Das Gedenken an das Massaker von Srebrenica vor 30 Jahren hat nach Einschätzung der Liberalen Rabbinervereinigung hierzulande eine besondere Relevanz. »Die Auseinandersetzung mit der Schoa bildet einen zentralen Bestandteil der politischen Kultur«, heißt es in einer Erklärung der Organisation vom Freitagmorgen. Eine offene, plurale Erinnerungskultur bedeute jedoch auch, andere Verbrechen einzubeziehen: »Nicht als Vergleich, sondern als Ausdruck gemeinsamer Verantwortung in Europa«.
Der Gedenktag stehe auch für die Aufgabe, »Geschichte als Teil gegenwärtiger und zukünftiger politischer und gesellschaftlicher Verantwortung ernst zu nehmen: in Bosnien und Herzegowina, in Deutschland und in Europa«, mahnten die Rabbiner. Die jüdische Gemeinschaft betrachte Erinnerung als Teil einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Gewalt und Verantwortung: »Erinnerung ist ein wichtiger Bestandteil öffentlicher Anerkennung und historischer Einordnung.«
Debatte im Bundestag geplant
Weltweit wird heute an das Massaker von Srebrenica vor 30 Jahren erinnert. Die UN-Vollversammlung hatte die Einführung des internationalen Gedenktags vor einem Jahr beschlossen - gegen den Widerstand Serbiens. Der 11. Juli soll fortan der Erinnerung an das Kriegsverbrechen gewidmet sein. Auch der Deutsche Bundestag befasst sich mit dem Thema und hat für den Vormittag eine Debatte auf die Tagesordnung gesetzt.
Das Massaker von Srebrenica zählt zu den dunkelsten Kapiteln des Bosnienkrieges (1992-1995). Mehr als 8000 muslimische Bosnier wurden im Juli 1995 durch die bosnisch-serbische Armee und serbische Paramilitärs ermordet. Die Opfer waren zuvor in eine Schutzzone der Vereinten Nationen geflohen. Die Nachwirkungen des Verbrechens belasten das Verhältnis zwischen den betroffenen Ländern und Ethnien bis heute. kna