Einspruch

Pragmatische Partner

Israel hat keine Freunde mehr in der Welt – außer den Amerikanern, versteht sich. Die Europäische Union ist ein Klub von eingefleischten Israelhassern, und in seiner näheren Nachbarschaft sieht sich der jüdische Staat eigentlich nur drohend gereckten Fäusten gegenüber. Richtig oder falsch?

Ganz und gar verkehrt. In den vergangenen Monaten hat Israel einen neuen Freund gewonnen: Griechenland. Fast alle Schiffe der zweiten Flottilla, die der antisemitischen Hamas ein Gastgeschenk in Form einer PR-Offensive machen wollten, hat die griechische Kriegsmarine gestoppt. Ein einziges Schiff kam durch. Um das haben sich die Israelis am Dienstag selbst gekümmert.

Pleite Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat kürzlich Israel besucht, und Bibi Netanjahu war zu Gast in Griechenland. Gewiss, für diese neue Partnerschaft gibt es miese Gründe: Dank des israelischen Erdgases könnte Griechenland vom arabischen Öl unabhängiger werden, und Israel hat versprochen, den Griechen trotz Pleite militärisch unter die Arme zu greifen. Gleichzeitig kapieren die Griechen aber auch, dass die Israelis ihnen eigentlich sehr ähnlich sind: Beide Staaten sind aus Bruchstücken des Osmanischen Reiches entstanden. Beide mussten Millionen von Flüchtlingen integrieren, die Opfer ethnischer Vertreibungen geworden waren. In beiden Ländern sind Staatsbürgerschaft und Religion auf vertrackte Weise ineinander verzahnt.

Was lernen wir daraus? Es gibt die sentimentale Vorstellung, die Juden seien dazu verurteilt, allein zu bleiben. »Siehe da, ein Volk, abgesondert wohnt es, und unter die Völker lässt es sich nicht rechnen«, heißt es in der Tora (4. Buch Moses 23,9). Leider wird bei diesem Zitat meist nicht erwähnt, wer hier spricht: Es ist der heidnische Prophet Bileam, ein unversöhnlicher Feind Israels. Das Bild von den »abgesonderten« Juden drückt antisemiti- sches Wunschdenken aus, nicht eine Realität. Israel hat sehr wohl Freunde in der Welt, und es hat die Kraft, neue Freunde zu finden.

Florida

»Die Zeit der ungestraften Israel-Boykotte ist vorbei«

Der US-Bundesstaat geht gegen Israel-Boykotteure weltweit vor: Florida verbietet seinen öffentlichen Einrichtungen die Zusammenarbeit mit Regierungen, Universitäten und Unternehmen, die BDS propagieren

von Michael Thaidigsmann  19.10.2025

»Brandmauer«

Internationales Auschwitz Komitee empört über neue Diskussion

Früherer einflussreiche Unionspolitiker hatten sich für eine neue Strategie im Umgang mit der AfD ausgesprochen

 19.10.2025

Schwerpunkt-Thema

Wie stark bleibt der Antisemitismus?

Die Zahlen von judenfeindlichen Vorfällen sind hoch. Fachleute zeigen sich abwartend bis skeptisch, wie die weitere Entwicklung sein wird

von Leticia Witte  19.10.2025

Berlin

Bündnis gegen Antisemitismus übergibt Aktionsplan an Bundestag

Mehr als 250 Organisationen und Prominente aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wenden sich gegen Judenhass – und an die Politik

 19.10.2025

Washington

US-Außenministerium warnt vor Angriffsplänen der Hamas

Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über »glaubwürdige Berichte« informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten

 19.10.2025

Medien

Merz: Habe mich mit Begriff Staatsräson immer schwergetan

Den Begriff in Bezug auf das deutsche Verhältnis zu Israel hat die damalige Kanzlerin Angela Merkel geprägt. Ihr Nachfolger erklärt nun, wie er dazu steht

 19.10.2025 Aktualisiert

Israel

Warum ich meine gelbe Schleife nicht ablege

Noch immer konnten nicht alle Angehörigen von Geiseln Abschied von ihren Liebsten nehmen

von Sophie Albers Ben Chamo  17.10.2025

Tel Aviv/Birmingham

Ex-Geisel zu Ausschluss von Maccabi-Fans: »Schämt euch!«

Emily Damari kritisiert den Ausschluss von Fans des Fußballvereins Maccabi Tel Aviv vom Europacupspiel bei Aston Villa. Sie spricht von einer »unerhörten Entscheidung«

 17.10.2025

Berlin/Ankara

Wadephul setzt auf Wiederannäherung von Türkei und Israel

Der deutsche Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Ankara eingetroffen. Er sieht sich in einer Rolle der klassischen Diplomatie. Das gilt auch für das schwierige Verhältnis des Gastgebers zum jüdischen Staat

 17.10.2025