Meinung

Palästina ist nicht reif für die UNESCO

Die palästinensische Strategie, Anerkennung zu gewinnen, indem man sich multilateralen Institutionen anschließt, schreitet voran: Der Exekutivrat der UNESCO befürwortet den Antrag Palästinas auf Vollmitgliedschaft. Die USA, Deutschland und andere europäische Länder sprechen sich jedoch gegen die Aufnahme aus. Auf dem Weg zurück zu Friedensverhandlungen stellt er nur ein weiteres Hindernis dar. Die weit verbreitete Zustimmung für das Anliegen der Palästinenser beruht aber auf der Sympathie mit dem vermeintlichen »Underdog«. Sie orientiert sich nicht daran, ob die Autonomiebehörde wirklich für diesen Schritt reif ist.

Die UNESCO ist für Erziehung, Wissenschaft und Kultur zuständig. Gerade hier hat die Palästinensische Autonomiebehörde bislang wenige Fortschritte erzielt. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2008 kam zu dem Ergebnis, dass palästinensische Schulbücher das jüdische Volk dämonisieren und das Existenzrecht Israels infrage stellen. Dem jüdischen Staat wird einseitig die Schuld am Nahostkonflikt zugeschrieben, und ein Frieden mit Israel kommt als Ziel nirgends vor. Wie ist dies mit der UNESCO-Präambel vereinbar, in der es heißt, dass »der Frieden im Geist der Menschen verankert werden« muss?

Rachels Grab Ähnlich trostlos sieht es bei Wissenschafts- und Kulturthemen aus: Bislang hat die Palästinensische Autonomiebehörde ihren Beobachterstatus bei der UNESCO gerade mal dazu benutzt, um 2010 Rachels Grab und die Höhle der Patriarchen – zwei in den Autonomiegebieten gelegene Orte, die für das Judentum von besonderer religiöser Bedeutung sind – von der UNESCO als palästinensisch deklarieren zu lassen. Und was das historische Verständnis der palästinensischen Gebiete anbelangt, hat Präsident Mahmud Abbas bei seiner Rede vor der UN-Generalversammlung im September nur christliche und muslimische Wurzeln erwähnt – die noch älteren jüdischen Wurzeln kamen bei ihm nicht vor.

Der Weg zur staatlichen Anerkennung für die Palästinenser führt nicht nur über wirtschaftlichen Aufschwung und den Aufbau staatlicher Institutionen. Auch Toleranz und Pluralismus müssen in der Gesellschaft verankert werden. Solange in diese Richtung keine wichtigen Schritte unternommen wurden, sollten die Palästinenser nicht in die UNESCO aufgenommen werden.

Die Autorin ist Direktorin des American Jewish Committee Berlin.

Nach Eklats

Präsidentin der TU Berlin abgewählt

Sie war einst im Beraterkreis des damaligen Kanzlers Olaf Scholz und sorgte immer wieder für Kontroversen. Nun ist Geraldine Rauch als TU-Präsidentin abgewählt. Ihre Nachfolgerin ist keine Unbekannte

 03.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  03.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025

Verteidigung

Merz und Pistorius nicht bei Einführung von »Arrow 3«

Die Bundesregierung hatte immer wieder betont, wie wichtig das israelische Raketenabwehrsystem für Deutschlands Sicherheit sei

 03.12.2025

Sydney

Jüdische Organisationen prangern »Geißel« Antisemitismus an

Im Fokus steht dieses Mal Australien. Es ist Gastgeber einer Konferenz der internationalen jüdischen Initiative »J7«. Sie stellt Zahlen zu Judenhass auf dem Kontinent vor - und spricht von historischen Höchstständen

von Leticia Witte  02.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Philosophie

Hannah Arendt und die Freiheit des Denkens

Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts waren ihr Lebensthema. Sie sah ihre Aufgabe als politische Denkerin darin, die Welt und die Menschen zu verstehen. Die politische Theoretikerin starb vor 50 Jahren

von Jürgen Prause  02.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 02.12.2025 Aktualisiert