Berlin

Mahnwache am Brandenburger Tor

»Antisemitismus vor allem unter jungen Muslimen darf nicht einfach hingenommen werden«: Zentralratsvizepräsident Abraham Lehrer Foto: Gregor Zielke

Mit einer Mahnwache haben Muslime, Christen, Juden und die Spitzen der Politik am Dienstag in Berlin der Opfer der Anschläge von Paris gedacht. Bundespräsident Joachim Gauck dankte den Muslimen in Deutschland für ihr Eintreten gegen religiösen Fanatismus. »Die Terroristen wollten uns spalten. Erreicht haben sie das nicht«, sagte Gauck. Nach Polizeiangaben nahmen rund 10.000 Menschen an der Mahnwache vor dem Brandenburger Tor teil.

Gauck forderte in seiner kurzen Rede auch alle Deutschen auf, Muslime und Juden gegen Angriffe wegen ihrer Religionszugehörigkeit zu verteidigen. Mit Verweis auf jüngste antisemitische Parolen und Brandanschläge auf Moscheen sagte das Staatsoberhaupt, dem zu wehren, sei nicht allein Sache der Religionsgemeinschaften. »Es ist unser aller Sache«, sagte Gauck.

Bei den Gewalttaten in Frankreich wurden 17 Menschen getötet, darunter Zeichner des Satire-Magazins »Charlie Hebdo«. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte, bei aller Kritik an Inhalten müssten Journalisten, Künstler und Satiriker die Freiheit haben, ihre Stimme zu erheben. »Die Täter haben den Islam in den Schmutz gezogen.«

Radikalisierung Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, forderte die Muslime in seiner Rede auf, gegen Terrorismus vorzugehen. Gerade im Islam gebe es eine immer stärkere Radikalisierung, sagte Lehrer. Davor dürfe man die Augen nicht verschließen.

Auch in Deutschland sei die muslimische Gemeinschaft gefordert, so Lehrer. »Antisemitismus vor allem unter jungen Muslimen darf nicht einfach hingenommen werden. Der schädliche Einfluss vieler Fernsehsender aus dem arabischen Raum und des Internets muss bekämpft werden. Die muslimischen Verbände tragen dabei eine hohe Verantwortung.«

Die jüdische Gemeinschaft weltweit sei von den Ereignissen in Paris tief getroffen. Denn wieder einmal habe sich gezeigt, dass die Islamisten die freiheitlichen westlichen Demokratien treffen und Juden vernichten wollten. »In Frankreich wurden Zeichner ermordet, weil sie für die Meinungs- und Pressefreiheit eintraten. Es wurden Polizisten ermordet, weil sie diese Menschen schützten. Und es wurden Juden ermordet – weil sie Juden waren«, sagte Lehrer.

Gesellschaft
Man wolle nicht denen das Feld überlassen, die einen Keil in die Gesellschaft hineintreiben wollen, sagte der Berliner Bischof Markus Dröge. »Juden, Christen und Muslime sagen gemeinsam Nein zu jeder Gewalt im Namen des Glaubens an Gott.« Dröge hielt das Grußwort für den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Der Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland, Weihbischof Matthias Heinrich, stellte fest: »Bei allem, was die Religionen trennen mag, es eint uns der Wille, uns nicht gegeneinander aufbringen zu lassen.« Heinrich sprach sich dafür aus, sich verstärkt mit den Ursachen für den Hass auseinanderzusetzen. epd/ja

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