Meinung

Mehr als nur eine Hochzeitsbörse

Gemeinsam für unsere Zukunft» – so lautet der Untertitel des Jugendkongresses «Jews – we can», der am heutigen Donnerstag in Weimar beginnt. Durch die zeit- und ortsgleiche Ratsversammlung des Zentralrats hat er eine Aufwertung erfahren: Die jungen Erwachsenen haben die Gelegenheit, mit den Präsidiumsmitgliedern in Kontakt zu treten und sich mit ihnen auszutauschen. Der Jugendkongress ist legendär, und das schon für mehrere Generationen von Juden in Deutschland. Mag sein, dass das oftmals sarkastisch verwandte Wort von der «Heiratsbörse» einen Funken Wahrheit in sich trägt. Unzählige Paare lernten sich dort kennen und lieben.

Aber der Jugendkongress bietet doch sehr viel mehr. Er ist die Möglichkeit derer, die man im Judentum gerne die «verlorene Generation» nennt, sich bundesweit zu finden. Hier können die Über-18-Jährigen zusammenkommen, miteinander diskutieren und sich vernetzen. Oft wird von jungen Juden in Deutschland bemängelt, sie hätten zu wenig Kontakt zu «denen da oben», sie würden zu wenig gefragt, ihre Anregungen nicht aufgenommen. Entsprechend groß sind die Erwartungen der Teilnehmer: Sie wollen ihre Stimme nutzen.

Generation Denn diese Stimme, dieses Engagement haben sie: Immer mehr junge jüdische Menschen stellen sich zur Wahl in den Gemeindegremien. Wenn man bedenkt, dass in den jüdischen Gemeinden ein Großteil der Arbeit ehrenamtlich vonstatten geht, sollte dieses Vorpreschen der jungen Generation mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen werden. In Berlin stellt sich ein 22-Jähriger zur Repräsentantenwahl, in Hamburg ist ein Vorstandsmitglied 25 Jahre alt. Dass diese jungen, engagierten Menschen Unterstützung älterer Gemeindemitglieder mit Erfahrung brauchen, ist offensichtlich – und dass sie diese erhalten, wünschenswert.

Was den jungen, engagierten Juden jedoch am meisten fehlt, ist Wertschätzung. Diese muss sich nicht zwangsläufig monetär ausdrücken: Es sind die kleinen, symbolischen Gesten, die den Unterschied machen. Warum keine Ehrung vor der gesamten Gemeinde für den 16-jährigen Madrich, der jeden Sonntag morgens aufsteht, um die Kinder zu betreuen? Warum nicht für den 26-jährigen Jugendzentrumsleiter, der für 400 Euro ein Team von jungen Madrichim koordiniert und nebenbei sein Medizinstudium nebst Privatleben vereinbaren muss?

Solche Maßnahmen schaffen Motivation und weiteres Engagement. Dann arbeiten wir «gemeinsam für unsere Zukunft».

Der Autor ist Jugendreferent im Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein.

Jubiläum

Stimme der Demokratie

Vor 75 Jahren wurde der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Heute hat das Gremium vielfältige Aufgaben und ist unverzichtbarer Teil dieses Landes

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Meinung

Sánchez missbraucht ein Radrennen für seine Israelpolitik

Dass Spaniens Regierungschef die Störer der Vuelta lobte, ist demokratieschwächend und gehört zu seinem Kalkül, Israel weltweit zu isolieren

von Nicole Dreyfus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

Zentralrat

Schuster: Zwei-Staaten-Lösung nach Friedensverhandlungen mit Israel

Ein jeweils selbstständiger Staat Israel und Palästina - dafür spricht sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland aus. Unter bestimmten Voraussetzungen

von Leticia Witte  17.09.2025

Köln

Antisemitische Ausschreitungen bei Kreisliga-Spiel

Spieler des Vereins Makkabi wurden offenbar beschimpft, bespuckt und körperlich attackiert

 17.09.2025

Antisemitismus

Berliner Treitschkestraße wird am 1. Oktober umbenannt

Der Straßenname erinnert künftig an die im KZ Theresienstadt gestorbene ehemalige Direktorin des früheren jüdischen Blindenheims von Steglitz, Betty Katz (1872-1944)

 17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025

Berlin

Ahmetovic: Berlin muss Weg für Israel-Sanktionen freimachen

Der SPD-Politiker fordert, dass die schwarz-rote Koalition ihre »Blockadehaltung« beendet und die Vorschläge von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für konkrete Maßnahmen gegen den jüdischen Staat unterstützt

 17.09.2025