Detmold

Rechtsradikalen-Anwalt darf Synagoge nicht für Parkplätze abreißen

Die Synagoge Detmold ist im Besitz eines Anwalts der rechten Szene. Er feierte in dem denkmalgeschützten Gebäude eine geschmacklose Halloweenparty und will es abreißen lassen, um Parkplätze zu errichten Foto: Jan Mathys

Das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen hat am Donnerstag den Abriss einer früheren Synagoge im lippischen Detmold abgelehnt. Mit seiner Entscheidung folgte das OVG in Münster einem vorangegangenen Urteil des Verwaltungsgerichts Minden. Eine Revision ist nicht zugelassen. (AZ: 10 A 1397/22; erste Instanz: VG Minden 9 K 3548/18)

In dem Streitfall handelt es sich um ein seit Ende der 1980er Jahre ungenutztes, verfallenes jüdisches Bethaus in der Innenstadt von Detmold. Der jetzige Eigentümer des Geländes will das alte Gebäude für einen geplanten Parkplatz abreißen lassen. Der Kläger ist ein Detmolder Rechtsanwalt namens Hendrik Schnelle, der 2002 wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, weil er behauptet hatte, Schwule müsse man wie Juden vergasen. Schnelle gilt als Anwalt für die rechtsextreme Szene, vertrat unter anderem einen Brieffreund der rechtsradikalen NSU-Terroristin vor Gericht. In dem Berufungsverfahren hatte er argumentiert, dass der historische Sachverhalt in dem Fall durch das Verwaltungsgericht Minden nicht ausreichend aufgeklärt worden und die Rettung des Gebäudes ihm »wirtschaftlich unzumutbar« sei.

Nach Auffassung der Vorsitzenden des 10. Senats des Oberverwaltungsgerichts, Richterin Gudrun Dahme, hat der Kläger keinen Anspruch auf eine Abrissgenehmigung, weil der Denkmalschutz der Beseitigung des Gebäudes entgegensteht. Für das Gericht stehe außer Zweifel, dass es sich bei dem Haus um eine Synagoge von 1633 handele, erklärte Dahme.

Unverkäuflichkeit des Denkmals nicht nachgewiesen

Der Kläger habe zudem die Unverkäuflichkeit des Denkmals nicht nachgewiesen, führte die Vorsitzende Richterin aus. Auch habe er sich »nicht hinreichend bemüht, das Denkmal zu einem angemessenen Preis an die Stadt Detmold zu verkaufen, die zur Bewahrung des kulturellen Erbes der Stadt ernsthaft am Kauf interessiert ist und diesen wiederholt und über Jahre angeboten hat«. In der mündlichen Verhandlung am Donnerstag hatte die Stadt dem Rechtsanwalt nochmals förmlich die Übernahme des Denkmals angeboten. Der Kläger hat nun noch die Möglichkeit, Beschwerde gegen die Entscheidung beim Bundesverwaltungsgericht einzulegen.

Lesen Sie auch

Laut Denkmaleintragung ist das Bauwerk 1633 als jüdischer Betsaal errichtet worden. Das Fachwerkhaus diente der jüdischen Gemeinde in Detmold mehr als 100 Jahre als Synagoge und zählt zu den ältesten nachgewiesenen Synagogen in Norddeutschland. Eine später an einem anderen Ort errichtete Synagoge wurde im Nationalsozialismus in der Nacht zum 10. November 1938 bei einem Brandanschlag zerstört. epd/ja

Vatikanstadt

Papst Leo XIV. verurteilt Terroranschlag in Sydney

Bei einem Terroranschlag auf eine Chanukka-Feier in Australien gibt es mindestens 15 Todesopfer. Der Papst findet deutliche Worte

 15.12.2025

USA

Ministerin: Silvester-Terrorattacke in Kalifornien vereitelt

Eine »linksextreme, propalästinensische, regierungsfeindliche und antikapitalistische« Gruppe soll Terroranschläge an der Westküste der USA vorbereitet haben

 15.12.2025

Australien

Faktencheck zum Terroranschlag in Sydney

Nach dem Blutbad am Bondi Beach ist noch vieles unklar. Solche Situationen nutzen Menschen in sozialen Netzwerken, um Verschwörungsmythen zu verbreiten

 15.12.2025

Faktencheck

Ahmed Al Ahmed hat einen Angreifer am Bondi Beach entwaffnet

Ein Passant verhindert Schlimmeres - und wird im Netz umbenannt. Angeblich soll Edward Crabtree einen der Täter von Sydney entwaffnet haben. Doch die Geschichte stammt von einer Fake-Seite

 15.12.2025

Dresden

Hauptverfahren gegen »Sächsische Separatisten«

Acht Mitglieder einer rechtsextremistischen Gruppe sollen sich vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden verantworten. An einem »Tag X« wollten sie laut Anklage gewaltsam an die Macht

 15.12.2025

Oranienburg

Gedenken an NS-Völkermord an Sinti und Roma

Bei der Gedenkveranstaltung wollen Schülerinnen und Schüler Textpassagen aus Erinnerungsberichten verfolgter Sinti und Roma vortragen

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Berlin

Hitlergruß im Bundestag? Anklage gegen AfD-Abgeordneten

Nach dem Vorwurf verliert Matthias Moosdorf seine Immunität. Auch innerhalb der AfD-Fraktion gab es zuletzt Spannungen um den Politiker

 15.12.2025

Anschlag

Sydney: Neue Details zu den mutmaßlichen Tätern

Hinweise aus Ermittlerkreisen deuten darauf hin, dass die Familie ursprünglich aus Pakistan stammt

 15.12.2025