Mainz

Nicht eingelöstes Versprechen

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer Foto: imago

Malu Dreyer brachte die gute Nachricht. Anlässlich einer Konferenz an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität zu »50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen« teilte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin mit, dass die Studienstelle Israel am Fachbereich Politik zu einer dauerhaften Einrichtung aufgewertet werde – mit einem neuen Lehrstuhl.

Zu den Aufgaben der künftigen Professur gehöre es, »weitere fächerübergreifende Forschungs- und Lehrangebote zum Thema sowie wissenschaftliche Kontakte zu Hochschulen in Israel sowie im Nahen Osten zu initiieren und zu pflegen«, verkündete Dreyer.

bedeutung Knapp zwei Jahre später ist Dreyers Botschaft in der universitären Realität untergegangen. Der Lehrstuhl »Israel/Nahost« ist nach wie vor nicht besetzt. Und die viel gelobte Studienstelle Israel verliert immer mehr an Bedeutung, seit deren Leiter Alfred Wittstock, ein ausgewiesener Israel- und Nahostexperte, in den Ruhestand trat. »Wir sind sehr befremdet darüber«, sagt ein Sprecher der Hochschulgruppe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) an der Gutenberg-Universität.

Was die DIG-Studenten ärgert, ist dies: Die geplante Professur für Israelstudien im Institut für Politikwissenschaft wurde umgewidmet; der nun am Institut für Soziologie angesiedelte Lehrstuhl soll künftig »Soziologie der Ethnizität und Migration mit dem Schwerpunkt Israel/Naher Osten« thematisieren.

Der Fokus, so kritisiert die DIG-Hochschulgruppe, werde jetzt auf die »kulturelle Vielfalt« der gesamten Region, auf die »politischen Konflikte« und Migrationsbewegungen gelegt. Der angekündigte Israelschwerpunkt hingegen sei im Ausschreibungsverfahren bis zur Unkenntlichkeit verwischt worden. »Israel kommt bestenfalls die Rolle eines zumindest latent konflikthaften Teilnehmers zu.«

Daher hätten sich nun auch Wissenschaftler beworben, »die selbst zu Israel keinerlei fachlichen Bezug haben oder keine Lehrveranstaltungen zu Israel anbieten, sondern Israel lediglich als Beispiel benutzen wollen«. Offenbar sei die Universität nicht daran interessiert, »das akademische Potenzial einer vom Land dauerhaft finanzierten Israelprofessur auszuschöpfen«.

berufung Kritik wird auch an der Besetzung der Berufungskommission geübt. Während der emeritierte Leiter der Studienstelle, Alfred Wittstock, dieser nicht angehöre, sei Günter Meyer Kommissionsmitglied. In der israelischen Presse wurde der Mainzer Geografieprofessor vor fünf Jahren hart angegriffen, weil er sich gegen die Teilnahme des israelischen Iran-Experten Ronen A. Cohen an einer wissenschaftlichen Konferenz ausgesprochen hatte, da dieser an der Universität Ariel lehre, die sich im von Israel besetzten Westjordanland befinde. Das werfen ihm nun auch die DIG-Studenten vor.

Weder die Gutenberg-Universität noch die Landesregierung möchten zum laufenden Berufungsverfahren derzeit Auskünfte erteilen. Ergänzend teilte die Sprecherin von Malu Dreyer lediglich mit, dass die »Ausschreibung der Professur in Abstimmung mit der Landesregierung erfolgt« sei. Von einer »Israelprofessur« ist keine Rede mehr.

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025

Brüssel

Keine Nato-Rüstungsaufträge mehr an israelische Firma?

Einem Bericht verschiedener Medien zufolge ist Israels führendes Wehrtechnikunternehmen Elbit Systems wegen Korruptionsverdachts vorläufig von weiteren Vergabeverfahren ausgeschlossen worden

 10.12.2025

Polen

Neun polnische KZ-Opfer werden im Juni seliggesprochen

Die Nationalsozialisten brachten in Dachau und Auschwitz auch Hunderte polnische Priester um. Die katholische Kirche verehrt mehrere von ihnen als Märtyrer. Bald werden neun weitere Geistliche in Krakau seliggesprochen

 10.12.2025

Soziale Medien

Historiker: Geschichte von tanzendem Mädchen in KZ frei erfunden

Ein Faktencheck

 10.12.2025

Deutschland

Rechtsextremismus beunruhigt Deutsche stärker als Zuwanderer

Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu, während die Angst vor Rechtsextremismus bei Deutschen ohne Migrationshintergrund besonders hoch ist. Was verrät die neue KAS-Studie noch?

 09.12.2025

Medien

Äußerst ungewöhnlicher Schritt: Irans Staatssender gesteht Fehler bei Kriegsberichterstattung ein

Nach dem Krieg gegen Israel gesteht der Präsident des iranischen Staatssenders eine Falschmeldung ein. Die Hintergründe

 09.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 09.12.2025

Naher Osten

Bericht: Keine Rolle für Tony Blair bei Gaza-Friedensrat

Anstelle Blairs ist der bulgarische Diplomat und ehemalige Nahostgesandte Nickolay Mladenov im Gespräch, wie die »Financial Times« vermeldete

 09.12.2025