Berlin

»Nicht auf die leichte Schulter nehmen«

Foto: imago

Der Zentralrat der Juden fordert ein striktes Vorgehen gegen antisemitische Verschwörungsmythen in der Corona-Pandemie. Man dürfe diese judenfeindliche Ideologie nicht auf die leichte Schulter nehmen, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

VOLKESVERHETZUNG »Ich bin auch der Meinung, dass die Strafverfolgungsbehörden hier sehr genau hinschauen und rigoros prüfen müssen, was Volksverhetzung ist und was Meinungsfreiheit.« In Fällen von Volksverhetzung müsse entsprechend konsequent durchgegriffen werden.» Wenn es zu einschneidenden Veränderungen kommt, für die es keine einfachen Erklärungen gibt, werden häufig Schuldige gesucht, und das sind oft Minderheiten wie Juden«, betonte Schuster.

Eine ähnliche Situation habe es im Mittelalter mit der Pest gegeben. »Juden wurden zu Sündenböcken gestempelt. Da ging es um angeblich vergiftete Brunnen, es gab Lynchmorde, und es haben Synagogen gebrannt.«

Eine ähnliche Situation habe es im Mittelalter mit der Pest gegeben, sagte Schuster: »Juden wurden zu Sündenböcken gestempelt. Da ging es um angeblich vergiftete Brunnen, es gab Lynchmorde, und es haben Synagogen gebrannt.«

Im Zuge von Anti-Corona-Maßnahmen-Demos waren immer wieder auch Holocaust-Vergleiche aufgetaucht. Dazu zählen etwa ein gelber »Judenstern« mit dem Wort »Ungeimpft«, gestreifte Kleidung, die der Uniform eines KZ-Häftlings nachempfunden war oder Aufschriften wie »Maske macht frei« - eine Anspielung auf den Spruch im Torbogen des Vernichtungslagers Auschwitz, »Arbeit macht frei«.

RECHTSEXTREMISMUS »Die größte Bedrohung für jüdisches Leben in Deutschland ist der Rechtsextremismus«, betonte Schuster. »Wir wissen seit Jahren, dass etwa 20 Prozent der Menschen in Deutschland antijüdische Vorurteile haben.«

Lange Zeit hätten sich diese Menschen jedoch nicht getraut, das zu sagen, was sie denken. »Das hat sich inzwischen geändert. Antisemitismus wird wieder offen geäußert«, sagte Schuster. dpa

Brüssel

»Gegen EU-Grundwerte«: Kommission verurteilt Festival

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission hat den Boykott der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani in die Nähe von Antisemitismus gerückt und scharf verurteilt

von Michael Thaidigsmann  12.09.2025

Belgien

»Ruf unseres Landes beschmutzt«: Premier rügt Gent-Festival

Premier Bart de Wever kritisiert die Leiter eines belgischen Festivals dafür, die Münchner Philharmoniker und ihren Dirigent Lahav Shani ausgeladen zu haben

 12.09.2025

Berlin

Humboldt-Universität will gegen Antisemitismus vorgehen

Präsidentin Julia von Blumenthal sieht ihre Hochschule für künftige Auseinandersetzungen rund um den Nahost-Konflikt gut vorbereitet

von Lukas Philippi  12.09.2025

Gaza

Die Genozid-Lüge

Wie die Hamas nach dem 7. Oktober vom Täter zum Opfer wurde – und Israel zur Verkörperung des Bösen schlechthin

von Stephan Lehnstaedt  12.09.2025

Nachkriegsjustiz

Verhandlung über Massenmord: Vor 80 Jahren begann der Belsen-Prozess

Fünf Monate nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erhob ein britisches Militärgericht in Lüneburg Anklage gegen die Täter. In einer Turnhalle begann damit vor 80 Jahren der erste große NS-Kriegsverbrecherprozess in Deutschland

von Karen Miether  12.09.2025

Belgien

Deutsche Botschaft beendet Partnerschaft mit Gent-Festival

Die Deutsche Botschaft in Brüssel hat nach der Ausladung der Münchner Philharmoniker ihre Zusammenarbeit mit dem Flandern-Festival in Gent eingestellt

von Michael Thaidigsmann  11.09.2025

Debatte

Zentralrat nennt Ausladung Shanis »fatales Signal«

Wer einen Künstler aufgrund seiner Staatsangehörigkeit oder seiner jüdischen Religion ausgrenzt und diskreditiert, trete die Demokratie mit Füßen

 11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025

Urteil

Bundesgerichtshof bestätigt Geldstrafen gegen Höcke

Das Landgericht Halle habe in nicht zu beanstandender Weise festgestellt, dass der AfD-Politiker die verbotene SA-Parole »Alles für Deutschland« und »Alles für« gerufen hat

 11.09.2025