Der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland, Shimon Stein, erwartet von Deutschland eine kritische Haltung gegenüber Israel. »Wenn es zu einem kritischen Dialog kommt, hat Deutschland gewisse Vorstellungen, wie sich die Sache entwickeln soll«, sagte er am Montag im ZDF-Morgenmagazin. Deutschland müsse sich dazu »klar und unmissverständlich« positionieren.
Das Vorgehen des deutschen Außenministers Johann Wadepuhl (CDU) bei dessen jüngstem Besuch in Israel lobte Stein. »Er hat auf die Positionen, wo sich Deutschland und Israel momentan nicht einig sind, hingewiesen«. Er gehe davon, dass Wadepuhl in den Gesprächen mit Israels Premier Benjamin Netanjahu und Außenminister Gideon Sa’ar noch deutlicher geworden sei, als vor den Kameras während einer Pressekonferenz.
Wadephul war am Wochenende nach Israel gereist und hatte bei seinem Antrittsbesuch betont, dass Israels Sicherheit deutsche Staatsräson bleibe. Zugleich forderte er in deutlichen Worten eine politische Lösung des Gaza-Konflikts.
Stein erklärte, dass sich die deutsch-israelischen Beziehungen seit deren Aufnahme im Jahr 1965 weiterentwickelt hätten. Sie müssten auch den Zeitgeist anerkennen, erklärte Stein. »Sowohl die israelische als auch die deutsche Regierung müssen Rücksicht auf gesellschaftliche Veränderungen in beiden Ländern nehmen, genauso wie auf die politische Lage, mit der wir heute konfrontiert sind«, so der frühere Botschafter.
Gleichzeitig äußerte er seine Sorge, dass die Kluft zwischen offizieller Meinung und der Meinung der deutschen Bevölkerung größer werde. Denn dann müsse die Legitimation der »offiziellen Meinung« gegenüber Israel auch Rücksicht auf die Meinung der Bevölkerung nehmen. »Das wird für meine Begriffe ganz schwierig sein«, sagte Stein. kna