weiter Vorwürfe gegen Israel

von Imanuel Marcus  16.09.2025

Feier

Zentralrat der Juden feiert 75-jähriges Bestehen in Berlin

Der Zentralrat der Juden begeht am Mittwoch in Berlin offiziell sein 75-jähriges Bestehen. Der Bundeskanzler hält die Festrede. Gegründet wurde der Dachverband von 105 Gemeinden am 19. Juli 1950

von Leticia Witte  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Berlin

Wadephul will an Palästina-Konferenz in New York teilnehmen

Der deutsche Außenminister lehnt die Anerkennung eines Staates Palästina weiterhin ab. Bei einem von Frankreich ausgerichteten Treffen zum Thema will er aber dabei sein

 16.09.2025