Berlin

Neukölln: Festnahmen bei Kundgebung gegen Antisemitismus

Unter dem Motto »Jüdisches Leben ist keine Provokation« rief unter anderem die Deutsch-Israelische Gesellschaft am Sonntag zu der Kundgebung vor dem Rathaus in Berlin-Neukölln auf. Foto: Rolf Walter/xpress.berlin

Vor dem Rathaus Neukölln haben am Sonntagnachmittag etwa 300 Menschen gegen Antisemitismus in dem Berliner Bezirk demonstriert. Zu der Kundgebung unter dem Motto »Jüdisches Leben ist keine Provokation!« hatte das Bündnis gegen Antisemitismus Neukölln aufgerufen. Unter Befolgung von Abstandsregeln und Maskenpflicht versammelten sich die Teilnehmer auf dem Platz vor dem Rathaus.

Solidarität Die Mitglieder des Bündnisses gegen Antisemitismus Neukölln – ein Zusammenschluss aus Vertretern des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), dem Mideast Freedom Forum Berlin und der Gruppe Ehrlos Statt Wehrlos – wollten mit der Kundgebung die »Stimme gegen Antisemitismus dort erheben, wo er uns alltäglich begegnet«, wie es im Aufruf hieß. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft, das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus sowie weitere jüdische Organisationen unterstützten die Kundgebung. Auch kurdische und iranische Exilgruppen erklärten sich solidarisch.

Auch bei der Demonstration »Internationalist Queer Pride for Liberation« am Neuköllner Hermannplatz kam es zu judenfeindlichen Vorfällen.

Das Bündnis gegen Antisemitismus fordert, dass jeglicher Antisemitismus als Hassverbrechen bestraft und Veranstaltungen, die Judenhass in Deutschland fördern, gestoppt werden müsse. Außerdem forderten die Organisatoren, dass jährlich zusätzlich 25 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt in Projekte gegen Judenhass fließen sollten.

Drohungen Der Berliner Bezirk Neukölln mit seinen rund 330.000 Einwohnern macht immer wieder wegen antisemitischen Vorfällen Schlagzeilen. Im Mai zum Beispiel war es am Rande einer israelfeindlichen Kundgebung auch zu Beleidigungen und Drohungen gegen Juden gekommen. Am Samstag beschimpften Teilnehmer einer Demonstration mit dem Titel »Internationalist Queer Pride for Liberation« vom Neuköllner Hermannplatz nach Kreuzberg Medienvertreter als »Zionistenpresse«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Bezirksbürgermeister von Neukölln, Martin Hikel (SPD), erklärte: »Ich bin fest davon überzeugt, dass der Kampf gegen Antisemitismus immer ein Kampf für Demokratie ist«. Es dürfe nicht normal sein, dass Menschen mit Kippa oder Davidstern Angst vor Übergriffen haben müssen, sagte Hikel. »Offener Antisemitismus ist weder in Neukölln noch irgendwo anders in Berlin zu tolerieren.«

festnahmen Am Rande der Demonstration wurden zwei Männer wegen judenfeindlicher Parolen festgenommen. Wie die Polizei am Montag mitteilte, soll ein Autofahrer am Kundgebungsort vor dem Rathaus Neukölln aus dem Wagen heraus antisemitische Parolen gerufen haben. Ein Zeuge habe sich daraufhin vor das Auto des Tatverdächtigen gestellt und diesen an der Weiterfahrt gehindert.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der 44-jährige Verdächtige wurde vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen, weil er unterschiedliche Angaben zu seiner Person machte und keine gültige Fahrerlaubnis besaß. Kurz vor Ende der Kundgebung habe sich ein weiterer Mann der Versammlung genähert und antisemitische Parolen gerufen. Einsatzkräfte nahmen einen 37-jährigen Verdächtigen noch in der Nähe fest. ja/epd

Lesen Sie mehr zum Thema in unserer nächsten Print-Ausgabe am Donnerstag.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  06.05.2025

8. Mai

Deutschland braucht noch Zeit

Auch 80 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft sind entscheidende Fragen umstritten: Wer wurde befreit, von wem genau, und was folgt daraus? Ein Gesprächsangebot

von Igor Matviyets  06.05.2025

Essay

Bitburg 1985: Plötzlich waren wieder die Juden schuld

Maram Stern über eine Zeit, als in Deutschland schon einmal versucht wurde, einen Schlussstrich zu ziehen

von Maram Stern  06.05.2025

Studie

Bildungsstätte Anne Frank: NS-Geschichte wird im Netz zum Spiel

Dabei würden falsche Darstellungen und antisemitische Klischees verbreitet

 06.05.2025

Kanzlerwahl

So reagiert das Ausland auf die Wahl-Niederlage von Friedrich Merz

Die Niederlage von Friedrich Merz im ersten Wahlgang überrascht auch die internationalen Medien.

 06.05.2025

Presseschau

»Drama beGermania«: Wie israelische Medien auf die Kanzlerwahl blicken

Auch in Israel wird der Krimi um die im ersten Gang gescheiterte Wahl von Friedrich Merz mit Interesse verfolgt. Ein Überblick

 06.05.2025

Berlin

Friedrich Merz ist Bundeskanzler

Nach der historisch einmaligen Niederlage im ersten Wahlgang wurden die Abgeordneten am Nachmittag zum zweiten Mal an die Urne gerufen

 06.05.2025 Aktualisiert

Reaktionen

Jüdische Stimmen zum gescheiterten ersten Wahlgang

Michel Friedman, Sergey Lagodinsky, Esther Schapira: Wir haben Jüdinnen und Juden aus Politik und Medien nach ihrer Einschätzung gefragt

 06.05.2025

Kommentar

Springt über euren Schatten!

Friedrich Merz ist schwer angezählt. Trotzdem sollten sich im zweiten Wahlgang alle Abgeordneten einen Ruck geben und ihn zum Kanzler wählen. Es geht um die Demokratie

von Michael Thaidigsmann  06.05.2025