Bundespräsident

Mehr Anerkennung für Kriegsopfer der Sowjetunion gefordert

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst. Foto: picture alliance/dpa

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine stärkere Anerkennung der sowjetischen Opfer des Zweiten Weltkriegs in Deutschland gefordert. »Niemand hatte in diesem Krieg mehr Opfer zu beklagen als die Völker der damaligen Sowjetunion«, sagte Steinmeier am Freitag in der zentralen Gedenkrede in einer Reihe von Veranstaltungen zum 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion.

Und doch seien diese Millionen »nicht so tief in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt, wie ihr Leid und unsere Verantwortung es fordern«, beklagte das Staatsoberhaupt und betonte: »Der deutsche Krieg gegen die Sowjetunion war eine mörderische Barbarei.«

Ausstellung Steinmeier hielt die knapp 40-minütige Rede anlässlich einer Ausstellungseröffnung im Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst, dort, wo 1945 die Wehrmacht die Kapitulationsurkunde unterzeichnete.

Am nächsten Dienstag, dem exakten Jahrestag des am 22. Juni 1941 gestarteten Überfalls auf die Sowjetunion, will Steinmeier einen Kranz am Sowjetischen Ehrenmal Schönholzer Heide in Berlin-Pankow niederlegen, wo die sterblichen Überreste von mehr als 13.000 Offizieren und Soldaten der Roten Armee begraben sind. 27 Millionen Menschen wurden Opfer des Krieges im heutigen Russland, der Ukraine, Belarus und den baltischen Staaten. 14 Millionen von ihnen waren Zivilisten.

In seiner Rede rief Steinmeier durch Überlieferungen des damaligen sowjetischen Kriegsgefangenen Boris Popov, verachtenden Worten eines damaligen Wehrmachtsoldaten und Berichten anderer Zeitzeugen die Grausamkeit des Krieges im Osten in Erinnerung. Er sprach von Erschießungskommandos, brutalen Verwüstungen, Ausbeutung, Hungertoten durch Blockaden von Städten durch die deutsche Wehrmacht. »Jeder Krieg bringt Verheerung, Tod und Leid. Doch dieser Krieg war anders«, sagte Steinmeier. Die Opfer seien entmenschlicht worden.

Dabei verwies Steinmeier auf ein Foto in der am Freitag eröffneten Ausstellung, das Hunderte Bäume ohne Blätter, Zweige und Rinde zeige. »Sowjetische Kriegsgefangene haben sie mit bloßen Händen von den Stämmen gekratzt, um nicht den Hungertod zu sterben«, sagte er. Das Foto stamme aus Schloss Holte-Stukenbrock in Ostwestfalen, »keine Stunde von meinem Heimatort entfernt«, berichtete er und weiter: »wo ich in meiner Schulzeit auch nichts erfahren habe über das, was weniger als zwei Jahrzehnte vorher dort geschah.«

Schicksal So schwer es fallen möge, daran müsse man erinnern, appellierte Steinmeier. Das schwere Schicksal der eigenen, deutschen Soldaten, die in sowjetischer Kriegsgefangenschaft waren, habe das Interesse am Schicksal der sowjetischen lange überlagert, sagte Steinmeier. »Bei manch einem erleichterte es in der unmittelbaren Nachkriegszeit womöglich auch das deutsche Gewissen«, ergänzte er. Zudem hätten der Krieg und die darauf folgende Teilung Europas auch die Erinnerung geteilt. »Das zu ändern, ist unsere Aufgabe«, sagte er.

Das Gedenken und der gewählte Ort - das Museum befindet sich im einstigen sowjetischen Hauptquartier - sorgte zuvor für diplomatische Verwicklungen. Der ukrainische Botschafter hatte seine Teilnahme an der Gedenkveranstaltung abgesagt. epd

Berlin

Erster Abgeordneter des Bundestags kehrt AfD nach Hochstufung den Rücken

Die Folgen der Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz als »gesichert rechtsextremistisch« sind noch nicht absehbar. Ein Abgeordneter im Bundestag zieht für sich Konsequenzen

 05.05.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  05.05.2025

Geiseln

Hamas veröffentlicht Video von Maxim Herkin

Der 36-jährige Familienvater wurde von den Terroristen vor die Kamera gezwungen

von Sabine Brandes  05.05.2025

Deutschland/Israel

Gemeinsame Werte

Berlin und Tel Aviv haben ihre Städtepartnerschaft besiegelt

 05.05.2025

Wiesbaden

Hessischer Minister schließt AfD-Politiker von Reisen aus

Gastgeber im Ausland für Fotos mit AfD-Politikern zusammenbringen? Für Manfred Pentz nun ein Tabu. Seine erste Reiseausladung ist kurzfristig

 05.05.2025

Interview

»Wir sind ein Impulsgeber«

Zentralratspräsident Josef Schuster über die Internationale Task Force gegen Antisemitismus J7, den deutschen Vorsitz und ein Treffen in Berlin

von Philipp Peyman Engel  05.05.2025

Interview

»Antiisraelische Meinungen und die Stimmungen machen uns Sorgen«

Inessa Myslitska über die Auswirkungen des 7. Oktober auf Jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Drohanrufe und Hilfe für jüdische Flüchtlinge aus der Ukraine

von Oliver Gierens  05.05.2025

Oranienburg

Woidke warnt vor Umdeutung der NS-Geschichte

Manche Geschichtsleugner wollten vom Holocaust nichts mehr wissen, erklärt der Ministerpräsident Brandenburgs (SPD)

 05.05.2025

Berlin

Union und SPD wollen sich zu Umgang mit rechtsextremistischer AfD verständigen

Jens Spahn hatte empfohlen, sie wie andere Oppositionsparteien zu behandeln. Nun äußert er sich erneut

 05.05.2025