Meinung

Paris und die Obsession Israel

Pierre Innocenti, der Wirt der Pariser Prominenten-Pizzeria »Chez Livio« und Margot Wallström, die schwedische Außenministerin, sind sich nie begegnet. Das ist bedauerlich, aber jetzt ist es dafür zu spät, denn Innocenti (40) ist gerade ermordet worden wie auch sein Cousin Stéphane Albertini.

Der Mann mit der Unschuld im Namen und sein Cousin sind zwei von über 130 Opfern, die islamistische Terroristen am vergangenen Freitag hingerichtet haben. Pierre und Stéphane, als sie gemeinsam im Bataclan Musik hörten.

hoffnungslos Während die zivilisierte Welt noch über die Hintergründe des Massenmordes rätselt, hatte Frau Wallström einen heißen Tipp, den sie dem schwedischen Fernsehen anvertraute: Nicht der »Islamische Staat« ist verantwortlich, sondern der jüdische. Israel ist an allem schuld. Nein, das hat sie so natürlich nicht gesagt, sie hat es etwas bekömmlicher serviert: Die Terroristen von Paris töteten, weil sie, wie die palästinensischen Messermörder oder Selbstmordattentäter, keine Perspektive hätten. Es sei diese »hoffnungslose Situation«, gegen die sie zur Gewalt greifen müssten, wenn sie sie nicht hinnehmen wollten. Als ob es zwischen Hinnehmen und Hinrichten nichts anderes gäbe.

Wenn es um islamistischen Terror geht, werden konsequenterweise, nicht nur von Frau Wallström, die Mordanschläge auf Israelis gerne übersehen. Die schwedische Botschaft in Israel wiegelt ab, Frau Wallström habe keine Verbindung zwischen Palästinensern und den Killerkommandos in Paris herstellen wollen. Wollen vielleicht nicht, aber trotzdem getan.

Werte Ihr Büro lässt mitteilen, das Freitagsmassaker sei »verachtenswert«, man müsse »für die humanistischen Werte aufstehen«. Vermutlich deshalb war Schweden unter den ersten der EU, die einen neuen Staat »Palästina« anerkannt haben. Dumm nur, dass sich die palästinensischen Straßenkiller in Israel damit offenbar immer noch nicht zufrieden geben.

Auf der lobenswerten Suche nach Schuldanteilen des Westens hat sich die schwedische Außenministerin zudem übel verrannt. Sie hätte nicht den Nahostkonflikt bemühen, sie hätte vor ihrer eigenen Haustür schauen sollen. 300 Jugendliche mit schwedischen Pässen werden dem IS zugerechnet, eine im Vergleich sehr große Terrormiliz mitten in Europa. Die pfeift auf »humanistische Werte« und wartet nur auf den Tag, an dem sie es Menschen wie Pierre Innocenti und seinem Cousin und uns beweisen kann.

Der Autor ist Journalist und Buchautor (»Israel ist an allem schuld«, mit Esther Schapira).

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