Berlin

»Menschenverachtende Instrumentalisierung von Opfern«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Thomas Lohnes/ZR

Die Überschrift lautet »Merkels Stolpersteine«, und zu sehen sind Messingplatten, die denen, die auf deutschen Gehwegen zur Erinnerung an Schoa-Opfer verlegt werden, täuschend ähnlich sehen. Doch »Merkels Stolpersteine«, die im Internet auf Facebook und Twitter herumgereicht werden, erinnern an Mädchen, die in den vergangenen Monaten ermordet wurden – etwa die 14-jährige Susanna F. aus Mainz und die 15-jährige Mia V. aus dem rheinland-pfälzischen Kandel. Die Täter waren vermutlich Flüchtlinge.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, nennt die Aktion eine »menschenverachtende Instrumentalisierung von Opfern«. Zur in Berlin erscheinenden »tageszeitung« (taz) sagte er, die Initiatoren scheuten »nicht einmal davor zurück, die Schoa zu relativieren, indem sie die Stolpersteine nachahmen«.

kandel Hinter der Aktion steckt nach Angaben der taz die AfD-nahe Initiative »Kandel ist überall«. Nach Angaben der taz gehört auch die baden-württembergische AfD-Landtagsabgeordnete Christina Baum zu den Verbreitern des Posts. Sie hat kommentiert: »Frau Merkel, das sind Ihre Stolpersteine. Sie haben unzähliges Leid über unzählige Familien in Deutschland gebracht. Wir werden Sie zur Rechenschaft ziehen.«

Auf Facebook hat die Initiative »Kandel ist überall« ein Foto mit »Merkels Stolpersteinen« als Profilbild verwendet. Auf die Kritik des Zentralrats der Juden reagiert die Initiative mit dem Kommentar: »Dass halb Deutschland das Andenken an ermordete Juden mit den Füßen in den Straßenschmutz tritt, stört scheinbar kaum einen ...«

gedenken »Stolpersteine« sind eine in Deutschland seit 1992 verbreitete – und teils umstrittene – Gedenkform an Opfer der NS-Herrschaft, die der Kölner Künstler Günter Demnig entwickelt hat. Meist wird vor Wohnhäusern von Menschen, die in der Schoa verfolgt und ermordet wurden, eine Messingplatte in den Fußweg eingelassen, auf der die Lebens- und Sterbedaten dieser Menschen notiert werden.

Demnig reagierte auf die Information, dass seine Kunstaktion von der politischen Rechten missbraucht wird, gelassen. Er halte es für empörend, vielleicht werde er auch urheberrechtlich dagegen vorgehen, aber prinzipiell wolle er solchen Leuten keine große Bühne geben. Was sie gemacht hätten, das sei »so schlimm, das steht für sich«. ja

Neuss

Auktion von Besitztümern von NS-Opfern abgesagt

Im Fall der geplanten Auktion von Besitztümern von NS-Opfern hat sich die polnische Regierung eingeschaltet. Auch das Auschwitz-Komitee will die Versteigerung verhindern

 16.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Berlin

Merz verspricht Schutz jüdischen Lebens in Deutschland

Bei der diesjährigen Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz im Jüdischen Museum Berlin an Amy Gutmann und David Zajfman gab Bundeskanzler Friedrich Merz ein klares Versprechen ab

 16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Berlin

Angriff auf Leiter deutsch-arabischer Schule in Neukölln

Al-Mashhadani gilt als Kritiker islamistischer Netzwerke und setzt sich für einen arabisch-israelischen Austausch ein

 15.11.2025

Debatte

»Hitler hatte eine unentdeckte genetische sexuelle Störung«

Eine neue britische Dokumentation über Adolf Hitler sorgt für Diskussionen: Kann die Analyse seiner DNA Aufschluss über die Persönlichkeit des Massenmörders geben?

 15.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Geplante Auktion ist schamlos 

Ein Neusser Auktionshaus will einen »Judenstern« und Briefe von KZ-Häftlingen und deren Angehörigen versteigern. Das internationale Auschwitz-Komitee reagiert

 15.11.2025

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025