Jom Haschoa

Niemals vergessen!

Eva Umlauf Foto: picture alliance/dpa

Mehr als die Hälfte der Deutschen fordert, einen »Schlussstrich unter die Vergangenheit des Nationalsozialismus« zu ziehen, hat eine aktuelle Studie ergeben. Die Zahlen steigen seit Jahren. Wäre morgen Wahl, wäre die AfD stärkste Kraft in Deutschland, die Partei des Schlussstrichs. Dann ist die Wiese des Erinnerns gemäht. Da wächst nichts mehr. Kein Unkraut. Sie wollen, dass wir vergessen. Aber wie sollen wir unsere Toten jemals vergessen?

Wenn wir den Schlussstrich zulassen, ist es das Ende. Dann hat der Zweite Weltkrieg nie stattgefunden. Dann fängt alles wieder von vorn an. Was heißt das überhaupt, Schlussstrich? Dass wir nicht mehr über unsere Toten sprechen dürfen? Dass es keine Gedenktage mehr gibt? Dass die Arbeit von 80 Jahren umsonst war?

Wir Juden werden immer an den Holocaust denken müssen. Aber die Leute wollen vergessen und sich amüsieren.

Wir werden nicht zulassen, dass aus dem Ausrufezeichen hinter dem »Nie wieder« ein Fragezeichen wird.

Am diesjährigen Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, dem 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, waren wir 50 Überlebende. Vor fünf Jahren sind noch 200 gekommen. Nun ist auch Marian Turski gestorben, der Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees. Er hat am 27. Januar noch seine Rede gehalten. Mit 98 Jahren. Am 18. Februar war er tot.

Seine Stimme war so stark. Es war so, als habe er nur noch für diese Rede gelebt. Er wusste, so lange muss er durchhalten, um das zu schaffen. Ich stand da, und mir ging immer wieder die Frage durch den Kopf: »Was denkt ein Mensch, wenn er an der Schwelle zur Gaskammer steht?« Eine Mutter mit Kind auf dem Arm …? Diese Emotionen! Was diese Menschen durchgemacht haben!

Das lassen wir die Menschheit niemals vergessen. Das erzählen wir und erzählen wir und erzählen wir! Wir werden nicht zulassen, dass aus dem Ausrufezeichen hinter dem »Nie wieder« ein Fragezeichen wird.

Die Autorin ist Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin. Sie arbeitet als Psycho­therapeutin in München.

London

Nach antisemitischem Post: Lineker hört bei BBC auf

In den sozialen Medien teilt Gary Lineker einen Beitrag zum Israel-Gaza-Konflikt mit antisemitischer Konnotation. Nun zieht der frühere Fußballstar die Konsequenz

 19.05.2025

Berlin

Hologramme gegen Judenhass

Nach den Massakern und Geiselnahmen der Hamas in Israel organisierte Nicolai Schwarzer eine Solidaritätsdemo für jüdisches Leben. Nun startet der Unternehmer sein nächstes Projekt

von Verena Schmitt-Roschmann  19.05.2025

Berlin

Henryk M. Broder: Das Urvertrauen in die Politik ist dahin

Es scheine, als lebten Regierungspolitiker »in einer eigenen Welt«, in der »sie die wahren Probleme ausblenden und deshalb auch nicht bearbeiten«, so der »Welt«-Kolumnist

 18.05.2025

Meinung

Ohne Wissen und Gewissen 

Der taz-Redakteur Daniel Bax, studierter Islamwissenschaftler, sollte seinen Beruf wechseln. Die taz sollte ihm dabei helfen

von Maria Ossowski  18.05.2025

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  18.05.2025

Basel

Farbanschlag auf Yuval Raphael vereitelt

Crew-Mitglied des ESC wurde von Farbe getroffen

 18.05.2025

Karin Prien

»Ich bin eine jüdische Ministerin«

Die neue Bildungs- und Familienministerin will ihren Familienhintergrund auch in ihre Arbeit einbringen

 17.05.2025

Berlin

Weimer kritisiert Drohungen gegen Israel beim ESC

Israel gänzlich vom ESC auszuschließen, ist »das Allerletzte« sagt der Kulturstaatsminister

 17.05.2025

Nahost-Diplomatie

Medien: Syrien und Israel führen indirekte Gespräche. Trump: »Al-Sharaa ist ein starker Typ«

Der US-Präsident forciert bei seinem Nahostbesuch die Idee weiterer Abraham-Abkommen mit Israel - auch Syrien soll Interesse signalisiert haben

 16.05.2025